Entsetzt sehe ich zum Spind, der nur drei Plätze von meinem entfernt ist. Kiran war mir gefolgt, zumindest dachte ich das ein wenig panisch. Aber das hat er gar nicht getan! Er ist zu seinem Spind gegangen, welcher sich ausgerechnet nur drei Fächer neben meinem befindet! Ihn so gut es geht ignorierend, stopfe ich eilig die Geographie Sachen hinein und hole das Nächste heraus, Biologie. Kaum habe ich dies getan, knalle ich den Spind zu, verschließe ihn und mache mich ohne zurückzusehen auf den Weg in den Bio-Kursraum. Dort angekommen steuere ich sofort meinen Platz an und lasse mich mit einem Seufzen darauf sinken. Was ist heute bloß für ein verrückter Tag? Irgendetwas stimmt doch verdammt nochmal nicht. Es fing schon nach dem Aufstehen an, als meine Eltern, meine Brüder und später auch noch meine Freunde so komisch waren. Habe ich heute irgendetwas im Gesicht? Bin ich total verschmiert und niemand traut sich, etwas zu sagen? Habe ich etwas Großes zwischen den Zähnen? Ich verstehe es einfach nicht.
Vorsichtshalber fahre ich mir mit den Fingern übers Gesicht, und taste, ob dort etwas nicht stimmt. Dasselbe mache ich mit der Zunge, indem ich sie über meine Zähne fahren lasse, um irgendwie zu ertasten, ob da etwas ist. Aber wenn es so ist, finde ich es anscheinend nicht.
Gerade hebe ich den Blick, als Kiran den Raum betritt. Entnervt schnaube ich. Das kann doch wohl nicht wahr sein, oder? Er kann doch nicht ausgerechnet meinen Stundenplan bekommen haben. Ohne zu zögern, setzt er sich in Bewegung und nimmt am Tisch hinter mir Platz. Ich höre, wie er sich zurücklehnt und weiß genau, dass er die Arme vor der Brust verschränkt hat. Was hat der Kerl nur gegen mich? Auf dem Weg hier rein hat er mich angesehen, als hätte ich ihm etwas direkt vor der Nase weggestohlen. Keine Ahnung was der Scheiß soll. Und gerade bin ich mir ebenfalls sicher, dass er meinen Hinterkopf fixiert, deshalb drehe ich mich langsam um. Ich erwische ihn dabei, wie er mich anstarrt.
„Könntest du damit aufhören?", zische ich und er hebt die Augenbrauen.
„Womit?", fragt er gelangweilt.
„Mich anzustarren, mir nachzulaufen, einfach allem?", gebe ich zurück und ein belustigter Ausdruck legt sich auf sein Gesicht.
„Dir nachlaufen? Wofür hältst du dich? Glaubst du ernsthaft, du bist so scharf, dass ich dir nachrennen würde? Davon kannst DU nur träumen, Luna!", stellt er klar und ich blinzle.
Habe ich ihm meinem Namen genannt?
Er scheint das Fragezeichen in meinem Blick richtig zu deuten. „Der Lehrer, vorhin?", erinnert er mich, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Mister Kent immer nur ‚Miss Belfore' zu mir sagt.
„Aha", sage ich deshalb nur und drehe mich wieder nach vorne. Die ganze Stunde über spüre ich seinen Blick auf mir und kann mir keinen Reim darauf machen. Will er mich ärgern? Das schafft er! Ich verstehe nur nicht, WIESO er es macht. Ich habe ihm nichts getan, außer, dass ich ihm vorhin im Weg gestanden bin, und deshalb wird er ja wohl nicht so angefressen sein, dass er mich jetzt für immer hassen will, oder?
Nachdem ich auch Biologie hinter mich gebracht habe, mache ich mich wieder schnell auf den Weg, nun steht Mathe an, und dort werde ich Andy und Leander, Gott sei Dank, sehen. Ich will ihnen unbedingt von meinem komischen Tag erzählen, von Damian und von Kiran, welcher mich so komisch ansieht. Deshalb laufe ich durch die Gänge, hechte zu meinem Spind, um ihm nicht schon wieder zu begegnen, drehe mich mit Schwung um, will gerade los und knalle zum dritten Mal an diesem Tag gegen jemanden. Ich taumle, bin kurz davor zu fallen, aber starke Hände schließen sich um meine Oberarme und halten mich, sodass ich das Gleichgewicht wiedererlange. Mit, durch das Adrenalin, wild klopfendem Herzen sehe ich an den Händen, die mich noch immer halten auf und sehe direkt in Kirans blitzblaue Augen, die mich mustern. Dann lässt er mich los, als hätte er sich an mir verbrannt, macht kehrt, ohne etwas gesagt zu haben, und geht davon. Mit einem leichten Kopfschütteln sehe ich ihm hinterher, bis er verschwunden ist. Heute ist einfach nicht mein Tag, ganz und gar nicht!
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Mondlicht Kuss - Du darfst ihn nicht küssen [Leseprobe]
Fantasia„Du kämpfst mit unfairen Mitteln, Alphawölfin..." „Mir war nicht bewusst,dass ich überhaupt kämpfe..." Siebzehn Jahre lang führte Luna ein normales Leben, wie alle anderen in ihrem Alter auch. Sie ging zur Schule, zankte mit ihren Brüdern und hatte...