* Kapitel 1 *

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Alles beginnt mit meinem Abschied

"Charlie, kommst du. Das Auto ist da", mein Opa kam, einwenig schwerfälliger wie sonst, die Treppe rauf.

Ich stand in der mitten von unserem Dachboden, welcher gleichzeitig das Labor, der Trainingsraum und mein Schlafzimmer war, und lies meinen Blick durch den Raum schweifen. Viele Erinnerungen kamen dabei zum Vorschein, welche ich, dank meiner Bionic, bildlich vor mir sah.

"Ich will hier nicht weg", seufzte ich.

Es waren keine 15 Sekunden, in denen ich Richtige gehandelt hatte, und dafür sollte ich jetzt weg von hier. Weit weg.

"Ich will auch nicht das du gehst. Aber die Akademie ist eine große Chance für dich. Außerdem ist es kein Abschied für immer", mein Opa stand nun hinter mir und legte seine Hände beruhigend auf meine Schultern.

Nein, ein Abschied für immer war es nicht. Aber es fühlte sich so an.

"Ich weiß", wieder seufzte ich. Fast 16 Jahre lang versteckte ich mein Geheimnis nun vor der Welt. Einmal rettete ich einer Person das Leben und wurde dafür in ein anderes Land, bzw. auf eine künstlich angelegte Insel, geschickt. Ohne meinen Opa oder einen meiner Freunde.

Und dennoch, hätte ich die Wahl, würde ich es auf jeden Fall wieder tun.

Eine Weile standen wir noch da, bevor wir gemeinsam die Treppe vom Dachboden wieder herunter stiegen. In dem kleinen Flur, vor der Haustür, stand bereits mein Koffer, welcher darauf wartete, dass es bald los gehen würde.

Wir traten nacheinander aus der Haustür, Opa zog meinen Koffer hinter sich her, und gingen langsam auf das mattgraue Auto zu, welches am Straßenrand vor unserem Reihenhaus parkte. Es war ein selbstfahrendes Auto von 'Davenport Industries' und genau dieser Namen stand zu genüge drauf.

Kaum hatte mein Opa den schwarzen Koffer, in welchem ich wenige persönliche Gegenstände mit nahm, im Kofferraum verstaut, ging die Beifahrertür auf. Diese, normalerweise unbedeutsame, Handlung, machte das ganze jetzt irgendwie Endgültig.

Hier in unserem verschlafen Hafenstädtchen, hatte zwar jeder von dem Vorfall mitbekommen, doch bis auf Mr. Davenport, welcher der Erfinder der Bionic und damit irgendwie mein Lebensretter war, konnte es keiner zuordnen. Und so kam es, dass er vor zwei Tagen Kontakt zu meinem Opa aufnahm und ich nun hier stand, den Tränen nahe. Nicht mal Zeit, um mich von meinem besten Freund zu verabschieden, hatte ich.

Mein Opa nahm mich ein letztes Mal in den Arm. Ich war nicht der Mensch für körperliche Nähe und war froh, wenn ich dieser sonst umgehen konnte, doch gerade wünschte ich mir, dass wir uns nicht mehr los lassen würden. Doch leider lösten wir uns wieder von einander.

"Pass auf dich auf. Und wehe ich muss bald zu einem Elterngespräch antanzen, weil du die halbe Insel gesprengt hast", mein Opa schaut mich mahnend an, doch es war als Witz gemeint. Sein Blick wirkte traurig und das aufgesetzte Lächeln, welches ermutigend wirken sollte, passte nicht dazu.

"Mach Dir um mich mal keine Sorge. Hauptsache du kommst auch ohne mich klar", ich schaute meinen Opa auffordernd an. Fast 16 Jahre lang hat er sich nun um mich gekümmert. Nein er hat mehr als das. Er hat für mich gesorgt, mit mir Trainiert und für mein Überleben alles aufgeben. Er war der wichtigste Mensch in meinem Leben!
"Vielleicht sollte ich Mrs. Sullivan doch noch Bescheid sagen gehen, dass ich jetzt fahre", mein Blick glitt zum Fenster des Nachbarhauses, wo unsere Nachbarin ganz 'Zufälligerweise' stand und diese Abschiedsszene 'ausversehen' beobachtete.

Auch mein Opa schielte in ihre Richtung und schüttelte den Kopf. "Ich glaube das weiß sie schon", seufzte er. Mrs. Sullivan war, genau wie mein Opa, früh verwitwet und schmiss sich jetzt quasi an diesen ran. So passierte es nicht selten, dass sie uns Kuchen oder Lasagne rüberbrachte, meinen Opa ständig zu irgendwelchen Veranstaltungen einlädt oder auch ihre Unterwäsche so auf hing, dass wir diese auf jeden Fall bemerkten. Mein Opa war davon nicht so begeistert und man, bzw. Ich, konnte ihn damit super aufziehen. Mich mochte Mrs. Sullivan übrigens nicht, doch inzwischen beruhte das auf Gegenseitigkeit. Wenn sie wüsste, dass Ich vor einpaar Jahre ihre Rosen, mit Hilfe meiner Telekinese, abgepflückt habe, würde sie mich Köpfen.

"Ich melde mich, wenn ich da bin", sagte ich entschlossen, nachdem mein Opa mich schon fast zur offenen Beifahrertür geschoben hatte.

"Mach das. Und versprich mir dich auf die Akademie einzulassen und nicht die Insel zu zerstören", Opa gab mir einen Kuss auf die Haare, bevor ich Einstieg.

Die Tür ging genauso Automatisch zu, wie sie sich geöffnet hatte. Schnell winkte ich meinem Opa noch ein letztes Mal.

Während das Auto irgendwelche Berechnungen anstellte, schaute ich mir nochmal unser Reihenhaus an, in welchem ich aufgewachsen bin. Es sah harmlos aus und das Labor, auf dem Dachboden, war größer, als man von außen vermuten würde. Vorausgesetzt natürlich, man vermutete dort ein Labor.

Das Auto setzte sich in Bewegung. Jetzt gab es kein zurück mehr.

Lab Rats - Charlie's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt