Prolog

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Prolog

Aus den Chroniken von Vildra und Partago

Der Anbeginn, Jahr 0 des neuen Landes

Unsere Welt war früher einmal eine Andere. Unsere Welt war friedlich. Alle lebten gemeinsam im Einklang. Die Welt war frei von Neid und Missgunst. Also entschied die Göttin den Menschen die sie für würdig erachtete ein besonderes Geschenk zu machen. Die Gabe der Magie. Als die Menschen dies erfuhren,versuchten sie alles um der Göttin zu gefallen. Sie halfen den Armen und Schwachen und setzten sich für sie ein, doch die Göttin konnte hinter die Fassade der Menschen sehen. Sie sah wer wahrhaftig gut war und wer im inneren Neid und Missgunst trug. Wenige Menschen erhielten die Gabe der Magie, doch dieses Geschenk erwies sich bald als ein Fluch. Der Neid der Menschen wuchs immer mehr. Sie verstanden nicht,wieso sie nicht von der Göttin beschenkt wurden. Der Groll wurde immer stärker und stärker. Die Begabten versuchten nach wie vor ihren Mitmenschen zu helfen, doch die Menschen verstießen sie und wiesen sie von sich. Es entstand ein großer Zwist zwischen den Begabten und den Menschen. Die Menschen fürchteten die Macht der Magie die in den Begabten schlummerte. Sie fürchteten den Tag, an dem die Begabten von dieser Macht gebraucht machen würden um die anderen Menschen zu unterjochen. Diese Furcht trieb die Menschen zu grausamen Taten. Die Begabten wurden von einstigen Freunden beleidigt und angegriffen, sodass sie gezwungen waren sich zu verteidigen. Es entstand ein Krieg. Ein furchtbarer Kampf um Leben und Tod. Als die Göttin sah, wie ihre Kinder sich gegeneinander niedermetzelten, weinte sie. Sie wusste sich nicht anders zu helfen,als ihre Kinder zu trennen. So entstand die Bergkette Azola. Sie hoffte, dass so endlich wieder Frieden auf der Welt herrschen würde,wenn die Menschen und die Begabten erst einmal voneinander getrennt wären. So entstanden Vildra, das Reich der magisch Begabten und Partago, das Reich der Menschen. Die Begabten waren froh endlich in Sicherheit leben zu können, doch die Menschen bekamen nicht genug.Ihr Land reichte ihnen nicht. Sie wollten alles haben; nicht nur den kleinen Teil den sie von der Göttin erhalten hatten. So begann der Kampf um Vildra. Ein Jahrhunderte andauernder Kampf um die Vorherrschaft auf der Welt.

Jahr 183 des neuen Landes

Das grelle Tageslicht blendete mich sofort. Ich hatte Mühe den Wachen die mich voran zerrten zu folgen.Öfter als einmal stolperte ich über meine eigenen Füße und wurde weitergeschliffen. Die Handeisen brannten sich schmerzhaft in meine Handgelenke, doch ich gab keinen Ton von mir. Selbst in dieser Situation hatte ich noch so viel Würde übrig um ihnen nicht die Genugtuung zu geben, mich leiden zu sehen. Als meine Augen sich an den Sonnenschein gewöhnt hatten erstarrte mir das Blut in den Adern.An sich hatte ich das Schauspiel welches sich mir bot schon hunderte Male gesehen. Mitten auf dem Marktplatz war ein Galgen aufgebaut. An ihm hing eine aus Kupferdraht gedrehte Schlinge. Mein Onkel wollte mich also leiden sehen. Wenn er etwas Mitleid mit mir verspürt hätte, hätte er ein Schafott aufbauen lassen. Das wäre wenigsten sein kurzer Tod gewesen, während dieser beim Hängen teilweise sogar Stunden auf sich warten ließ, wenn sich das Seil nicht richtig schloss. Dutzende Wachen tummelten sich auf dem Marktplatz um die Menschen zurück zu halten. Mein Onkel war dort natürlich nicht anzutreffen. Als würde er sich mit dem einfachen Pöbel abgeben. Er saß mit Lydia auf einer Empore und starrte mit kühlem, strengen Blick auf das Geschehen unter ihm. Die Wachen zerrten mich auf das Holzpodest an dem der Galgen befestigt war. Einer von ihnen legte mir die Schlinge um den Hals während der Scharfrichter die mein Urteil verlas „Prinzessin Davina von Partago wird der Hexerei für schuldig gesprochen. Das Urteil lautet: Tod durch den Strick." Die Menschenmasse unter dem Galgen tobte. Für gewöhnlich kannte ich es,dass die die Schaulustigen dem Angeklagten Beleidigungen und Flüche an den Kopf warfen, doch dieses Mal war es anders. Die Schreie der Menge waren nicht so aufgeregt und freudig wie sonst. Sie wirkten eher...schockiert. Viel Zeit blieb mir allerdings nicht um mir darüber Gedanken zu machen. Der Scharfrichter kontrollierte ob das Drahtseil richtig lag und schritt zu dem Hebel, der die Falltür auf der ich stand auslösen würde. Ich ließ meinen Blick schweifen, bis er bei meinem Onkel hängen blieb. Er starrte mich an mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen. Neben ihm stand Lydia. Sie hatte wenigstens den Anstand einen betroffenen Blick in meine Richtung zu werfen. Nicht, dass das etwas geändert hätte. Ich wusste mittlerweile wie leicht es ihr fiel, jemanden etwas vorzuspielen. Sie schmiegte sich an Leander, der es nicht einmal wagte in meine Richtung zu blicken. Gut so. So waren diese scheinheiligen Augen nicht das letzte was ich sah. „Einen letzten Wunsch?" fragte der Scharfrichter mit einem hämischen Grinsen. Am liebsten hätte ich mir gewünscht Fynn nochmal zu sehen...oder vielleicht ein letztes Mal mit Alec zu sprechen . Ein letztes Mal...Allerdings wäre das ein sehr selbstsüchtiger Wunsch gewesen.Tief im inneren wusste ich, dass ich beiden den Anblick ersparen wollen. Ich wollte nicht, dass sie mich leiden sehen muss. Ich wollte nicht, dass sie sahen was ich wirklich war. Es war mir lieber sie behalten mich so wie sich mich kannten in Erinnerung und nicht als Hexe. „Ich wünsche mir...", meine Stimme klang kratzig und wackelig. Ich hatte in den letzten so viel geschrien, dass ich kaum einen Ton raus bekam. Ich räusperte mich, starrte meinem Onkel in die Augen und rief so laut ich konnte „Ich wünsche jedem, dass ihm das Schicksal zu teil wird, dass er verdient." Was danach geschah,war viel zu vieles um es auf einmal wahr zu nehmen. Die Menge rief immer lauter. Allerdings gingen ihre wütenden Rufe nicht in meine Richtung, sondern in Richtung der Empore. Die Wachen hatte alle Hände voll zu tun die aufgebrachte Masse aufzuhalten, die versuchte sie zustürmen. Während dessen gab mein Onkel dem Scharfrichter per Handzeichen zu verstehen, dass meine Zeit abgelaufen war. Ich schloss meine Augen und blendete die schreiende Menschenmasse aus. Die Falltür unter mir öffnete sich und ich spürte wie ich fiel...

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