Mit einem seeligen Lächeln schlug Frau Günthler die 264. Seite ihres Dudens auf. Die hochpubertierenden 14. Jährigen wussten, was das bedeutete: Eine weitere Stunde Lektüre, wie schlecht ihre Grammatik doch war.
Frau Günthler genoss den Anblick der leidenden Schüler, die sich langsam versuchten hinter ihren Büchern zu verstecken, doch davon ließ sie sich nicht abhalten. Sie war sich ihrer Sache zu 100 % sicher. Nun blieb die Frage: Wer sollte drankommen, die von ihr vorgegebenen Wörter an die verschmierte Tafel zu kritzeln? Abdul Azim Mahmoud-Ghazi oder der Franz?
Doch sie war ein Gutmensch, weswegen sie Franz den Gefallen tat, ihn nicht dranzunehmen. Mit einem sanften Lächeln wollte sie Franz klar machen, dass sie ihn verschonte, doch was sie stattdessen erblickte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Franz hatte etwas in der Hand. Ein kleiner Kasten, welcher Licht ausstrahlte.
Die gesamte Klasse hielt die Luft an. Sogar Felixius der III, welcher bis jetzt nur geschlafen hatte, hob angsterfüllt seinen Kopf und sprach sein letztes Gebet. Aber Franz merkte nichts. Er starrte einfach nur weiter auf den lichtausstrahlenden Kasten in seiner Hand.
"Franz", erklang die schneidende Stimme von Frau Günthler, "ist das in deiner Hand ein mobiles Kommunikationsgerät?". Franz's Kopf zuckte nach oben. Seine Augen weiteten sich. Unauffällig versuchte er die Kalaschnikow in seiner Hosentasche zu erspüren. Trotz allem wusste er, dass er nichts gegen Frau Günthler ausrichten konnte.
Doch bevor sein letzter Hoffnungsschimmer verschwand, kam ihm eine einleuchtende Idee.
Ein gewinnendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Frau Günthler zog zischend die Luft ein.
Was hatte er bloß vor?!
Franz erhob sich langsam von seinem Sitz und warf ein Blick auf die Kettensäge von Brigitte. Brigitte nickte ihm entschlossen zu, doch sie zitterte immer noch vor Angst. "Mach dir keine Sorge, Brigitte. Ich werde das hier jetzt für ein und alle Male beenden", sagte er in einer tiefen Stimmen und zwinkerte ihr zu. Sie lief rot an und blinzelte sich bildende Tränen weg. "Franz!"
Mit einem ernsten Gesicht wendete er sich nun wieder Frau Günthler zu. Knurrend, mit einem krummen Rücken und dem Duden in der Hand stand sie da. Ihre Verwandlung in einen Wer-Lehrer war nun fast vollendet. Aber Franz wusste, was er nun tun muss!
Er atmete tief durch und hob sein mobiles Kommunikationsgerät. Frau Günthler heulte schmerzerfüllt auf. Doch das war noch längst nicht alles! "Zählen Sie Ihre letzten Sekunden", schrie Franz und fing an sein mobiles Kommunikationsgerät hin und her zu schwingen. Der Luftstoß, der dabei entstand, drückte Frau Günthler gewaltvoll gegen die Wand, welche langsam anfing zu bröckeln. Doch auch Frau Günthler wollte nicht so leicht aufgeben!
Schweißüberströmt keuchte Franz. Er würde nun zu seiner letzten Attacke ansetzen. Die Attacke, welche Frau Günthler ins Abyss befördern würde.
Der Bildschirm seines mobilen Kommunikationsgerätes fing an zu flackern. Aus dem nichts ging es und zeigte Franz' Chatverlauf mit Putin. Frau Günthler fing an zu schreien. Das Licht, welches der Chatverlauf ausstrahlte, brachte sie beinahe um. Alle mussten sich die Ohren zuhalten, nur Franz stand ihr weiter mutig gegenüber. Doch nach einigen Sekunden war der Albtraum endlich vorbei. Frau Günthler war besiegt. Endlich.
Franz fiel blutüberströmt zu Boden und atmete schwer. "Franz, heirate mich!", Brigitte fiel über ihn her und hielt seine Hand. Franz lachte leicht. "Brigitte, ich bin nicht der Richtige für dich. Ich könnte nicht für dich und unsere Kinder sorgen. Ohne Freiheit ist mein Herz leer."Der Direktor schob seine Brille zurecht und betrachtete den Schüler vor sich. "Du hast dein Handy also während dem Unterricht benutzt, Franz?"
Der Schüler machte sich klein und sah beklemmt auf seinen Schoß. "Ja, Herr Müller."

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Satire - Unser Vaterland
HumorMeine Damen, Herren und Donald Trump, wir alle kennen die Ironie des Schicksals oder das Leben, welches Sie dauerhaft auslacht. Auch Jesus, welcher oben in seinem Gemüt sitzt und sich manchmal fragt, warum sein Vater die Menschen überhaupt erschaffe...