Rᴀᴘɪsᴛ.ᵀᴬᴱᴳᴳᵁᴷ

Zweite Sitzung

"Bist du sicher, dass ich dich nicht zur Therapie hinfahren soll?", fragt meine Mutter nochmal um sicher zu gehen. Ich nicke vorsichtig und schlucke. "Ich bin mir sicher Mama" sage ich leise und ziehe mir meine Beats Kopfhörer hoch, die ich mir letztes Jahr beim Minijoben im Café angespart habe.

"Na gut, Jeongguk, ich hoffe du wirst irgendwann mal offen mit mir darüber reden können, was genau los bei dir ist" sagt sie und geht danach mit einem besorgtem Blick ins Wohnzimmer. Es tut mir leid Mama, aber ich kann es dir nicht erzählen.

Ich mache mich schnell auf dem Weg nach draußen und mache meine Musik auf mittlerer Lautstärke.

Ekel vor meinem Spiegelbild habe ich immernoch. Wann ich mich jemals wieder an den Spiegel trauen werde, ist eine Frage der Zeit. Ich weiß es nicht.

"I'm nearing the end of my fourth year"...
Das war der Song, den ich für den Abschlussball vorgeschlagen habe. Viele sahen den Song als 'Pausen Song' und unterhielten sich- ich jedoch, sah eine viel größere Bedeutung darin. Es beschrieb meine Emotionen. Ich war wahrscheinlich der einzige der es mitgesungen hat und tatsächlich Tränen in den Augen hatte.

Seufzend steige ich in den Bus und stehe wieder da. Genau wie damals. Ein Blick nach Rechts, schickt mich in meine Trance. Er steht da. Er lächelt breit und quatscht mit Junhoe, so wie damals. Vor der anderen Zeit.

Sein Blick trifft meinen. Er lächelt breit und schenkt mir sein einzigartiges Kastenlächeln. Ich würde lügen wenn ich mir nicht gerade ein Lächeln unterdrückt habe.

Plötzlich rappelt der Bus und ich erwache aus meiner Trance und bemerke das ich einen völlig Fremden Menschen angestarrt habe, dieser mich zum Glück noch nicht bemerkt hat.

Sofort nehme ich den Blick von ihm und steige die nächste Haltestelle aus.

Zu meinem Glück liegt Dr. Kim's Praxis nicht weit von der Haltestelle und kostet mich nur 15 Minuten Fußweg. Für viele ist das wahrscheinlich viel, doch dieser Stadtteil in der seine Praxis liegt, ist nicht sehr mit Verkehr belegt. Und da ich Fahrradfahren überhaupt nicht ab kann, ist das eigentlich relativ gut.

Es entspannt mich sowieso diesen Weg entlang zu laufen. Ich laufe an Bäumen, einem Bauernhof, dem Fluss und einer Brücke vorbei, dann komme ich zu guter letzt bei der Praxis an. Ob das mit Absicht so ist?

Der Fluss hat mich oft in den Gedanken getrieben zu springen. Ziemlich oft. Da er mich verfolgt. Und das schenkt mir Ekel vor mir selbst. Wie soll ich damit umgehen?

Bei der Praxis angekommen schelle ich einmal an. Sofort wird mir die Tür von Dr. Kim geöffnet und ich werde in das Gesprächszimmer gebeten.

Ich nehme dort vor ihm Platz, genau wie gestern. "Na Jungkook, wie geht es dir?", fragt er lächelnd. Ich zucke mit den Schultern und schütte mir Wasser in mein Glas. "Ich habe irgendwie keine ahnung wie es mir geht" sage ich schlicht und nippe aus meinem Glas.

"Wärst du bereit deine Geschichte von letzter Woche fortzuführen?", fragt er daraufhin. Ich kippe mir etwas mehr Wasser in den Rachen und lasse meinen Magen die kühle Flüssigkeit verdauen ehe ich meinen Blick dem Spielbrett schenke, dass links von mir neben der Lavalampe liegt.

"Können wir Schachspielen, während ich davon erzähle?", frage ich leise. Er nickt lächelnd und bringt das Schach Kästchen zu Tisch und fängt an die Spiel Figuren aufzustellen.

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