Ein normaler Tag

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Ein lautes Geräusch weckte mich. Es war mein Wecker, zum wiederholten Mal stellte ich ihn bereits auf Snooze. Unter der größten Anstrengung, die einem Menschen an einem Tag widerfahren kann öffnete ich die Augen. Es dauerte kurz bis ich etwas sehen konnte, der Wecker hat mich wohl zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt geweckt. Kaum die Augen offen, schon schlechte Laune, vermutlich hatte ich heute mal wieder einen meiner Alpträume, doch ich war zu K.O. um darüber nachzudenken. Langsam wurde mein Blick schärfer und endlich konnte ich die Uhrzeit lesen: 7:10 Uhr. Panisch riss ich meine Augen auf, um 6:30 Uhr wollte ich doch aufstehen, dass ich frühstücken und mich in Ruhe fertig machen konnte. Ich rannte ins Bad, putzte mir die Zähne und machte mich fertig. Um mir Frühstück zu machen blieb mir keine Zeit mehr, ich nahm meinen Schlüssel, schloss mein Fahrrad auf und fuhr los.

Die Klingel rang, als ich auf meinem Platz ankam und meinen Rucksack unter den Tisch legte, ich war gerade noch so pünktlich. Es gab wie üblich kein „Hallo" oder Ähnliches von meinen Klassenkameraden, es wäre ein Wunder wenn sie überhaupt bemerkt hätten, dass ich heute da bin.

Ich beugte mich vor um meine Unterrichtssachen hochzuholen und bemerkte jetzt erst, dass ich noch die Fächer von Gestern in meinem Rucksack hatte, ich vergaß heute Morgen meine aktuellen Schulsachen mitzunehmen. Also nahm ich einen Block raus und hoffte, dass es heute auch einfach so geht. „Guten Morgen", sagte der Lehrer direkt beim Hereinkommen, „fangen wir direkt mit den Hausaufgaben von letzter Woche an." Hausaufgaben? Ich wusste nicht mal dass wir welche auf hatten. Aber egal, ich hatte eh nicht meine Materialien dabei. Nadine hat es gut, dachte ich mir, sie ist mit ihrer Familie immer noch im Urlaub und muss sich nicht um sowas kümmern. Ich atmete tief ein um mich wieder zu fokussieren, immerhin hatte ich schon oft genug die Hausaufgaben nicht. Ich schielte kurz auf das Blatt meines Nachbars, konnte aber seine Schrift nicht lesen, es reichte mir nur für die Aufgabenstellung. Zum Glück war das Fach Englisch, das konnte ich inzwischen ziemlich gut. Der Lehrer fragte wer die erste Aufgabe lösen möchte. Ich meldete mich und tat so als würde ich die Antwort aus meinem Block vorlesen, während ich mir die Antwort in meinem Kopf zusammenreimte. „Sehr gut Simon, wer möchte die nächste Aufgabe vorlesen?", fuhr er fort. Glück gehabt! Der Rest der Stunde verging wie im Flug, ohne dass auffiel dass ich meine Sachen vergessen hatte. Die erlösende Klingel für die Pause kam schließlich.

Doch die Tür ging auf und der Rektor kam rein: „Da euer Lehrer für die nächsten Stunden leider krank ist fällt der Rest des Tages aus. Ihr könnt gerne in Gruppenarbeit Hausaufgaben machen, oder Heim gehen." Noch bevor er fertig sprach jubelten alle und rannten regelrecht raus.

Ich lief gemütlich los. Auf dem Weg zum Fahrradständer wurde mir klar, dass es an so einem heißen Sommertag viel zu schade ist Zuhause zu sein und entschloss mich auf die Berge in der Nähe zu gehen. Zu Fuß würde ich in etwa eine Stunde brauchen bis ich fast ganz oben bin und könnte im kühlen Wald Picknicken.

Nach einigen Minuten in der brütenden Hitze noch immer am Wandern wurde mir bewusst, dass ich schon Intelligenteres getan hatte, als in einem schwarzen T-Shirt in der prallen Sonne zu wandern. Ich suchte einen schattigen Platz um mich auszuruhen und einfach nur die schneeweißen Wolken anzuschauen die nur kleine Schäfchenwolken bildeten. Es war nahezu perfektes Wetter.

In der Ferne sah ich eine menschliche Silhouette zu mir herabschauen. Sie war zu weit entfernt um die Person zu erkennen, doch meine Neugier war geweckt. Ich entschied mich hinzulaufen und zu fragen weshalb sie mich anstarrt. Ich kletterte los und hielt mich an einem spitzen Baumstumpf fest und griff von da an nach Wurzeln und Kuhlen an der erdigen Steigung. Doch als ich oben ankam war die Person verschwunden. Ich rannte zu der Stelle an der die Silhouette war und sah nun die Gestalt oben auf dem Berg, neben einem großen Baum. Ich lief schnell los und wich den Bäumen und Sträuchern aus, doch oben angekommen war niemand vorzufinden.

End of EarthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt