Kapitel 4: Der Anfang vom Ende

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Charon ergriff mit seinen gewaltigen Krallen die anderen Göttinnen und hielt sie fest. Nur Zarina gelang es durch ihre schnellen Manöver seinen Zähnen auszuweichen, denn Dank Musubi wurden ihre Reflexe enorm verbessert. ,,Du denkst also du bist der Herr des Windes? Dann pass' mal auf!", rief sie herausfordernd und begann wie auf einem Surfbrett auf einem selbstbeschwörenen Windstrom zu gleiten.

Geschickt wendete und drehte sie sich so, dass Charon sich selbst mit seinem Schwanz traf. Daraufhin brüllte er wütend und schaffte es nicht mehr rechtzeitig seine eine Klaue zu schließen, die sein Schwanz getroffen hatte und so konnte die eine Hälfte der Göttinnen entkommen. Plötzlich zerfiel Zarinas Windstrom und sie drohte ins Meer zu stürzen.

,,Musubi!", rief sie. Der Seealder raste im Sturzflug auf seine Herrin zu und sie nahm ihn in ihre Arme. Zarina flüsterte etwas und er verschwand auf ihrem Handgelenk in der Form eines Tattoos.

Plötzlich sprossen aus ihrer Haut braune Federn, ihre Arme wurden zu mächtigen Schwingen, ihre Füßen formten sich zu messerscharfen Krallen um und ihr wuchs ein spitzer Hakenschnabel. Zarina war vollkommen eins mit Musubi geworden.

Sofort schlug sie mit den Flügeln und katapulierte sich wieder hoch in die Luft. Sie zischte scharf an Charons Maul vorbei und lenkte so seine Aufmerksamkeit von Danee ab, die ihr dankend nachnickte.

Wie aus dem Nichts erschien ein roter Blitz, der auf dem Rücken des Dämons hinaufraste zu seiner Klaue und diese leicht verletzte. Das Ungeheuer kreischte vor Schmerz und öffnete diese, wodurch auch die restlichen Göttinnen freikamen. Es war Ratzia, die es geschafft hatte auf Zarinas Windstrom zu Charons Rücken zu gelangen. Sie war vollkommen von feuerroten Flammen umgeben und hielt ihre magischen Zwillingsschwerter in den Händen.

Der Dämon versuchte sie von sich herunterzuschütteln und bäumte sich brüllend auf. Ratzia gelang es noch rechtzeitig sich an einem Flügel festzukrallen. ,,Meine Schwerter können keinen Schaden anrichten und die paar Schrammen heilen sofort!", brüllte sie Danee zu und diese suchte sofort nach Clarissa.

Fast wäre sie gegen den Schwanz von Charon geprallt, wenn Zarina sie nicht rechtzeitig geschnappt und abgedreht wäre. Sie brachte Danee hinunter zum Tempel und setzte sie dort ab. Auf einmal wurde sie aber von einer Klaue erwischt und weggeschleudert. ,,Zarina! Du musst dich wieder zurückverwandeln, sonst erleidet ihr beide noch großen Schaden!", brüllte Noroelle ihrer Schwester zu, doch diese lächelte sie voller Liebe an und flog dennoch weiter auf Charon zu, der ihren linken Flügel mit seinen Zähnen erwischte und kräftig zubiss.

Zarina kreischte vor Schmerz und versuchte sich zu befreien, aber der Dämon biss nur fester zu. Blut lief aus seinem Maul heraus und an Zarinas Flügel herab. ,,Zarina! ZARINA!", schrie Zarinas jüngste Schwester mit Tränen in den Augen. ,,Ich lasse dich nicht dein Leben aufs Spiel setzen, damit wir in Sicherheit sind, Schwester! Alpha! Ich brauche dich!" Mit schnellen Sprüngen näherte sich die Luchsin ihrer Herrin und wich den Klauen und dem Schwanz geschickt aus. Ihr Fell glänzte wie frisch gefallener Schnee und ihr Gesicht zeigte weder Angst noch Furcht.

Noroelle empfing sie umarmend und sprach etwas zu ihr, ein helles Licht erstrahlte und Alpha war verschwunden. Der Göttin der Jagd spross weiches weißes Fell und sie verwandelte sich in eine riesige Luchsin, die genauso aussah wie Alpha.

Brüllend wandte sie sich ihrer geschwächten Schwester zu, sprang auf Charon zu und kratzte ihn auf seiner Schnauze, woraufhin er vor Schmerz brüllend sein Maul öffnete und Zarina, die sich zurückverwandelt hatte, bewusstlos hinabfiel. Noroelle fing sie auf und trug sie zum Tempel zurück.

Augenblicklich schrie Clarissa durch den brausenden Wind: ,,Kommt zu mir! Sofort!" Wie ihnen befohlen, versammelten sich alle bei ihr, auch Ratzia beendete ihren Kampf mit dem Dämon und begab sich zu den anderen. Als alle im Tempel waren, verschuffen sie einen Schutzschild darum und Charon versuchte ihn zu zerstören. ,,Unsere Angriffe machen ihm nichts aus. Und die paar Kratzer, die wir ihm zufügen können, heilen sofort.", fasste Danee zusammen und Clarissa nickte. ,,Ich weiß. Er wurde dazu beschwören unsere Kräfte zu behindern und zu verringern. Es gibt nur einen Weg. Wir können ihn nicht töten. Dazu ist er zu stark. Aber ich bin in der Lage, die Kontrolle über ihn zu übernehmen und ihm Befehle zu erteilen. Jedoch brauche ich dafür Zeit. Um diese Zeit zu bekommen, habe ich etwas für euch."

Clarissa legte ihre Handflächen aneinander und schloss die Augen. Kurz darauf öffneten sich acht Portale hinter ihr und jeweils ein magisches Wesen kam heraus. Als sie die Augen wieder öffnete, erklärte sie: ,,Das sind Seelentiere, die sich freiwillig dazu entschlossen haben, anderen zu dienen und ihre Freiheit herzugeben. Sie sind in der Lage, die Fähigkeiten und Kräfte ihres Nutzers enorm zu verbessern und zu verstärken." ,,Wir werden dich nicht enttäuschen!", sagte Svenja entschlossen und verband nebenbei Zarinas Wunde.

Eines der Seelentiere, ein Phönix, umschwebte Ratzia.
Seine weiten Schwingen waren mit goldenen Mustern überzogen und er schaute ihr lange in die Augen. Dann sprach der Vogel gebieterisch mit tiefer Stimme: ,,Ich bin Ono." ,,Es freut mich dich kennenzulernen Ono. Ich muss meine Schwestern beschützen." ,,Sag einfach: Bei der Macht des Feuers und des Phönix, Ono werde eins mit mir!" ,,Bei der Macht des Feuers und des Phönix, Ono werde eins mit mir!", brüllte Ratzia.
Eine glühende, helle Flamme umhüllte sie augenblicklich und als sie erlosch, erkannte man die Göttin des Krieges kaum wieder.

Ihre Haare beinhalteten nun sowohl rote als auch goldenschimmernde Strähnen und aus ihrem Rücken waren Flügel gewachsen. Ratzia trug eine Maske und statt ihres Lederoutfits, trug sie nun eine rote Schärpe und einen gefransten Rock.
,,Unglaublich Schwesterherz... Du siehst so... anders aus...", rief Noroelle erstaunt und auch die anderen Göttinnen verbanden sich mit den Seelentieren.

Genau indem Moment, als sich alle verwandelt hatten, zerbrach der Schutzschild und sie waren dem Dämon schutzlos ausgeliefert. Valencia und Asta nahmen sich schnell bei den Händen und bündelten ihre verstärkte Magie in einem Heilzauber: ,,Tríta du Harté!"

Zarinas Wunde war augenblicklich verschwunden und alle waren wieder vollständig bei Kräften. Die restlichen Göttinnen stießen zu Noroelle und Ratzia und schlossen sich dem Kampf an. Mit ihren Angriffen lenkten sie Charon davon ab, Clarissa anzugreifen oder ihre Konzentration zu stören. Das Ungeheuer hatte zwar nicht an Stärke verloren, jedoch konnte es den vielen Angriffen nicht ausweichen oder den Angreifer erwischen.

Clarissa schwebte auf das Monster zu und hielt in einiger Entfernung genügend Abstand. Sie richtete ihre Hand auf Charon und befahl: ,,Kehre in die Dunkelheit zurück, aus der du gekommen bist und bedrohe uns nie wieder! Krítes brandéfas!"
Der Dämon begann seine Angriffe einzustellen, tauchte unter und war verschwunden.

Die Göttinnen jubelten und klatschen sich gegenseitig ab. Danach sammelten sie sich wieder bei Clarissa und gaben ihre Seelentiere wieder frei. Gerade, als alles wieder normal zu sein schien, erschütterte auf einmal ein Beben die Erde. Die Wellen bäumten sich auf und brachen in den Pavillon ein.

Schnell flogen die Göttinnen in die Höhe, bevor ein weiterer Schwall über ihnen zusammenkrachen konnte. Mit einem Brodeln versank der Tempel im Meer.
,,Wo ist Arya?!", fragte Aranae entsetzt und auch die anderen Göttinnen riefen nach der Göttin des Lebens.

,,Da ist sie...", flüsterte Asta und zeigte nach unten.

Die Anziehung des UnbekanntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt