Prolog

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Und da war sie wieder.. Diese vermummte Gestalt. Wer es wohl ist? Ich bin mir sehr sicher, dass es eine Frau oder besser gesagt ein Mädchen in meinem Alter sein muss, die mir seit einigen Wochen täglich in den Abendstunden etwas zu essen brachte. Sie ist es was mich am Leben hält. Durch sie, meinen Schutzengel, wie ich sie zu nennen pflege, habe ich meinen Willen zu leben noch nicht aufgegeben, auch wenn viele in meiner Situation wohl sagen würden, dass es das beste wäre.

 Auch ich dachte so bis.. bis zu dem ersten Tag an dem Sie mir etwas zu essen brachte. Es war wie ein Wunder.. ein Wunder, dass mir nie hätte widerfahren sollen und doch kam es. Es kam und half mir den Willen zu leben wiederzufinden.
Den Willen, den ich in den letzten zehn Jahren meines Lebens verlor. In den zehn Jahren seitdem ich bei meinem Meister bin. Einen anderen Namen für Ihn kenne ich nicht und wenn ich es würde.. dann.. dann, würde ich es wagen diesen auszusprechen würde er mich nur wieder und wieder foltern und misshandeln.. so.. so wie er mich misshandelte als ich mit seiner Tochter sprach. Er warf mir vor sie mit meiner Anwesenheit zu belästigen und einzuschüchtern. Er fragte mich wie ich es wagen könne sie anzusprechen oder gar nur anzusehen. Seinen kleinen Engel nannte er sie.. Teufel würde besser passen.

Immerhin war sie es doch, die mich ansprach, die mich mit sich zerrte.. und.. und wie hätte ich nein sagen können? Sie ist die Tochter meines Meisters und sie ist hübsch.. sehr hübsch, aber das tut nichts zur Sache, denn sie ist dennoch ein verlogener Teufel. Dies ist nun etwa genau so lange her, wie die täglichen Besuche der vermummten Gestalt, meines Engels in schwarz. Meiner Heldin in dunklem Gewand. Meinem dunklen Sonnenschein im hellsten Tage. Man könnte sagen, dass Gott Mitleid mit mir hatte und mir seinen Engel in.. - Okay das wiederhole ich jetzt nicht- geschickt mir zu helfen. Ich hoffe das Wunder endet nicht einfach und wird mir noch einige Zeit erhalten bleiben. Und falls nicht bleibt mir noch die Hoffnung, dass Sie zurückkommt so wie jeden Tag, nachdem Sie gegangen ist.

Aber da ist nicht nur die Hoffnung, dass sie wiederkommt und mir etwas essbares gibt.. Nein da ist mehr in dem Hoffen meinerseits. Ich weiß es, nein ich fühle es und nicht nur ich fühle es, auch die Stimme in meinem Kopf spricht oftmals von einer Bindung. Ich glaube sie sagte einmal''

„Die tiefe Bindung, die nicht zerstoben werden kann egal wie sehr es versucht wird. Die Bindung, die für eine Ewigkeit hält und sogar über diese hinausreicht. Die Bindung mit deiner besseren Hälfte oder besser gesagt die Bindung mit deinem Gegenstück, welches dich komplett macht und ergänzt."

Das war aber leider auch das einzige mal, dass sie etwas zu mir sagte, dass mir halbwegs half. Sonst verpetzte sie mich immer nur an den Meister und erfreute sich daran, dass ich leide. Und so etwas ist ein Teil von mir. Wenn ich so recht drüber nachdenke habe ich es vielleicht auch nicht besser verdient. Genau sowenig die Zuwendung meines Meisters, wenn ich seinen Worten folgen kann und bisher war es das beste dies zu tun, also wird er wohl auch damit recht haben. Er ist immerhin mein Meister und wird wissen was ich wert bin und was nicht.

Kannst du jetzt endlich mal deinen verdammten inneren Monolog stoppen und weiter putzen?

//J..ja ich m..mach mich j..ja schon daran.. Bitte verpetze mich nicht wieder.. Ich will nicht schon wieder geschlagen werden.. Nicht wieder mit dieser neunschwänzigen Katze.. Nicht wieder unzählige Striemen auf Rücken, Bauch und Beinen haben..//

Was ich mache entscheide ich, und du wirst mir nichts befehlen oder mich noch einmal um etwas bitten hast du verstanden?

//Ja//

Ich kann dich nicht hören!

 //Ja Akiko ich habe verstanden//

Na geht doch brave Miyu und jetzt mach deinen Job ehe der Meister wiederkommt. 

Und so putze ich mal wieder die zig Bäder des Hauses, und wehe mir ich habe auch nur eine Fließe nicht fein säuberlich abgeputzt, abgewischt und gebohnert. Oh wehe mir was ich wieder für Qualen erleiden darf, aber sie werden gerechtfertigt sein, denn immerhin habe ich meinen leichten Auftrag nicht hinbekommen so wie ich es sollte.

Die schweren Schritte.. Wie kann das sein? Es ist doch noch nicht einmal Mittag. Warum ist er schon wieder hier? Ich bin noch nicht fertig.. Jetzt.. jetzt werde ich bestraft werden...

Aber.. aber das ist.. das ist nicht mein Meister. Das ist die Sie, die vermummte Gestalt. A..aber was hat sie da? Ist das? Nein das kann doch nicht.. Doch es.. es ist der Schlüssel für meine.. meine Ketten. Was hat Sie damit vor? Will Sie mich etwa befreien?Aber warum sollte Sie? Sie hat doch keinen Grund dazu. Ich bin ein Niemand, ein Niemand, dass es nicht verdient hat gerettet zu werden, ein Niemand, dass nur zum Zwecke anderer Leben darf. Also warum hilft Sie mir und befreit mich auch noch?
Sie hat tatsächlich meine Fesseln geöffnet und mir sogar einen Rucksack voller Proviant und Geld?! Ist das Geld? Sie hat mir Geld gegeben? Mir..Geld.. sie gab mir Geld. W..w..w..was... hat.. hat Sie mich grade g..ge..geküsst? Das muss ich mir eingebildet haben oder? Ich hab es mir eingebildet, ja ganz sicher, aber nein.. Es war zu real, ihre Lippen zu weich, ihr Geruch zu lieblich.. Es war echt."

Gefangen in ZwiespaltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt