* Kapitel 8 *

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der erste Unterricht

Der nächste Tag begann mit Unterricht, an welchem ich jetzt offiziell teilnehmen durfte. Noch immer hatte ich keine normale Schuluniform, da sich Mr. Davenport nach wie vor mit meinem bionischen Level unsicher war, aber zumindest war ich schonmal einer Gruppe zugeteilt.

Wie besprochen ging ich um 8 Uhr zu den Cyber-Desk's und wurde dort bereits von den anderen Schülern aus Chase's Gruppe erwartet.

"Hi", ich winkte einwenig unbeholfen in die Menge. Dabei musterte ich die insgesamt neun Schüler, welche mich nun alle erwartungsvoll anschauten.

Ich hatte sie alle schonmal gesehen, doch wie ich gestern bereits feststellen musste, kannte ich noch keinerlei Namen. Das könnte ab heute ja nur besser werden!

Es waren drei Mädchen und sechs Jungen, wovon mich übrigens keiner zurück gegrüßt hat. Sie trugen alle die Schuluniformen, wobei vier gelbe, fünf grüne und einer sogar orangene Schultern hatte.

Der Junge mit den orangenen Schultern war an der 'Rettungsmission' von Bob und Spin beteiligt gewesen. Das dazugehörige Mädchen war bei Bree in der Gruppe.

Um Punkt 8 Uhr kam Chase durch eine der Türen und begrüßte uns mit einem, meiner Meinung nach zu motiviertem, "Guten Morgen!"

"Morgen!", sagte ich und hoffte, dass ich dabei zumindest halb so motiviert klang wie er.

Genau wie bei mir, antwortete ihm sonst keiner. Doch Chase schien das weniger zu stören wie mich (oder er hat sich bereits daran gewöhnt) und begann mit seinem Unterricht.

Als der klügste Mann der Welt, so hatte er sich in den ersten 15 Minuten bereits dreimal betitelt, liebte er den Theoretischen Unterricht.

Neben 'richtigem Verhalten bei Mission' erklärte er auch noch ausschweifend, wie eine Bombe richtig zu entschärfen ist, wie eine Suchaktion geplant werden sollte und warum man diese drei Themen als 'Superheld' braucht. Zudem zeigte er noch den Lehrfilm über Bionic, doch zu meiner (positiven) Überraschung hatte er diesen gekürzt. Man könnte schon fast halbiert sagen.

So richtig zuhören tat ich ihm jedoch nicht. Dank meiner bionischen Fähigkeiten brauchte ich dies auch nicht zu tun, doch offensichtlich war ich die einzige. Der Rest der Truppe schrieb alles mit, was Chase so erzählte und passte aufmerksam auf, was dort im Film passierte.

Gegen 14 Uhr beendete Chase seinen Unterricht. Auch wenn ich eigentlich sehr gerne zur Schule ging, waren das gerade die längsten sechs Schulstunden meinen Lebens. Ich muss schon sagen, die drei 10 Minuten Pausen waren heute mein Highlight, auch wenn sich nach wie vor keiner der anderen mit mir unterhalten hatte.

***

Am Nachmittag trafen wir uns für eine extra Trainingsstunde. Normalerweise sollte das praktische Training ebenfalls am Vormittag stattfinden, doch wie gesagt war Chase viel zu sehr mit dem theoretischen lernen beschäftigt gewesen.

Im Trainingsraum waren noch ein paar andere Schüler, welche die freie Trainingszeit am Nachmittag nutzen, so wie es ursprünglich von Mr. Davenport gedacht war.

Chase schien das aber nicht zu stören. Wir stellten uns alle wie aufgefordert in einem Kreis um ihn auf. Neben mir stand der Junge mit den orangenen Schultern (den Namen kenne ich noch immer nicht. Soviel zum Thema 'kann ja nur besser werden') und auf der anderen Seite stand ein Boxsack.

Auf dem Boxsack stand groß 'Davenport Industries' drauf und einwenig kleiner 'unzerstörbarer Boxsack'. Die Ironie dahinter war, dass ich Adam bereits beim zerstören einer dieser Boxsäcke beobachten konnte.

"Ich möchte, dass ihr, immer zu zweit, eure Nahkampftechnik übt. Dabei sollt ihr eure Bionic nicht einsetzten", sagte er in einem Lehrertonfall, welcher auch gut zu dem Satz 'Ich beende den Unterricht, nicht die Glocke' gepasst hätte.

Während ich mir noch Gedanken über seinen Tonfall machte, welcher mir übrigens nicht gefiel, teilten sich die anderen bereits in zweier Gruppen auf.

Auf mich kam ein Mädchen mit braunen Haaren, welche nur etwa kinnlang waren, zu. Sie war einwenig größer wie ich und ihre Schuluniform hatte grüne Schultern. Das bedeutet ihr bionisches Level ist die zwei.

"Machen wir zusammen?", fragte sie mich und ihre Stimme war verdammt hoch.

Da es mir egal war, mit wem ich zusammenarbeiten würde, nickte ich nur.

Wie der Rest auch stellten wir uns gegenüber. Der Abstand zwischen uns betrug etwa einen Meter, welcher gleich beim Kampf aber schnell überwunden war.

"Ich bin übrigens Sky, nur damit du weißt welchen Namen du rufen musst, falls du aufgeben willst", überrascht sah ich sie. Sky leidet offensichtlich an Selbstüberschätzung. Zumindest hoffte ich, dass sie sich gerade überschätzte was ihre Fähigkeiten anging.

"Ich bin Charlie", stellte ich mich, rein aus Höflichkeit, ebenfalls vor.

"Ich weiß. Über dich spricht die halbe Insel", sie grinste als sie mein verdutztes Gesicht sah.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass so viele Leute über mich redeten, immerhin war ich bereits seit zwei Tagen hier. Zudem haben Adam und Bob ziemlich Mist gebaut, was auch schon die Runde gemacht hatte.

Während Sky mich mit ihrem Blick versuchte einzuschüchtern, hatte Chase noch Tipps zur Selbstverteidigung gegeben. Das ihm irgendwer noch zugehört hat, kann ich mir nicht vorstellen. Zumindest schrieb keiner mit.

Er zählte von drei runter und ich stellte mich in Kampfstellung. Dann ging es los.

Sky ging sofort in die Offensive. Sie berührte mich keinmal, da ich jedem ihrer Schläge ausweichen konnte, dennoch trieb sie mich damit nach hinten und ich wusste, dass dort gleich eine Wand auf mich warten würde.

Mir fiel auf, das Sky viel mit ihren Armen arbeitete und unaufhörlich in meine Richtung schlug. Ihre Armen waren ein wesentliches Stück länger wie meine, was mich davon abhielt, einfach so zurück zu schlagen. Zudem hatte ich nicht allzu viel Kraft in den Armen, als das ich sie aufhalten könnte.

Inzwischen war Sky so nah an mir dran, dass ich einige ihrer Schläge abblocken musste. Viel weiter nach hinten konnte ich nicht und auch links von mir war eine Wand. Rechts kämpften die anderen beiden Mädchen aus unserer Gruppe, wobei keine von beiden auch nur ansatzweise so verbissen aussah wie Sky.

Während ich immer mehr ihrer Angriffe abblockte, fiel mir auf, dass sie nur wenig Stabilität im Stand hatte. Somit würde ein gezielter Angriff reichen, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und vielleicht sogar umzuwerfen.

Ich blockte einen letzten Angriff ab, ehe ich mein ganzes Gewicht auf das linke Bein verlagerte und mit dem Rechten nach ihr trat. Hierbei zielte ich auf ihren linken Hüftknochen, da ich ihr nicht in die Magengrube treten wollte, wie ich es in einem richtigen Kampf getan hätte.

Wie ich vermutet hatte, brachte sie dieser tritt aus dem Gleichgewicht und während sie sich wieder zu fangen versuchte, hörte sie mit ihren Angriffen auf mich auf. Diese Chance nutze ich, um ihr das rechte Bein, auf welchem sie nun das ganze Gewicht verlagert hatte, wegzuziehen, wo durch sie das Gleichgewicht komplett verlor und auf ihrem Po landete.

Triumphierend lächelnd hielt ich ihr die Hand. Es dauerte eine Weile, bis sie diese nahm und ich ihr hoch helfen konnte.

"Guter Kampf, Charlie", sagte sie, bevor sie sich umdrehte und fluchtartig den Raum verließ.

Lab Rats - Charlie's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt