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Überall wo wir lang gingen, lag nirgendwo ein Notizbuch.
Langsam begann ich mich seelisch davon zu verabschieden.
Wir setzten uns ins Auto und fuhren zurück ins Hotel.
Es war total spät und kalt. Doch Daniel schlief während der Fahrt auf dem Beifahrersitz ein. „Hey aufstehen!" stupste ich ihn von der Seite an, er rieb sich verschlafen die Augen und stieg aus.
Wir umarmten uns bevor sich unsere Wege trennten.

Ich putzte meine Zähne, schminkte mich ab und fand mich jetzt nicht mehr so schön. Aber das ist ja so ein typisches Frauenproblem. Aber nicht jede Frau hatte leichte Akne. Ich verdrehte meine Augen und legte mich ins Bett.
Das Vibrieren meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Ich schaute aufs Handy, „alter drei Uhr nachts", fluchte ich vor mir her. Ich entsperrte den Bildschirm um zu schauen, wer mir geschrieben hatte.
Eine unbekannte Nummer.


„Hi"


Ein einfaches Hi... echt jetzt? Um drei Uhr nachts?!


„Hi? Es ist drei Uhr nachts... Was ist denn der Anlass und kennt man sich? :D"


schrieb ich zurück und wartete gespannt auf eine Antwort. Doch nach zehn Minuten warten, begab ich mich wieder ins Land der Träume, doch dann vibrierte mein Handy wieder.


„Kannst du auch nicht schlafen?"


Schrieb die mysteriöse Person zurück.
Und diese Zeile erinnerte mich direkt an den Song „Lila Wolken" von Marteria. Also erlaubte ich mir einen kleinen Scherz und schrieb den Songtext „weiter".


„Bekommst du auch kein Auge zu?"


Lächelnd las ich mir meine SMS durch und wartet ab. „Ding!" riss es mich keine zwei Minuten später aus den Gedanken.


„Lass uns gemeinsam warten."


Ach wie cool, die mysteriöse Person wusste genau Bescheid und machte mit. Ich musste breit grinsen dann kam direkt noch eine weitere Nachricht.


„Ich fühle mich genau wie du"


Ich las mir die ganzen SMS noch zwei mal durch und fragte mich, wer mich denn so früh am Morgen anschreibt.

Ich antwortete noch:


„Wir sehen wie die Sonne aufgeht."


Lächelnd legte ich mein Handy wieder zur Seite und versuchte die restlichen zwei Stunden wieder einzuschlafen. Doch ich bekam kein Auge mehr zu. Ich lag einfach wach und dachte nach. Ich war nicht zu hundert Prozent zufrieden mit meinem Leben, aber wusste nicht genau wieso. Ich war genervt von den Ungerechtigkeiten der Welt. Doch war ich selber immer gerecht zu allen? Ich wusste es nicht.
Das Vibrieren meines Handys riss mich wieder aus den Gedanken.


„Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind?"


Ich versuchte einen Deal zu vereinbaren.


„Ich bleibe mit dir wach bis die Wolken wieder lila sind, wenn ich deinen Namen erfahren dürfte ;) Deal?"


„Namen sind irrelevant. Viel wichtiger ist zu wissen, wer wirklich echt und auf deiner Seite ist.Und ich bin es irgendwie.."


Verwirrt starrte ich auf mein Handy und fragte mich, ob die Person am anderen Ende vielleicht etwas zu viel getrunken hatte. Und falls doch, hatte er oder sie recht.
Ich beschloss nicht mehr darauf einzugehen. Obwohl mich schon interessieren würde, woher er oder sie meine Nummer hatte.


Fünf Tage später erzählte ich Daniel von der mysteriösen Nummer. „Daniel! Mich hat vor ein paar Tagen eine fremde Nummer angeschrieben!" schrie ich ihm förmlich entgegen, als er aus dem Fahrstuhl stieg. Er schaute mich nur total übermüdet an und verdrehte seine Augen, als wir Richtung Ausgang gingen.
Diese unbekannte Nummer schrieb zwischendurch immer Small Talk, aber auch tiefgründige Sachen, die von mir hätten sein können. Gruselig.
In einer halben Stunde würden wir wieder arbeiten. Man was freue ich mich. Nicht. „Und was hat diese fremde Nummer geschrieben?" fragte Daniel mich endlich mal nach. Ich las ihm die SMS vor, er meinte nur, dass wenn er oder sie mich wirklich kennen würde, würde sich die Person "zeigen". Er meinte, das wäre ein betrunkener Vollpfosten, der Hardcore Langeweile gehabt hätte. Aber wer weiß das schon.
Ich schlüpfte in meine Latzhose und ging Richtung Arbeitsplatz. Die Zeit vergeht heute im Fluge, hatte zum Glück kaum Zeit zum Nachdenken. Das Radio im Hintergrund spielte gerade eines meiner Lieblingssongs „chasing cars" von Snow Patrol.
Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy. Mr. Unbekannt. Ich wusste mittlerweile, dass er männlich ist. „Wie gehts dir heute?". - „ganz gut und selbst?"
Keine Sekunde später bekam ich schon wieder eine Antwort. „Bis auf einen Kater alles gut. Ich kenne dich etwas mehr als dir vielleicht lieb ist.."
Ich atmete tief ein, was meint er dennwieder damit? „Solange du es nicht gegen mich verwendest.." „Niemals.", war seine Antwort.
Ich verstehe das alles nicht. Woher kennt mich diese Person. Ist er ein Creep?
Ich arbeitete die letzen zwei Stunden weiter und legte mein Handy ganz weit weg.
Damit ich bloß nicht auf die Idee kam wieder drauf zu schauen.
„Heute wieder nach Chemnitz?" hakte Daniel nach, ich nickte und meinte, dass wir heute mit der Bahn fahren würden, weil wir heute feiern wollen. Heute ist der letzte Tag hier und morgen früh geht es mit Todes Kater zurück nach Niedersachsen.
Ich hatte ein schlichtes Schwarzes Top an und eine blaue enge Jeans, Daniel war auch sehr casual unterwegs.

Als wir dann nach einer Stunde endlich im Atomino ankamen, war ich schon total durchgefroren. „Da hilft nur Bier!!" sagte Daniel total euphorisch und bestellte die erste Runde.
„Prost Ida!" und schon stießen unsere Weizengläser aneinander.
Mittlerweile war es auch schon ziemlich voll hier, dabei war es gerade mal 23 Uhr.
Daniel und ich waren schon ziemlich angetrunken und laberten ziemlich viel Müll.
Doch dann wurde er von einer Blondine angesprochen, sie wollte mit ihm tanzen. Ich nickte ihm grinsend zu und er ging mit ihr fort. Ich beschloss Mr Unbekannt zu schreiben. „Heeeeey alles klar? Ich bin happy, ich hab Bier!" schrieb ich ihm etwas beschwipst.
Seine Antwort war ein Bild von seinem Bier mit dem Titel „Ach so einfach kann man Frauen glücklich machen? Warum klappt das bei mir nicht?"  Ich schmunzelte, also war er Single und kein Aufreißer. „so so. Du scheinst ja vernünftig zu sein :p aber vielleicht klappt es nicht, weil du verschlossen bist?" Mal sehen was er darauf jetzt antwortet.
Ich schaute mich hier um. Ganz nett hier, aber viele sind am Handy, genau wie ich.
Und da vibrierte es auch schon wieder. „Ich bin nicht verschlossen, nur sehr verschwiegen ;)", „und warum verrätst du mir nicht deinen Namen?". „Weil wenigstens einer von uns beiden hier noch Geheimnisse vorm anderen haben muss :p"

Diese Antwort gefällt mir nicht. Manchmal finde ich es gruselig, dass du so denkst wie ich. Stalkst du mich vielleicht heimlich?" betrunken stelle ich die absurdesten Fragen. Na wenigstens hab ich dann mal Eier in der Hose. Seine Antwort war „Nein. Aber deine Gedankenwelt gefällt mir einfach. Vielleicht solltest du gegenüber mir nicht so ängstlich sein. Hier draußen gibt es echt Abschaum von Menschen, aber auch nette gute Menschen. Vergiss das nie.", „Ich werde das nie vergessen." antwortete ich und war immer noch kein Stück weiter.
Ich beschloss Daniel suchen zu gehen. Ich quetschte mich durch die Menschenmenge durch, fand ihn nicht.
Es war verdammt voll, genauso wie ich. Irgendwann war ich wieder außerhalb der Menschenmasse und dachte nach.
Dieser verdammte Alkohol machte mich nicht nur total verrückt und zum Flummiball sondern auch noch total nachdenklich, wenn er aufhörte zu wirken.
Auf einmal spürte ich dieses Down, als würdest ich gerade mit der Achterbahn die steile Strecke runterfahren. Nur irgendwie ohne Adrenalin.
Betrunken wie ich war schrieb ich meine Gedanken in mein Handy, zu Mr Unbekannt. „Das Leben ist eine verdammte Achterbahn! Ich muss kotzen.....falls du dich fragst: wtf?!? Du bist ab sofort mein Notizbuch! Sorry."

Das NotizbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt