Mit Wut beginnt, mit Reue schließt der Zorn.- Publius Syrius
Ich weiß nicht wann ich zuletzt so sehr lachen musste, dass ich einen solchen stechenden Schmerz im Bauch verspürte. Gekrümmt sahs ich auf meinen Stuhl und gab mir nicht mal Mühe, mich zu beruhigen. Ich hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr so gelacht. Es fühlte sich so schön an.
Doch so sehr ich lachte, desto mürrischer wurde Atlas Blick. „Ja ich verstehe, dass du das als ein Witz auffasst, aber Jupiter könntest du mal aufhören zu lachen."
„Okay, Okay. Tut mir wirklich leid. Werde ich jetzt für mein Verhalten bestraft? Wie sehen eure Bestrafungen in der Sekte aus?", blickte ich ihn verspottet an.
„Jupiter, ich weiß nicht wie, ich weiß nicht warum und ich weiß auch nicht auf welche Weise, aber du bist gestorben. Vor genau 32 Tagen bist du im ‚Aufzug' aufgewacht. Und irgendwo in diesem Gebäude, leuchtete mit deinem Erscheinen ein Monitor auf, mit der Aufzeichnung deines Bildes."
So langsam verging mir dann doch das Lachen. Das alles war einfach zu viel. Ich stinke, ich weiß nicht wann ich meine letzte Mahlzeit zu mir genommen habe und meine Augen brennen vor Müdigkeit. Ich spürte wie der Zorn in mir wuchs: „Ich weiß ja nicht was für ein krankes Spiel ihr spielt. Aber lass dir eins gesagt sein, mich bekommt ich nicht klein. Ihr sperrte mich Tage lang in einen Raum ein, welches weder ein Bett hat noch ein Fenster hat, sodass Tag und Nacht eins wird und jegliches Zeitgefühl verschwindet. Jetzt kommst du daher, erzählst irgendwelche Märchen und glaubst allen Ernstes, dass ich dir glaube. Was kommt danach? Muss ich mein Blut in irgendein Kelch gießen? Oder muss ich um..."
„Es reicht Jupiter." Er erhob im gegensatz zu mir seine Stimme nicht. Ganz ruhig forderte er mich wieder auf still zu sein, wodurch meine Wut nur noch mehr wuchs. Doch bevor ich dort ansetzten konnte, wo ich aufgehört habe, war er mal wieder schneller:" Ich weiß, wie sich das anhört. Und ich verlange ja auch nicht von dir, dass du mir sofort glaubst. Aber du solltest mir zumindest zuhören."
Auffordernd zog ich meine Augenbraun hoch. „Bitte fahre fort. Aber bilde dir ja nicht ein, dass ich dir irgendetwas von dem was du sagst glaube."
„Versuche es zumindest. Das würde mir für das Erste schon reichen. Der Tod ist eine geheimnisvolle Sache. Keiner weiß wirklich, was einem nach seinem letzten Atemzug erwartet. Wir nennen den Prozess zwischen sterben und tot sein ‚'. Denn wenn man stirbt ist man nicht zu gleich tot. Zumindest ist dies bei einigen Menschen der Fall. Entscheidend ist hierbei auf welche Art man stirbt. Denn nur die, die glücklich sterben, sterben am Ende wirklich. Die Welt ist erfüllt von Trauer, Verzweiflung und Hass. Und diese drei Emotionen führen schließlich dazu, dass die Menschen kein Frieden finden. Nicht im Leben und auch nicht im Tod."
Für einen kurzen Moment unterbrach er sein Monolog, so als ob er mir Zeit geben wollte das aufzufassen was er erzählt. Keine Zeit der Welt würde dafür reichen. Oder müsste ich eher sagen, keine Zeit des Todes...
„In dem Moment, wo ein Mensch stirbt, ist er nur fähig eine der vier Emotion zu spüren: Freunde, Hass, Verzweiflung oder Trauer. Abhängig davon welche ihn in diesem Moment begleitet, wird er in das jeweilige Haus zugeteilt. Nur der, der mit Freude stirbt gelang nicht ins ‚Mezzanine', die Zwischenetage des Todes. Das ist ein automatischer Prozess. Wir, die hier arbeiten, können nichts von dem beeinflussen. Wenn jemand traurig, verzweifelt oder wütend stirbt, erscheint er in dieser Sekunde im ‚Aufzug'. Wir nennen den Ort, in den du die letzten Tage verbracht hast, deswegen Aufzug, weil er dich von der Welt der Lebenden in die Welt der Sterbenden befördert. Das Gebäude in dem wir uns finden..."Ich ließ ihn nicht länger ausreden: „Okay, das reicht! Ich will nichts mehr von all dem hören. Ich weiß ja nicht aus welcher Fantasie das Ganze entsprungen ist, aber das alles ist absolut verstörend. Abgesehen davon, unter welchen Umständen ihr mich die letzten Tage behandelt habt, geht es mir gut, deswegen..."Doch weiter kam ich nicht. Das mit dem Unterbrechen sollten wir uns wohl wirklich abgewöhnen.

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Mezzanine
FantasyJupiter ist gefangen. Gefangen zwischen Mauern, die ihr Unterbewusstsein für sie erschuf. Doch erst wenn sie es schafft sich zu erinnern, kann sie Ruhe finden. Im Leben und im Tod.