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Felix schlief bereits drei Stunden und auch wenn Hyunjin wusste, dass er aus seinem Tiefschlaf aufgewacht war, hatte er Bedenken, ob er es nicht erneut war. Wer gab ihm die Gewissheit, dass er nicht erneut im Koma lag? - Richtig, niemand. - Selbst die Geräte verblieben an Ort und Stelle, gaben ihm das Gefühl, dass sich nach wie vor nichts an der Situation geändert hatte, obwohl der Blonde außer Lebensgefahr war und somit über den Berg war. Doch wie qualvoll würde der Abstieg werden, den sie gemeinsam nun in Angriff nehmen mussten? Wie oft mussten sie noch Angst um einander haben? Hyunjin konnte sich das ganze Ausmaß nicht vorstellen und womöglich wollte er das auch nicht. Wenn er es doch tat, würde er nur Angst vor der Zukunft bekommen und würde sogar Entscheidungen tätigen, die er später bereute. Daher verblieb er im hier und jetzt. Auch wenn es grausam war und er die Augen so gern davor verschließen wollte.

Der Schwarzhaarige verbrachte die Zeit, die er wartete, solang an seinem Handy. Schrieb ein wenig mit Seungmin, aber ansonsten las er irgendwelche Geschichten, war ein bisschen auf Social Media und schwieg die Zeit über. Er wollte Felix nicht wecken. Wenn er die Ruhe brauchte, wollte er auch ihm diese geben. Nach den Stunden der Ruhe kam der Australier langsam wieder zu Bewusstsein und runzelte seine Stirn, drückte ebenso Hyunjins Hand, die er die ganze Zeit gehalten hatte und gewann Hyunjins sofortige Aufmerksamkeit. Direkt lächelte der Ältere, als sein Blick erwidert wurde und ein leises Seufzen verließ seine Lippen.

Tatsächlich hatte Felix gedacht, dass der Schwarzhaarige nicht die ganze Zeit bei ihm bleiben würde. Es war eine lange Zeit gewesen, die er schließlich warten musste und noch immer fühlte der Jüngere sich benebelt von den ganzen Schmerzmitteln, mit denen sein Körper vollgepumpt war, damit er die Schmerzen an seinem Hals nicht spüren konnte. Als er sich vorstellte, wie er vor Changbin tanzen musste und diese eine Kette sich einmal komplett über seinen Hals gelegt hatte, fuhr ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Daran würde er wohl noch lange zu nagen haben und es würde nicht sonderlich leicht sein, sich in den Spiegel anzusehen, wenn er jedesmal diese Verletzung sah, die sich über die Zeit in eine Narbe verwandelte. Er war froh, dass er dieses Unheil nicht sehen konnte, doch noch viel glücklicher war er über die Tatsache, dass er das alles durch ein Wunder überlebt hatte. Wenn Hyunjin nicht gewesen wäre, dann würde er wohl nicht einmal mehr hier liegen. Der Ältere war sein kleiner Schutzengel, der seither immer auf ihn aufgepasst hatte und seit ihren ersten Treffen hatte er auch nie wirklich seine Seite verlassen, obwohl es Changbin am liebsten gewollt hätte.

Nur zu gern, wollte Felix gerade über seine Gedanken reden, die ihn beschäftigten. Doch diese musste er fürs Erste in sich behalten. Sein Körper musste an Kraft gewinnen. Vielleicht könnte er die nächsten Tage in der Lage dazu sein, seine Worte wenigstens auf ein Blatt Papier zu verfassen, die Hyunjin dann lesen konnte.

"Hey, Lix. Du brauchst nicht mehr weinen. Du bist in Sicherheit und ich werde dich vor allem beschützen." Der Australier hatte nicht einmal mitbekommen, wie ihm still die Tränen über die Wangen liefen, während sein Atem nicht von ihm selbst gesteuert wurde. Er verspürte sogar einen kleinen Schmerz, obwohl sein Körper voller Medikamente war und er eigentlich nichts spüren sollte. Vielleicht war es auch einfach nur seine Einbildung, die ihm das Gefühl gab, dass sein Hals brannte. Dennoch wurde er bei diesem Gedanken leicht panisch. Er wollte selber beruhigt atmen können und die Kontrolle über seinen Körper haben.

Vorsichtig zeigte der Blonde gegen seinen Hals, um Hyunjin zu deuten, dass etwas mit diesem nicht stimmte. Leicht verwirrt starrte der Ältere auf die bunte Haut, die von blauen Flecken umsäht war.

"Hast du Schmerzen?" Felix zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht und gleichzeitig wollte er seinem Freund keine Angst machen.
"Ich hol einen Arzt, okay?" Schon drehte sich Hyunjin um, doch er wurde festgehalten und konnte nicht einmal einen Schritt gehen. Das verwirrte ihn ziemlich. Er wollte Felix nur helfen, doch gleichzeitig durfte er es scheinbar nicht. Der Blonde zeigte erneut auf seinen Hals, dann an seinen Kopf und fuhr sich dann die Wange herunter, in der Hoffnung, dass der Schwarzhaarige verstand, was er von ihm wollte. Doch dieser brauchte eine Weile, um zu erwägen, was man ihm sagen wollte. Mit Worten war es schließlich einfacher.

"Du denkst, dass dein Hals schmerzt, weil du weinst?"

𝗠𝗼𝗻𝗱𝗯𝗹𝘂𝗺𝗲 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt