VIER

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Es war ein komisches Gefühl gewesen, nach Hause zu kommen. Alles schien so normal zu sein und doch hatte sich irgendetwas grundlegend verändert. Die Sonne leuchtete heller, Casimirs Fell war oranger und mein Herz leichter als je zuvor.

Ob es an der Begegnung mit Jona lag? Ich kannte darauf keine Antwort.

Viel Zeit hatte ich nicht, bevor ich zu Bea fahren müsste. Sie reichte gerade mal für ein kleines Mittagessen und eine große Portion Streicheleinheiten für Casimir.

Er müsste jetzt vierundzwanzig Stunden ohne mich aushalten und ich hoffte inbrünstig, dass es die Wohnung überstand. Nicht selten kam ich von einem langen Abend mit meinen Freunden wieder und fand das ein oder andere Sofakissen zerfetzt vor. Ich kaufte schon gar nicht mehr die Guten.

Bevor ich meine Wohnung verließ, sah ich mich noch einmal in Gänze um. Alles sah ordentlich aus und war an seinem Platz. Casimir lag auf seinem Lieblingsplatz, auf der Waschmaschine, und schien meinen Aufbruch kaum zu bemerken.

Mit einem lauten Knall und einem flauen Gefühl im Magen ließ ich meine Wohnungstür zufallen und schloss sie ab.

„Tschüss, Casimir. Bis morgen", flüsterte ich der Holztür zu und wand mich von ihr ab. Die Fahrt bis zu Bea würde mich etwa vierzig Minuten kosten.

Ein weiteres Mal checkte ich mein Telefon, doch noch immer hatte ich keine Nachricht von Jona erhalten. Stattdessen las ich mir noch einmal die Message von Bea durch.

[Bea - 15:23]: 19 Uhr passt mir super. Dann bis später :)

Nachdem ich es heil und ohne weitere Peinlichkeiten von Jona weggeschafft hatte, hatte ich endlich auf Beas Frage antworten können. Das Detail, mich vor einem Fremden bis auf die Knochen blamiert zu haben, ließ ich lieber aus. Noch immer brannten meine Wangen, wenn ich nur daran zurückdachte.

Die Autofahrt zu ihrer schmucken Wohnung, die im Zentrum von Lübeck lag, lenkte mich von meinem Gedankenkarussel ab. Die Musik drehte ich extralaut, um ja alle kritischen Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Das funktionierte ausgesprochen gut und ich kam hervorragend gelaunt, jedoch einige Minuten zu spät, bei Bea an.

Kräftig betätigte ich die Klingel und keine zehn Sekunden später hörte ich den Summer. Vor Schreck zuckte ich zusammen und drückte augenblicklich die Tür auf. Tief in mir war eine unerklärliche Angst, das kleine Zeitfenster zu verpassen, in dem sich die Tür öffnen ließ. Daher schlug mein Herz dementsprechend hoch und mir war flau im Magen.

Doch sobald ich die erste Stufe des Treppenhauses betreten hatte, war dieses Gefühl verflogen und wurde durch Vorfreude ersetzt.

Nach zwei Stockwerken schnaufte ich bereits wie eine alte Lokomotive und musste mich am Geländer festhalten. Ich war definitiv außer Form. Zehn Stufen später stand ich endlich vor ihrer geschlossenen Wohnungstür. Während ich zu Atem kam, klopft ich an.

Prompt öffnete mir Bea gut gestylt die Tür und wir fielen uns vor Freude in die Arme. Meine Brust hob und senkte sich, während mein Herz gegen die Rippen trommelte. Ich drückte mein Gesicht in ihren braunen Lockenkopf und nahm den Duft von Parfum wahr.

Ich spürte eine Vibration an meinem Brustkorb. Lachte Bea etwa? Frechheit.

Ein paar Minuten verweilten wir und schaukelten hin und her. Wir genossen die Nähe des jeweils anderen, die man doch zu selten spürte.

„Ich habe dich vermisst", flüsterte sie mir ins Ohr.

Daraufhin drückte ich sie noch fester und hörte ein gequetschtes Quieken. Sofort lockerte ich meinen Griff und erwiderte ihre Aussage: „Ich dich auch."

Gegen Liebe gibt es keine Medizin Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt