Eigentlich hatte sich Ben mehr von dem Gespräch mit seinen Kumpels versprochen. Sie waren für ihn die letzte Chance seine Gefühle in irgendeiner Weise zu verarbeiten. Doch auch das nachfolgende Telefonat mit Nele, Noahs Schwester, brachte nur weitere unangenehme Komponenten zu Tage.
Er hatte sich in eine Frau verliebt, die von seinem Standpunkt aus betrachtet nicht im Ansatz sympathisch sein dürfte. Nele hatte diesen Umstand zwar mit den Worten: „Eine Person die sich eigenmächtig in deinem privaten Fahrzeug die Freiheit nimmt durch deine Sachen zu wühlen, hat sich definitiv keine Sympathiepunkte bei mir verdient." beschrieben, aber im Kern war es das Selbe. Und trotz dieser Einschätzung würden Bens Gefühle sich nicht ändern, dass wusste er schon vor dem eher wenig hilfreichen Treffen mit Timon und Noah.
Also wie sollte er nun vorgehen, damit das missglückte Aufeinandertreffen in seinem Wagen, nicht die einzige persönliche Begegnung zwischen ihnen blieb? Eines stand für Ben nämlich unumstößlich fest. Wenn er nicht den zweiten Schritt machte, hatte er keine Garantie darauf, dass es überhaupt weitere Schritte zwischen ihnen geben könnte. Also verbrachte er seine ganze Arbeits- und Freizeit damit, einen geeigneten und auch für ihn durchführbaren Plan zu entwickeln.
Dass er dabei beinahe den kleinen Finger seiner linken Hand verloren hätte, wurde ihm erst später bewusst. Nämlich als sein aufmerksamer Chef ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, als die Säge, mit welcher Ben eigentlich nur einen Holzbalken zerteilen sollte, seinem Finger gefährlich nah kam.
Nach dieser Aktion schickte Herr Meier Ben mit den Worten: „Und deine wirren Gedanken sortierst du mir erst, bis du mir wieder unter die Augen treten darfst.", nach Hause. Ben kannte seinen Chef schon recht lange, darum wusste er, dass seine Anweisung zwar ernst gemeint war, aber ihn nur schützen sollte.
Als Ben nach dem freundlichen Rausschmiss nun in seinem Wagen saß, dachte er erneut darüber nach, worüber sich seine Nachbarin freuen würde? 'Wie wäre es mit Blumen' schoss es ihm durch den Kopf, allerdings begleitete diese Idee die Frage, ob so etwas angemessen wäre.
Er könnte Nele fragen, die sich mit Frauen und ihren Vorlieben definitiv besser auskennen müsste. Andererseits fand sie, dass seine Nachbarin unsympathisch sei. Also würde er vermutlich extra eine falsche Empfehlung erhalten, damit das zwischen ihnen nichts werden würde. Darum vertraute er auf seine Filmkenntnisse und den Klischees, demnach es Frauen lieben, Blumen geschenkt zu bekommen.
Erst im Blumenladen realisierte Ben die Masse an Blumen zwischen denen er sich entscheiden musste. Sein unentschlossener Blick zog eine Mitarbeiterin heran, welche sich unauffällig neben Ben gesellte. Sie musterte ihn von der Seite und schaute dann ebenfalls die Auswahl der Blumen vor sich an.
„Wenn ich raten müsste, würde ich sagen Sie haben einen Jahrestag vergessen und wollen nun mit Blumen die Stimmung retten." Verwirrt drehte Ben seinen Kopf nach rechts und erkannte eine junge Frau in Mitarbeiterkleidung neben sich stehen.
„Nicht direkt. Ich suche vielmehr nach etwas, dass aussagt >Gerade nach unserer ersten peinlichen Begegnung möchte ich es noch einmal versuchen< Haben sie Blumen, die so etwas übermitteln können?" Während er auf eine Antwort wartete, musterte er sie. Dabei fiel ihm ihr Namensschild auf. Anita grinste ihn wissend an.
„Du hast Glück. Denn ich habe genau die richtigen Blumen für dein Problem." Mit diesen Worten verließ sie den Platz neben Ben und ging hinter ihm vorbei, ein paar Stufen nach unten und in eine Art Gewächshaus hinter dem eigentlichen Verkaufsbereich. Vorsichtig, da er nicht wusste, ob er diesen Bereich betreten durfte, folge Ben Anita. Ihr Weg führte sie an einer riesigen Auswahl von allerlei Topfpflanzen zu einem runden Tisch, auf welchem kleine lila Blumen in Töpfchen standen.
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The Girl across the Street
Teen FictionBenjamin hat ein Auge auf seine Nachbarin geworfen. Aber bisher hat er sich nicht getraut sie anzusprechen. Das ändert sich, als sie auf ihn zukommt.