Kapitel 2

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Verschlafen reibe ich mir die Augen und richte mich langsam auf. Ich strecke mich und gähne erstmal ausgiebig. Immer noch müde, schlurfe ich runter in Küche, wo mein Bruder Luke bereits frühstückt. „Allerliebstes Brüderchen möchtest du mir vielleicht ein Nutella Brot streichen und mir eine Tasse Kaffee herunterlassen, während ich kurz ins Bad geh und mir die Zähne putze?“, frage ich ihn zuckersüß und klimpere mit den Wimpern. Er starrt mich mit diesem willst-du-mich-verarschen-Blick an. Da er keine Andeutungen macht sich zu bewegen bettel ich noch mal. „Ach komm schon!“ „Zauberwort?“, fragt er grinsend. Augenrollend quietsche ich mit kindlicher Stimme: „Biiiiiiiiiiiiiitteeeeeeeee!!!!!“ Verständnislos sieht er mich an und ich runzle die Stirn. „Was denn? Ich hab doch schon bitte gesagt, was willst du denn noch?“ Luke starrt mich weiterhin an und meint schließlich langsam: „Ich dachte immer, das Zauberwort wäre Hokuspokus!“ Genervt antworte ich meinem großen Bruder: „Wir sind doch nicht im Kindergarten! Egal ob bitte oder Hokuspokus oder was auch immer: kannst du mir jetzt BITTE Frühstück machen? Ich hab nicht ewig Zeit! Wie spät ist es eigentlich?“ Etwas überfordert meint er: ,,Also es ist halb 12 und Frühstück mach ich nur, wenn du mir erzählst, wer der Typ war, der dich gestern heimgebracht hat!“ Was? Schon so spät? Naja egal, dann lass ich das Mittagessen halt heute mal aus! Kurz wiege ich ab ob es nicht am Schlausten wäre mir einfach selbst etwas her zu richten, aber eigentlich kann ich Luke eh alles erzählen, da ich sowieso nicht viel über Micha weiß. „Also gut! Mach und wenn ich wieder komme erzähle ich dir alles!“ Schnell husche ich ins Bad und mach mich fertig. Als ich zurück komme hat mir mein lieber Bruder tatsächlich ein Brot und einen Kaffee hergerichtet. Mit einem dankenden Kopfnicken setzte ich mich und beiße vom Brot ab. Luke bleibt mir gegenüber sitzen und sieht mich erwartungsvoll an, aber ich kaue gemütlich und schlucke langsam hinunter. Provozierend beiße ich ein zweites Mal ab und lass ihn noch ein wenig zappeln. Aber dann erweiche ich mich und erzähle ihm die ganze Geschichte. Zwischendurch reißt er erschrocken die Augen auf oder schaut so böse, dass ich fast glaube, er würde den Trottel, der sich an mich rangemacht hat auf der Stelle umbringen, wenn er jetzt hier wäre. „Tja und da ich nicht mehr bei Stefi, Marie und Katrin bleiben wollte, habe ich sein Angebot angenommen. Ich hab ihm den Weg zwar noch erklärt bevor ich mich hinter ihn gesetzt habe, aber er ist erst hergezogen und hat sich zwei Mal verfahren. Naja, zum Schluss sind wir zum Glück heil angekommen und das war’s! Zufrieden?“ Luke nickt und verschwindet dann in sein Zimmer. Schnell schnappe ich mein Handy und scrolle durch alle möglichen sozialen Netzwerke. Als ich so ziemlich überall durch bin und mit dem Frühstück auch schon lange fertig bin, bemerke ich entsetzt, dass ich nur mehr eine knappe halbe Stunde hatte bis zu dem Treffen mit Micha. Also haste ich nach oben in mein Zimmer und packe eine kleine Handtasche mit den wichtigsten Sachen. Dann laufe ich wieder nach unten, ziehe mir Flip-Flop an, weil es noch ziemlich warm war und mache mich auf den Weg. Das Café ist nicht mal einen Kilometer entfernt, deshalb kann ich da locker zu Fuß hin gehen.  Schon von Weitem erkenne ich Michas Moped, soweit ich mich erinnern kann und beeile mich. Schnell drücke ich die Glastür auf und sehe ihn sofort links hinten, in der Ecke sitzen. Als unsere Blicke sich treffen, lächelt er mir freundlich zu und winkt mich herbei. Unsicher lasse ich mich auf der Bank neben ihm nieder und wispere leise: „Hi… Wie geht’s?“ „Jetzt, wo du hier bist, gut!“ Schüchtern lächle ich. Gott sei Dank kommt in dem Augenblick die Kellnerin und wir bestellen beide einen Cappuccino. Während die Bedienung wieder hinter der Theke verschwindet, entsteht eine unangenehme Stille. Schließlich frage ich ihn zögernd, worüber ich mir schon seit gestern Abend Gedanken mache: „Warum hast du mir gestern eigentlich geholfen? Ich meine, du kennst mich nicht mal!“ Erstaunt sieht er mich an und antwortet dann: „Ich finde das eigentlich selbstverständlich und hab das einfach nicht verstanden, warum dir keiner geholfen hat und vor allem, wie man einem Mädchen so etwas antun kann, wenn man man doch offensichtlich merkt, dass es ihr nicht gefällt!“  Danach sieht er in die Ferne, als wäre ich gar nicht hier und fügt noch fast lautlos hinzu: „Wobei das vielleicht einen anderen Grund haben könnte...“ Fragend schaue ich ihn an und wedle mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum. Plötzlich schüttelt er seinen Kopf und bemerkt, dass ich jede seiner Bewegungen verfolge und runzelt die Stirn. „Was hast du damit gemeint?“, frage ich ihn vorsichtig. Zögernd erwidert er: „Ich kenne dich zwar noch nicht lange, aber ich glaube ich kann dir vertrauen. Also, ich bin nicht ganz normal…“ Er macht eine Pause und ich nicke ihm zu mit der Aufforderung, er sollte weiterreden. „Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber ich sag einfach wie es ist: Ich bin schwul!“ Micha atmet tief durch und sieht mich dann gespannt an. Als ich nichts sage wird er unruhig und meint traurig: „Ich glaube, ich hab dich doch falsch eingeschätzt. Mach dir nichts draus, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Du bist nicht die Einzige!“ Scheiße! Ich war doch nur erstaunt. Er hat mein Schweigen total falsch aufgenommen! Schnell reagiere ich: „Nein! Du hast das falsch verstanden! Ich wollte schon immer mit einem Schwulen befreundet sein und ich finde das auch überhaupt nicht schlimm. Ähmm, sag mal… willst du vielleicht mit mir shoppen gehen?“ Erleichtert bemerke ich, dass sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet. „Klar! Wann?“ Wir verabreden uns für den letzten Freitag vor Schulbeginn, also übermorgen.

Nach zwei Stunden trennen wir uns und ich gehe glücklich nach Hause. Wenn ich das meinen Freundinnen erzähle. Apropos, was ist mit denen eigentlich passiert? Daheim werfe ich mich sofort aufs Bett und öffne unsere WhatsApp-Gruppe.

>Ich: Hey, wie lang wart ihr gestern noch auf der Party? J

>Stefi: Gott sei Dank, du lebst noch! Nicht mehr lange, 12 odersoo…

>Katrin: Lisaaa! Was war da gestern los?

>Marie: Würde mich auch interessieren!

>Stefi: Mich auch^^

>Ich: So ein Typ hat mich belästigt, Micha hat mich zuerst gerettet und dann nach Hause gefahren…

>Marie: Waaaas?

>Stefi: Wer ist Micha??

>Katrin: Wissen wir da was nicht? ;)

>Ich: Micha ist schwul… ich weiß aber nicht ob ich euch das sagen darf!

>Stefi: Geeeil! Ich wollte schon immer einen schwulen Typen kennen lernen!

>Ich: Hahah, so hab ich auch reagiert :‘D

>Marie: Wann stellst du ihn uns vor?

>Katrin: Ich will mit dem shoppen! *.*

>Ich: Ich bin am Freitag mit ihm zum shoppen verabredet :D

>Marie: Kannst du ihn nicht fragen, ob wir mit dürfen?

>Ich: Von mir aus…

>Stefi: Das wär soo geil! ^-^

>Katrin: Juhuuu das war schon immer mein Traum…….

Ich tippe links oben auf den Bildschirm, um aus unserem Chat raus zu gehen und will schon unter meinen Kontakten nach Micha suchen, als mir einfällt, dass ich seine Nummer gar nicht habe. Enttäuscht fange ich an meinen Freundinnen zu schreiben, da bekomme ich eine Nachricht. Neugierig breche ich ab und klicke auf die unbekannte Nummer. Micha hat geschrieben! Schnell antworte ich ihm und frage ihn dann gleich, ob er was dagegen hat, wenn ich meine Freunde mitnehme. Gott sei Dank war er einverstanden. Stefi, Marie und Katrin freuen sich wie Wahnsinnige und spamen mich noch eine Weile zu aber ich ignoriere es und iss nur mehr ein Brot und leg mich dann schlafen, weil ich, aus welchem Grund auch immer, schon ziemlich müde bin.

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Hey, wir haben beschlossen, dass wir immer abwechselnd ein Kapitel schreiben damit wir öfter updaten können :)

~luck

LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt