Fantasy One Shots

Der blutige Stuhl

Sie starrte auf den leeren Stuhl gegenüber von ihr. Das Blut darauf war schon längst getrocknet und nun ein fester Bestandteil des Holzes.

Ihre blauen Haare wehten in dem leichten Wind, der durch das offene Fenster in die Küche wehte. Okay in das was von einer Küche übrig geblieben ist, nachdem ein heftiger Streit zwischen zwei Magiern die Möbel in ihre Kleinteile zerlegte.

Sie war ebenfalls eine Magierin und war an dem Streit beteiligt. Sie hatte einen Tunnelblick auf den Kiefernstuhl und konzentrierte sich auf nichts anderes mehr.

"Robin? Starrst du schon wieder den Stuhl an?", störte Delin ihre Konzentration. "Ja, ich versuche immer noch heraus zufinden wie das Blut dahin kommen konnte!", meinte Robin und sah zu dem schwarzhaarigen jungen Mann, der in dem verkratzen Türrahmen stand. "Das ist recht einfach. Jemand wurde darauf blutig getötet! Gibt es kein Zauberspruch, der dir zeigt wer gestorben ist und wer es war?", fragte Delin und stellte sich neben Robin. "Sicherlich, aber" "Aber was?", wollte Delin wissen, "willst du deine Kräfte nicht benutzen, Robin? Dafür wurdest du nämlich geboren!" "Ja und?", schrie sie ihn an. In dem selben Moment sprang sie von ihrem Stuhl auf. "Ja und? Du bist eine Magierin und du kannst Dinge, die ich nicht kann. Es ist ein Geschenk von den Göttern!", erklärte Delin ihr aufgewüllt. "Ja, weil du ein einfacher Soldat bist! Als ich das letzte Mal meine Kräfte benutzte, war das Resultat nicht gerade erfreulich!" "Ich bin kein Soldat! Ich bin ein ehemaliger Soldat, weil ich mich mit dir abgebe!", meinte Delin und setzte sich auf den verbluteten Stuhl.

"Wie wäre es wenn wir über unser nächstes Ziel reden. Wo ist das nächste Artefakt der Götter?", fragte Robin und nahm gegenüber von Delin Platz.

Er zog aus seiner Jackentasche eine zerknüllte und zerrissne Karte heraus. Er breitete sie auf dem Tisch in der Mitte von ihm und Robin aus. Die meisten Zeichen waren bereits durch gestrichen nur noch drei waren übrig. Ein Löwenkopf, eine Pfote eines Chiis, ein katzenartiges Wesen und als letztes ein blaues Kristall.

Delin zeigte auf den bereits durchgestrichene Schild. "Dort sind wir! Das am nächsten liegende Artefakt wäre also der blaue Kristall!", sagte Delin und zeigte auf den Kristall, der in der Nähe von Bergen eingezeichnet war. "Ein langer Fußweg steht uns dann bevor!", nuschelte Robin vor sich hin. "Ja, aber nur noch diese drei und wir können das Land befreien. Befreien aus der Tyrannerei des Königs Oktavian. Wir werden als Helden gefeiert und mit Gold überschüttet!", meinte Delin und steckte die Karte wieder ein.

"Ist es das was du willst? Geld?", hinterfragte Robin ihren Kameraden. "Unter anderem und ich will meine Familie befreien genauso wie du deine Schwester!" Delin stützte sich auf dem Tisch ab um aufzustehen. "Wir müssen los bevor es dämmert! Ich rechne mit einer Woche für den Marsch, wenn wir uns nicht beeilen!", trieb er Robin an. Auch sie erhob sich von ihrem Platz. Gemeinsam gingen sie in Richtung Flur, in dem auch ihre vielen Rucksäcke standen. In diesen Rucksäcken befanden sich die 10 bereits eingesammelten Artefakten, unter anderem göttliches Wasser, der Pfeil der Sonne und der Mondstein. Diese Artefakten, die von den Götter in das Land geworfen wurden, kann man zu einer mächtigen Waffe zusammen fügen und somit auch den stärksten Magier ausschalten.

Sie warfen die Rücksäcke auf ihre Schultern und machten sich auf dem Weg zu der eingetretenen Tür. "Ich werde diesen Ort vermissen!", meinte Robin und drehte sich ein letztes Mal um. "Warum?", fragte Delin verwirrt, weil diese Hütte war voller Blutspuren und total demuliert.

"Ich bin hier aufgewachsen, bevor Oktavians Truppen meine Eltern getötet und meine Schwester verschleppt haben. Ich war gerade einmal 12 Jahre alt und hatte noch nicht meine volle Macht um sie aufzuhalten!", erklärte Robin abgedriftet in alten Erinnerungen. "Dann weißt du wer auf dem Stuhl getötet wurde?", fragte Delin nach.

"Aber natürlich! Mein Vater!", sagte Robin wobei sie die letzten beiden Worte eher flüsterte. "Wir müssen weiter! Sonst werden die Truppen wieder kommen!", befahl Delin und ging zur Tür hinaus. Robin folgte ihm.