𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟶𝟹 |

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Ihren Körper nur von einem Handtuch umhüllt und ihre Haare frottierend, trat Solice zu Tomaz zurück in ihr Zimmer. Er hatte die Nacht hier verbracht, seiner Freundin Gesellschaft geleistet und saß nun auf ihrer Couch. Die Nachrichten liefen. Es wurde über einen erfolgreichen Schlag der Polizei gegen kriminelle Banden berichtet. Menschenhandel und Prostitution.

»Sol, da schau. Sie stehen wieder einmal als die Guten da.« Tomaz zeigte auf den Bildschirm, wo Einsatzkräfte der Polizei mit Mitgliedern einer Spezialeinheit junge Mädchen aus den Fängen eines Menschenhändlers befreiten. Vermummte trugen vor den Augen der Presse einen ausgehungerten Körper nach dem anderen aus einem Haus, das mehr als heruntergekommen war.

Das zu sehen weckte bei Solice Erinnerungen. Waren es doch solche Mitglieder einer Spezialeinheit, die sie rücksichtslos vergewaltigten.

»Sie können froh sein, dass sie so schmutzig und verwahrlost sind. Wer weiß, was sie sonst mit ihnen gemacht hätten«, sprach sie verachtend und malträtierte das Handtuch vor Zorn in ihren Fingern. Dabei war ihr Blick unentwegt auf den Bildschirm gerichtet. Wie gerne würde sie jedem von diesen Vermummten ins Gesicht blicken, doch sie trugen alle Sturmhauben und Sonnenbrillen.

Tomaz drehte sich zu seiner Freundin um und legte seine Hand auf ihre. Drückte sie liebevoll und lenkte sie von den Nachrichten ab. »Wir werden sie finden.«

»Wo war das?«, fragte sie hektisch und schnappte sich die Fernbedienung, um den Ton lauter zu stellen.

»Draußen in den Bergen. San Buenaventura. Warum fragst du?«

»Ich überlege eben«, brummte sie unzufrieden. »Weißt du, was das für eine Spezialeinheit war?«

»Das haben sie nicht erwähnt. Nur, dass sie ehemalige Militärs sind. Solice! Die werden sicher keine Namensschildchen tragen.« Er rollte mit den Augen - und erhielt umgehend seine Quittung dafür. Das klamme Handtuch erwischte ihn an der Schulter. Blitzschnell schnappte er danach und riss seine Freundin daran über die Lehne der Couch, sodass sie auf seinen Beine plumpste.

»Tomaz! Verdammt!«, fluchte sie und richtete sich schnell auf. Tomaz hingegen lachte, umarmte sie und zog sie fest an sich. Sein lachen versiegte und er sah sie ernst von der Seite an.

»Versprich mir, dass du nicht unüberlegt handelst.« Langsam drehte sie ihr Gesicht zu ihm. »Versprich es, Solice. Ich kenne diesen Blick bei dir. Lass mich nicht außen vor und wage keine Alleingänge. Bitte!« Etwas besänftigt senkte sie ihren Kopf, auch wenn es ihr überhaupt nicht passte. Tomaz hatte aber recht, das wusste sie. Er bremste sie als Teenager schon, wenn sie zu impulsiv handelte - und das hatte sich bis heute nicht geändert.

»Lass uns dorthin fahren«, sagte sie nach einer kurzen Weile der Stille.

»Wohin? San Buenavista? Warum?«

»Das war dort draußen sicher das Highlight der Woche. Lass uns dort herumschnüffeln. Vielleicht hat jemand etwas mitbekommen. Und wenn es nur Details sind.« Sie sprang auf und rückte ihr Handtuch um den Körper zurecht. »Ich fahre!«, fügte sie bestimmend hinzu und ließ Tomaz im Zimmer zurück um sich anzuziehen.

Wenig später liefen beide die Treppe hinunter, was die Aufmerksamkeit von Curro auf sich zog. Er saß bei Tisch und nahm sein Mittagessen ein. Klirrend ließ er sein Besteck auf den Teller sinken und sprang auf.

»Solice! Warte! Wo willst du hin?«

»Nicht umdrehen, Tomaz. Lauf weiter«, flüsterte die junge Frau und packte ihren besten Freund am Ellenbogen, um ihn mit sich zu ziehen. Er ging ihr einfach noch zu langsam.

»Solice!«, brüllte Curro und noch bevor er sie erreichen konnte, war sie bereits durch die Haustüren verschwunden. Sie hörten noch wie er fluchte, wo das Personal war, wenn man es brauchte und brachte sie damit zum feixen. Tomaz warf Solice seinen Wagenschlüssel im Gehen zu und stieg gleich auf der Beifahrerseite ein.

My Last EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt