Kapitel 9 | Letzte Worte

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Ich trat näher an den Mondfels. Er war riesig und überragte mich um Längen.
Doch ich ließ mich nicht einschüchtern.

Mit langsamen Schritten trat ich immer näher. Kurz davor blieb ich stehen und schloss die Augen.

Dann machte ich sie wieder auf. Ich würde mich jetzt verabschieden. Und so begann ich zu sprechen:

»Als erstes möchte ich mich von dir verabschieden Funkeltraum. Du warst eine Wunderbare Mutter. Auch wenn Du nie meine Leibliche warst, so habe ich mich doch immer bei Dir zuhause gefühlt.«

Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Ich dachte an die schönsten Momente mit Funkeltraum zurück. Sie waren wirklich einzigartig.

»Als nächstes möchte ich mich nochmal von dir verabschieden Blaublüte. Du warst die beste Schwester die es gibt. Ohne dich wäre mein Leben so viel leerer gewesen.«

Stolz dachte ich an all die schönen Momente zurück. Mit Blaublüte hatte ich die wohl lustigsten Momente in meinem Leben erlebt.

»Danach möchte ich mich von dir verabschieden, Efeuranke. Du warst eine ganz tolle Mentorin. Du hast mir alles beigebracht, was ich zu wissen brauchte. Mach weiter so.«

Dieses Mal dachte ich an all die Stunden Training. Obwohl diese nicht immer leicht waren, war ich sehr dankbar dafür. Ohne sie wäre ich schon längst tot.

»Dann möchte ich mich auch von dir verabschieden Abendwolke. Ich weiß schon garnicht mehr, wie viele Monde ich im Heilerbau verbracht habe. Nur, weil ich mich immer verletzen musste.«

Bei diesen Worten tauchten einige Erinnerungen auf. Wie oft war ich zu Abendwolke in den Heilerbau gekommen, um mir eine neue Wunde versorgen zu lassen. Ich zählte längst nicht mehr.

»Als letztes möchte ich mich von dir verabschieden Soleil. Ich weiß, wir kannten uns für ungefähr zehn Minuten, doch du bist ein netter Kater. Möge dein Leben noch lange andauern.«

Ich musste an den heutigen Tag denken. Ich stände wohl nicht hier, wenn Soleil mir nicht geholfen hätte. Dann wäre meine Mission schon im Moor zuende gewesen.

Doch er hatte mir geholfen und nun stand ich hier. Es tat gut, all diese Worte ein letztes Mal loszuwerden. Ich fühlte mich befreit.

So könnte ich nun endlich meiner Familie gegenüber treten. Ich hatte mit meinem alten Leben abgeschlossen.
Ich war bereit neues zu entdecken.

Langsam ging ich zum Mondfels. Ich legte mich davor. Die Kühle der Felsen kroch mir bis in die Knochen.

Ich schloss meine Augen. Fühlte, wie mein Leben dahin schwand.
Nun war ich nach all den Monden wieder bei meiner Familie.

Wörter: 408

𝖲𝖼𝗁𝗂𝗆𝗆𝖾𝗋𝖻𝗅ü𝗍𝖾𝗌 𝖠𝖻𝗌𝖼𝗁𝗂𝖾𝖽 [𝐖𝐀𝐑𝐑𝐈𝐎𝐑 𝐂𝐀𝐓𝐒] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt