01

78 3 2
                                    

Ich hatte nicht erwartet jemals zu erfahren was dieses Wort bedeutete: Mate. Wenn ich ehrlich bin hatte ich auch nie richtig danach gesucht, wieso auch. Was konnte mir mein Soulmate geben, dass ich nicht auch von Alissa bekommen könnte? Alissa ist meine beste Freundin und wir hatten einen Packt geschlossen, wenn wir keine Mates fänden, würden wir einfach zusammenkommen.

-

"Sarah, Hallo, bist du noch da?" Alissa sah mich erwartungsvoll an, bis ich wieder im hier und jetzt angekommen war. "Also, wie ich bereits sagte, lass uns gleich noch in dieses neue Café gehen, We... Wa... Wie..." "Wolberts?" riet ich, und sie nickte begeistert. "Vielleicht würde weniger Kaffee dir gut tun." merkte ich neckend an was sie mit einem Augenrollen quittierte. Sie gehörte zu den Werkatzen, und würde die meiste Zeit des Tages schlafend verbringen, wenn da nicht ihre Kaffeesucht wäre. "Wir müssen auch noch deine Geburtstagsfeier planen." Das war also ihre Art sich zu rächen? "Du weist, das ich Geburtstagsfeiern hasse und ich habe doch erst letztes Jahr gefeiert." maulte ich vor mich hin. "Ja, aber dieses Jahr wirst du achtzehn, HALLO, da kannst du nicht nicht feiern. Hör' doch mal auf die alten Leute." Sie war gerade einmal vier Monate älter als ich, und bereits seit zwei Monaten volljährig. Ich grummelte unzufrieden, während wir weiterhin die Straße runter schlenderten. Sie schnaubte belustigt und wechselte das Thema.

-

Nachdem wir, oder besser gesagt Alissa, noch eine gute Stunde mit shoppen verbracht hatten, machten wir uns endlich auf den Weg zum Café Wolberts und sie konnte es kaum erwarten den Kaffee dort zu probieren, was auch sonst. Wenn sie Koffein intus hatte, redete sie wie ein Wasserfall und das tat sie momentan ständig, also ließ ich sie einfach reden.

Das Café lag etwas abseits an einem See und war modern und minimalistisch eingerichtet. Die Bodentiefen Fenster ließen jede Menge Licht hinein, das Angebot des Cafés stand hinter dem Tresen an Tafeln geschrieben und die Möbel waren in Grautönen gehalten. Und dann bemerkte ich ihn, diesen unglaublichen Geruch nach Salzwasser und Sand mit einem Hauch von Tannennadeln. MATE war das einzige, was mir dazu einfiel. Ich sah mich suchend nach seinem Ursprung um und wurde fündig. Er kam von einem Menschenjungen, wie könnte es anders sein, die Göttin Luna musste mich wirklich hassen. Ich hatte so schon genug Probleme im menschlichen Alltag zu funktionieren, da war ein Menschlicher Mate noch das Sahnehäubchen. Alissa hatte bemerkt, dass ich mal wieder 'out of order' war, mich zu einem Tisch geschoben, hingesetzt, sich einen Kaffee und mir einen Kakao bestellt und sich zu mir gesetzt. "Also Mädel, watt is los." Sie verfiel wieder in ihren Akzent und ich presste nur ein "Mate" zwischen meinen Zähnen hervor. "Was hier? Wer?" fragte sie und sah sich um, es war einer dieser Momente wo man sagt, nicht hingucken, und die Person macht es dann Sofort übertrieben auffällig. Ich starrte beschämt die Tischplatte an. "Der Typ mit den grauen Haaren." Als sie ansetzte zu Sprechen fügte ich noch ein "Und nein, ich meine nicht den Opa da hinten." hinzu, was sie sofort verstummen ließ. 

Natürlich war er es, der uns die Getränke brachte, und uns freundlich dabei anlächelte. Ich musste ihn wohl etwas zu lange angestarrt haben, denn plötzlich fragte er, ob er mir sonst noch irgendwie behilflich sein könne. Ich verneinte und merkte wie mir das Blut in die Wangen schoss. "Wow, das war ja mal super erfolgreich." kommentierte Alissa sarkastisch und sah mich belustigt an. "Was soll ich den bitte deiner Meinung nach tun? Du weißt doch, dass ich eine Katastrophe bin, was Sozialkontakt angeht." "Du könntest ihn nach seiner Nummer fragen, ihn Entführen oder wandeln." schlug sie vor. Toll, irgendetwas das ich hinbekommen könnte hatte sie also scheinbar nicht im petto. Grübelnd leerten wir unsere Tassen und Alissa bezahlte. "Du hast für heute schon genug gelitten, beim nächsten mal kannst du wieder zahlen." Ich nickte zustimmend und wir machten uns auf den Weg nach Hause.

-

Dort angekommen ließ sie mich vorerst in Ruhe und spielte ein wenig in ihrer gewandelten Form als Serval mit unserem Hauskater während ich versuchte irgendetwas nützliches aus den Geschichten auf Wattpad zu lernen. Aber leider hatten die Charaktere nicht die selben Probleme wie ich und waren sowieso alle viel zu selbstbewusst.

Ich dagegen hatte es ja noch nichtmals geschafft in einem Rudel zu funktionieren, sie waren gerade dabei gewesen mich zu töten, als Alissa mich gerettet hatte.  Sie war einfach in ein Rudel Wölfe gesprungen und hatte sie überzeugen können mich mitnehmen zu dürfen, mich weggebracht und meine Wunden versorgt. Bei den Erinnerungen daran lief es mir kalt den Rücken runter. Ich driftete immer weiter ab, als Alissa reinkam, sich verwandelte und mich mit sich zog. "So, genug Trübsal geblasen, jetzt wird gelaufen." Das hieß sie würde mich wieder in den Wald zerren, damit ich mich verwandeln konnte und einfach mal abschalten.

-

Der Wald war nur etwa 30 Minuten von unserer Wohnung entfernt wenn man zu Fuß ging weshalb Alissa nur selten davon abzubringen war dorthin zu gehen. Ich zog mich in einem Gebüsch aus und verwandelte mich vollständig, Alissa legte mir mein Halsband an und verstaute meine Klamotten und dann gingen wir los. Jedes Mal musste sie mich hier her schleifen, und jedes Mal war ich ihr unglaublich dankbar dafür, denn ich liebte es die Waldluft zu riechen, Tierspuren zu verfolgen, meine Beine zu strecken und beim laufen den Wind in meinem Fell zu spüren. Normalerweise hätte sie sich auch verwandelt, aber sie hatte sich absolut mit Nepomuk verausgabt.

Entspannt trottete ich durch die Gegend, bis ich wieder diesen Geruch in der Nase hatte, und bevor ich realisierte, was ich da eigentlich tat, war ich auch schon los gerannt und wurde nun von einer wild rufenden Alissa verfolgt. Voller Freude rannte ich einfach weiter, so ausgelassen wie schon lange nicht mehr, ohne darauf zu achten Wohin, als ich voller Wucht in etwas weiches hinein rannte. Mit einem lauten "Uff!" fiel das weiche Etwas zu Boden und ich begann zu realisieren, das es ein Mensch war, und nicht einfach irgendein Mensch, nein, es war natürlich mein Mate.

Mate ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt