~* KOPF IN DEN WOLKEN *~

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»In flinken Sprüngen floh seine Silhouette über die Dächer der nächtlichen Großstadt, begleitet vom herannahenden Geräusch der sich rotierenden  Helikopterflügel. Eine seiner behandschuhten Hände umklammerten einen schillernden Diamanten, welcher das Licht der funkelnden Sterne am Firmament widerspiegelte und einen übernatürlichen Glanz verbreitete.
Wenn diese zugeknöpften Regierungsleute nur wüssten, was für eine Macht in diesem Juwel steckt!, dachte sich der gewitzte Dieb mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Nie würden sie es für möglich halten, dass solche Dinge wie Magie und Zauberei tatsächlich existierten. Ständig wurde er als Querdenker bezeichnet - ja, sogar als Wahnsinnigen beschimpften ihn einige Leute des gemeinen Volkes.
Aber heute Nacht würde er ihnen allen eines Besseren belehren, dies schwor er sich hoch und heilig.
Auf einem mehrstöckigen Hochhaus kam er schließlich zum Stehen - nur wenige Zentimeter von jener Kante entfernt, die ihn mit einem Schritt in den sicheren Tod reißen würde. Doch auch hinter ihm sah seine aktuelle Lage nicht gerade rosig aus, denn die versteiften Anzugträger hatten ihn bereits umzingelt und richteten schon in freudiger Erwartung ihre Knarren auf seinen Rücken.
Ein Schmunzeln stahl sich auf das verhüllte Gesicht des Diebes, als der Kopf der Bande das Wort ergriff.
"Denken Sie bloß nicht, dass Sie uns dieses Mal so leicht entkommen würden, Spades."
Ohne sich umzudrehen, richtete er sich die Krempe seines Zylinder mit spitzen Fingern zurecht. "Das habe ich nie behauptet, mein Wertester. Was ich allerdings denke, ist, dass ein "Mister" vor dem Spades für unsere Verhältnisse angemessener klänge, finden Sie nicht auch?"
Als Antwort erhielt er nur das ungeduldige Bereitstellen der Dienstwaffen, welche nun im Chor ein klickendes, alamierendes Geräusch von sich gaben.
"Händigen Sie uns auf der Stelle den Diamanten aus. Sollten Sie Zweifel über ihre Entscheidung hegen, darf ich Sie freundlichst daran erinnern, dass mir vom Präsidenten höchstpersönlich die Erlaubnis erteilt wurde, Sie bei Verweigerung meines Befehls an Ort und Stelle zu erschießen."
Nach so einer gewagten Ansage musste der Dieb sich doch dazu bewegen, sich den Regierungsbeamten gänzlich zuzuwenden - wenn auch nur aus jenem Grund, um mit überlegener Miene in ihre Augen zu schauen, die von schwarzen Sonnenbrillen verdeckt wurden.
Ein ganz schön unnützes Accessoire, merkte er im Stillen an. Vor allem, wenn man bedachte, dass es nachts schon dunkel genug war.
"Oh", gab er verblüfft von sich und runzelte in gespielter Überraschung die Stirn, "Dann möchte ich Ihnen allen doch nicht zusätzlich die Arbeit erschweren, oh nein. Wenn ich aus reiner Selbstgefälligkeit Ihren wohlverdienten Feierabend verkürzen würde, wäre ich doch kein Gentleman, oder?"
Der Chef der Einheit rümpfte nur unbeeindruckt die Nase. "Hängt Ihnen wirklich dermaßen viel an diesem Gesteinsbrocken, dass Sie dafür Ihr eigenes Leben auf's Spiel setzen, Spades?"
Darauf konnte der Meisterdieb nur mit einem Wort erwidern. "Allerdings."
"Hat Ihnen schonmal jemand gesagt, dass Sie ein ziemlich leichtsinniger Idiot sind?"
Ungeachtet der plumpen Beleidigung, setzte er gewandt seinen Hut vom Haupt und verstaute das millionenschwere Juwel darin. "Gewiss, mein lieber Captain. Um bei der Wahrheit zu bleiben, bin ich mir dieser Tatsache sogar deutlich bewusst." Ein wohlwollendes Grinsen zierte nun sein verhülltes Gesicht, als er die Kopfbedeckung wieder an ihren rechtmäßigen Platz zurücksetzte. "Aber ohne den Leichtsinn gäbe es keine Herausforderung, und mein Leben würde daher nur wie ein fadenscheiniger Kondensstreifen am Himmel verlaufen. Daher muss ich Ihren Befehl leider schweren Herzens abschlagen."
"Sie liefern sich selbst ans Messer, Spades."
"Oh, aber tragen Sie nicht eigentlich eine Pistole? Wissen Sie, eine Sonnenbrille bei nächtlicher Stunde ist nämlich eine ziemliche Selbsteinschränkung, wenn ich mich so direkt ausdrücken darf."
"Erschießt Ihn."
Mehrere Male drückten die Anzugträger auf den Auslöser, und unzählige Kugeln wurden ihm entgegengeschleudert, darauf erpicht, seinen Körper auf übelste Art und Weise zu durchlöchern. Allerdings wusste der Dieb sich zu helfen, denn dies war ja nicht das erste Mal, indem er Kopf und Kragen bei seinen waghalsigen Coups riskierte.
Ohne Anstalten zu machen, den tödlichen Geschossen zu entkommen, erhob der Dieb langsam die Hand, klarte die Gedanken in seinem Verstand und-«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2020 ⏰

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FEMMES DES GEMMES - An Amber's ShineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt