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Das Gespräch lief erstaunlicherweise recht gut, und er war wirklich nett. Ich erfuhr, dass er Filme lieber im Kino guckte, für das richtige 'feeling', was ich überhaupt nicht verstehen konnte. Darius war im Gegensatz zu mir eher extrovertiert, auch wenn ich bisher nicht viel davon gemerkt hatte. Nachdem er mir von seiner Begegnung mit Napoleon erzählte, wobei ich ganz überrascht tat, zeigte ich ihm Bilder von Nepomuk, unserem zweijährigen black tortie Maine Coon Kater. Er mochte Tiere sehr gerne studierte Tiermedizin, was die Biologiesachbücher erklärte und jobbte nebenbei hier im Café Wolberts. Wir redeten noch über Gott und die Welt und verabschiedeten uns gegen halb eins voneinander.

Ich hatte mich doch tatsächlich verquatscht und normalerweise redete ich kaum, doch ihm hätte ich noch Stundenlang zuhören können. Auf de Weg zurück zur Wohnung prickelte mein ganzer Körper und ich lief mit wippendem Schritt freudig über den Gehweg. Es war fast so, als wäre ich nie gebissen worden und als zehn jähriges Kind zusammen mit meinem Vater auf den Weg zur Eisdiele, nur würde es nie wieder so werden. Der plötzliche Stimmungswechsel ließ das Prickeln verblassen, meine Schultern sanken auf ihre übliche Position und auch das wippen verschwand aus meinem Gang. Plötzlich rannen mir Tränen die Wangen hinunter und ich hob die Hände vor mein Gesicht um mich vor den Blicken der Passanten zu schützen, die mir eben noch egal gewesen waren.

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Bis ich bei unserer Wohnung ankam waren meine Tränen versiegt und meine Stimmung noch immer im Keller. Schniefend öffnete ich die Tür woraufhin Alissa zur Tür gerannt kam und bedrohlich knurrte. "Was hat dir dieser Dreckskerl angetan, den mache ich fertig!" Ich schüttelte nur den Kopf und sie führte mich zum Sofa. "Wenn er nicht daran schuld ist, dass mein Muffin traurig ist, wer dann?" Fragte sie eindringlich. Ich rollte mich zusammen, doch sie ließ nicht locker, und auch Nepomuk drückte sich schnurrend an mich. "Darius ist echt nett ..." begann ich zögerlich. "Und wir haben uns echt nett unterhalten ... es hat mich irgendwie gar nicht gestört so viel zu reden ... und dann war ich auf dem Weg hierher ... ich war wirklich happy ... als ..." ein schluchzen entfloh mir und Alissa mir beruhigend über den Rücken strich und Nepomuk sich an mich kuschelte. "Als ich wieder daran denken musste wie es früher war, vor dem Biss." Mir liefen zum zweiten mal an diesem Tag Tränen über's Gesicht. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Körper noch genügend Wasser dafür übrig hatte, denn ich fühlte mich schon seit ich das erste mal aufgehört hatte zu weinen vollkommen ausgedörrt.

Alissa sah mich mitfühlend an und auch wenn sie als geborene Werkatze nicht alles verstehen konnte, würde sie sich niemals zu Schulden kommen lassen es nicht wenigstens versucht zu haben. In ihren Armen liegend und mit Nepomuk auf der Brust, wurde mein Schluchzen zu einem Wimmern und auch das verstummte, als ich langsam in einen Unruhigen Schlaf abdriftete.

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Ich wurde von dem köstlichen Duft von Bacon geweckt, der gerade in der Pfanne vor sich hin brutzelte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und Alissa gab mir einen Kuss auf die Wange. "Moin du Schlafmütze. Du hast den ganzen Rest des gestrigen Tages verpennt, ich hab's nicht geschafft dich zu wecken. Aber naja, das Sprichwort besagt ja auch 'schlafende Hunde soll man nicht wecken.'" Ich grummelte mürrisch. Katzen mögen ja von ihrem Hunger aufgeweckt werden, aber Wölfe fraßen einfach später mehr. Das lange Schlafen hatte also zur Folge, dass ich nun einen Mordshunger hatte, da würden die paar Baconstreifen nicht reichen. Ich holte ein dutzend Eier aus dem Kühlschrank, verarbeitete sie zu Rührei, gab noch eine Packung Speckwürfel dazu und briet sie in der Pfanne. "Und, wann ist das nächste Treffen mit deinem geliebten Herrn Fuchs?" Als Antwort bekam sie ein Zwicken in die Seite und ein Schulterzucken, worauf sie mit einem belustigten Kopfschütteln reagierte. "Na dann werde ich das wohl wieder selbst in die Hand nehmen müssen." Energisch schüttelte ich den Kopf. "Was soll er denn dann von mir denken? Ich weiß ja noch nichtmals wann oder wie ich ihm sagen will, dass ich ein Werwolf bin." Es war zum verrückt werden, es hätte bestimmt tausende Möglichkeiten gegeben, die besser währen als ihn als Mate zu haben. Aber ich gebe zu, Darius ist auch nicht das schlimmste was mir hätte passieren können; ich mochte ihn, er mochte Tiere und mich scheinbar auch.

Wir schnappten uns unser Essen, fütterten den Kater und flätzten uns auf's Sofa um nebenbei etwas auf Netflix zu gucken. Es gab nichts schöneres, als an Alissa gekuschelt auf dem Sofa zu liegen. ... Außer vielleicht wenn er es wäre statt ihrer. Wie es ihm wohl gerade ging? Ich war verwirrt wo diese Gedanken plötzlich herkamen, wurde das etwa alles nur durch die Mate Verbindung ausgelöst? Waren meine Gefühle für ihn dann überhaupt echt? Meine Gedanken liefen immer weiter die Abwärtsspirale hinab, als Nepomuk mich sanft anstupste und daraus befreite. Dankbar kraulte ich ihm das Kinn. Er schien mich irgendwie mehr zu mögen seit ich meinen Mate gefunden hatte. Vielleicht weil er dachte ich könnte sie ihm jetzt nicht mehr wegnehmen? Er streckte sich und blinzelte mich langsam an. Lächelnd tat ich es ihm nach; Alissa hatte mir mal erklärt, dass das langsame Blinzeln 'Ich vertraue dir' in Katzensprache hieß. Diese langsame Bewegung, ohne jede Hektik, zeigte dass er sich sicher fühlte und mich nicht in jeder einzelnen Sekunde beobachten musste, weil er wusste das ich ihm nichts tun würde.

"Also, wie ich dich kenne hast du ihn nicht nach seiner Nummer gefragt und so unsicher wie der Kerl bei dir ist, gilt das auch für ihn. Zu eurem Glück habe ich seine Nummer bei unserem Treffen im Wald ergattert. Übrigens hoffe ich für dich, dass du nie wieder einfach so losrennst, sonst mach ich dich fertig." Drohte sie mir liebevoll an. Sie schickte mir den Kontakt per WhatsApp und sah mich erwartungsvoll an. Nervosität stieg in mir auf und meine Hände wurden ganz schwitzig. Gott war ich schlecht in sowas. Ich fügte ihn als neuen Kontakt hinzu und begann zu tippen.

Mate ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt