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Angefressen trat Changbin aus dem Gebäude, schien sichtlich genervt davon zu sein, dass er wieder einmal abgewimmelt wurde. Hyunjin dagegen ignorierte seine erneuten Launen und meinte: "Er scheint ganz nett zu sein.", damit er ein Gespräch anfangen konnte. Sein Vorhaben ging jedoch nach hinten los, als er bereits wieder diesen wütenden Blick von ihm sah. So gern er ihn mochte, doch Hyunjin konnte seine Stimmungsschwankungen nicht mehr aushalten. Dafür hatte er in diesen wenigen Stunden schon genügend einstecken müssen.

"Es ist Felix. Natürlich ist er nett! Denkst du etwa, ich stell dir irgendwelche unfreundlichen Typen vor, die du in den Wind schießen kannst?"

Am liebsten wollte Hyunjin etwas darauf sagen, was mit seiner momentanen abweisenden Art zutun hatte, doch das hätte wohl in einem Streit geendet. Oder zu mindestens darin, dass der Älter nicht mehr mit ihm redete für den restlichen Abend und von ihm verlangte, dass er das Weite suchte. Das wollte er nicht. Stattdessen wollte Hyunjin ein wenig mit Felix reden und ihn, so gut es eben möglich war, kennenlernen. Vielleicht waren sie auf einer Wellenlänge und dies war Grund genug, mit ihm dann in Kontakt treten zu wollen. Davon musste Changbin letztlich nichts wissen, wenn er schon auf diesem Beschützertrip war, dass er Felix nicht von der Seite wich.

"Das Einzige, was mich stört, ist, dass er hetero ist.", murmelte Changbin und griff sich dabei in den Nacken. Tatsächlich stand er schon eine sehr lange Zeit auf Felix und würde lügen, wenn er sagte, es täte ihn nicht ankotzen, dass er immer und immer beteuerte, er stände nicht auf das gleiche Geschlecht. Die einzig komische an der Sache daran war, dass er noch nie mit einem Mädchen zusammen oder er ihm von einer erzählt hatte, für den sein Herz schwärmte, seitdem er Felix kannte. Es war nicht so, dass er ihn nicht glaubte, dass er hetero war, doch seine Hoffnung war noch nicht völlig erloschen, dass er vielleicht doch bei ihm Chancen hatte. Und so lang würde er dafür kämpfen wollen.

"Lass ihn doch hetero sein, wenn er es ist. Daran kannst du auch nichts ändern."
"Ich wünschte, ich könnte."

Irritiert musterte Hyunjin seinen Freund und musste erst einmal verarbeiten, was er ihm gerade sagte. Ihm war bewusst, dass Changbin bi war, doch dass er scheinbar auf Felix stand, war ihm neu gewesen. Letztlich war es ihm auch egal. Immerhin konnte er es Changbin nicht verübeln. Hyunjin hegte in den wenigen Minuten, in denen er den Australier getroffen hatte, ein gewisses Grundinteresse, welches er gern stillen wollte.

Hyunjin wollte ansetzen, um etwas zu erwidern. Doch Felix kam aus der Tür und schenkte beiden ein zurückhaltendes Lächeln, was nur von Hyunjin erwidert wurde. Changbin verdrehte seine Augen, schnalzte mit seiner Zunge, ehe er sich vom Blonden abwandte. Leicht verwirrt musterte Felix den Ältesten, zuckte jedoch nur mit seinen Schultern.

"Tut mir leid, dass ihr solang warten musstet. Ich hoffe, es war nicht ganz so langweilig."
"Sagtest du nicht, dass du morgen Frühschicht hast? Wir sollten los.", entkam es Changbin kühl, drehte sich wieder zum Tänzer und sah diesen auffordernd an, der stillschweigend nickte. Felix hasste es, wenn er mit ihm so umging. Andauernd musste er auf ihn hören, sollte das tun, was er wollte und vor allem tat er so, als könnte ihm ständig etwas passieren.

"Entschuldige dich nicht dafür. Es gibt weitaus Schlimmeres.", versuchte Hyunjin seiner Sorge zu widersprechen und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Die Stimmung wurde zwischen den drei Jungen angespannt und Hyunjin fühlte sich erneut so, als wäre er nicht wirklich willkommen. Dafür konnte nicht einmal Felix etwas. Es lag in seinen Augen an Changbin, der die ganze Stimmung zum Ersticken brachte und dafür sorgte, dass weder Hyunjin, noch Felix sich trauten, etwas zu sagen, obwohl sie dies liebend gern tun würden. Doch die beiden kannten Changbin und seine unglaublich ätzenden Launen, die einem selbst jeglichen Nerv raubten. Mal war er total glücklich und der friedliebendste Mensch auf Erden. Im nächsten Augenblick dachte man, dass er einen gleich an den Hals wollte, wenn man auch nur falsch atmete.

"Hyunjin, ist es okay, wenn du jetzt schon gehst?", fragte Changbin, als sie an der Kreuzung standen, die nur wenige Gehminunten von der Wohnung des Größten entfernt waren. Durchaus genervt stieß Hyunjin die Luft aus und verstand einfach nicht, was mit diesem Typen los war.

"Changbin, muss das sein?" Felix Stimme klang gequält, weil er eigentlich nicht wollte, dass der Neuankömmling schon ging, auch wenn er mit ihm bisher ein oder zwei Sätze gewechselt hatte. Ein bisschen wehleidig fühlte er sich dabei schon, ihn jetzt gehen lassen zu müssen.

"Ja, muss es. Hyunjin, geh jetzt."

𝗠𝗼𝗻𝗱𝗯𝗹𝘂𝗺𝗲 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt