§ Judge §

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§Park Chanyeol§

Drei Wochen später waren wir dann auch endlich an dem Tag angekommen, der eine der ersten Entscheidungen sein würde. Das Gericht erwartete uns um 10 Uhr an einem Montag Morgen. Im Saal befanden sich die Zuhörer, Byun, Kim und der Anwalt Jung Jaehyun. Außerdem ich und natürlich Namjoon.

Wir saßen rechts vor dem Richterpodium und die anderen drei links. Baekhyun und Jin warfen uns keinen einzigen Blick zu bis der Richter den Raum betrat und die Verhandlung eröffnete.

«Willkommen zu dieser Gerichtsverhandlung. Byun Baekhyun und Kim Seokjin werden wegen illegaler Sterbehilfe und illegaler Tablettenverabreichung beschuldigt. Ich bitte nun die Vertreter der Staatsanwaltschaft Kim Namjoon und Park Chanyeol ihre Beweise vorzubringen.»

Namjoon erhob und räusperte sich.
«Unser Mandant bringt, als Zeuge, vor, dass seine Mutter bei Byun Baekhyun in Behandlung war und es ihr lange Zeit gut ging, bis sie plötzlich verstarb. Ihm kam die Lage äußerst suspekt vor und klagte gegen Byun Baekhyun und Kim Seokjin, als zuständige Ärzte.»

Der Richter sah zu Baekhyun. «Willigen Sie ein sich einer Befragung unter Meineid zu unterziehen?» Der Arzt nickte und erhob sich. Er setzte sich auf den Stuhl schräg rechts vor dem Richter und sah Namjoon Stumpf an.

«Herr Byun, wie ging es der Patientin kurz vor ihrem Tod?» fing Namjoon an.

«Ihr ging es ausgezeichnet gut.»

«Und wie erklärt es sich, dass sie so plötzlich verstarb?»

«Sie litt an einer Krankheit, die man nicht heilen kann. Sie hätte jeden Moment sterben können. Wir konnten ihr Leben nur so angenehm wie möglich machen.»

«Und es gab keine Anzeichen, dass sie sterben würde?»

«Sie lag im Sterben. Sie lag Monate lang im Sterben. Wir hielten sie mit sämtlichen Medikamenten am Leben und betäuben ihren Körper, damit sie ihre Schmerzen nicht spürte.»

Ich bekam Gänsehaut. Das war eine deutliche Aussage gewesen.

«Ich denke das reicht Herr Kim. Danke Herr Byun.»

Baekhyun erhob sich und setzte sich wieder neben Seokjin.

«Herr Kim, die Staatsanwaltschaft hat zu wenige Beweise, um dies als aktive Sterbehilfe zu sehen.»

«Das Krankenhaus besitzt allerdings die nötigen Mittel, um genau dies zu tun. Hier die Liste der gekauften Produkte. Die gelb markierten sind Medikamente, die kein Krankenhaus benötigt, da sie keine Medikamente selbst mischen.»

Der Richter sah sich die Liste an. «Wir werden das bearbeiten. Dennoch gibt es bisher zu wenige Beweise. Sammeln sie weitere und wir sehen uns im nächsten Verfahren wieder.»

Alle erhoben sich und wir verließen den Raum. Das war ja irgendwie auch schon zu erwarten, aber dennoch war es eine Enttäuschung.
Byun und ich mieden den Blickkontakt, um unnötigen Streit zu verhindern.

Auf dem Flur kam eine mittelalte Frau auf mich und Namjoon zu.
«Kim Namjoon und Park Chanyeol?» fragte sie. Wir nickten. Sie gab uns beiden die Hand.

«Ich bin Mrs Byun, die Mutter von Byun Baekhyun. Was haben Sie gegen ihn in der Hand?»

Ich warf Namjoon einen verwirrten Blick zu. «Das darf ich Ihnen leider nicht sagen, Mrs Byun.» - «Ich bin selbst Anwältin.» - «Wollen Sie ihren eigenen Sohn etwa ans Messer liefern?»

Die Frau sah mich mit einem scharfen Blick an. «Wo denken Sie hin?» sie räusperte sich «Wie viel wollen Sie?»

«Wir sind nicht käuflich.» sagte Namjoon. «Und Sie wissen, dass es ihren Sohn in ein schlechtes Licht rückt, wenn Sie uns dafür bezahlen wollen.» fügte ich hinzu.

Mrs Byun schwieg und verschwand. Namjoon schüttelte den Kopf. «Diese Frau weiß etwas.»
Ich sah den Gang, in dem sie verschwunden war, skeptisch entlang. «Ich glaube es kaum. Wie ich das sehe, hat er kein gutes Verhältnis zu seiner Mutter. Sie versucht ihre Familie nur vor Tratsch zu bewahren.» - «Das kann auch sein.»

Wir verließen das Gericht und machten uns auf den Weg nach Hause. Zwei Stunden später waren wir nicht viel weiter. Also lautete die Devise: nachfragen und nerven!

Also fuhr ich nochmal zu Byun ins Krankenhaus. Ich fühlte mich selbst etwas unwohl. Schließlich hatte ich schon Fälle von Belästigung und Stalking auf meinem Tisch liegen und nun tat ich es mehr oder weniger selbst. Ich grüßte die Frau am Empfang und joggte die Treppen hoch.

Ich strich mir den Anzug glatt und klopfte höflich an die Tür. «Taehyung wie oft denn noch?! Klopf nicht an und komm herein!»
Ich lachte und trat ein. Byun sah auf und stockte. Sein Blick wurde eiskalt und er erhob sich.

«Herr Park.» sagte er kalt. «Ich dachte wir wären beim Du.» Der Arzt verzog keine Miene. «Das war einmalig. Wir können nicht miteinander, Park. Warum kommen Sie immer und immer wieder hierher?»

«Ich finde es irgendwie anziehend, wenn du mich Sieztst.» lachte ich und setzte mich auf den Stuhl vor dem Bürotisch. «Lassen Sie das. Ich bewirke ein Näherungsverbot, wenn Sie nochmals hier auftauchen sollten, Park!»

«Bleib ruhig, Byun. Ich wollte nur reden.» - «Ich will aber nicht reden. Wir sehen uns schon oft genug.» - «Naja aus guten Gründen!»

«Lass es doch einfach gut sein, Park!» zischte Byun wütend. «Wenn du deine Taten endlich gestehen würdest, dann ja.» gab ich zurück und lächelte. «Ich. Tue. Niemandem. Etwas. Böses. An.» - «Wer's glaubt, Byun. Wegen dir haben wohl schon einige ihr Leben gelassen.»

Baekhyun schluckte und schloss die Augen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und atmete zittrig ein und wieder aus. Ein ungutes Gefühl beschlich mich.

«Alles okay?» fragte ich und lehnte mich vor.

Baekhyun öffnete die Augen und Tränen glitzerten darin. «Kannst du bitte gehen.» hauchte er. Ich schluckte und erhob mich.

Jedoch ging ich nicht, sondern legte eine Hand auf seine Schulter.

«Tut mir leid, ich hätte das nicht sagen sollen.» sprach ich leise.

Der Arzt erwiderte nichts, sondern weinte leise. Ich drehte mich weg und ging auf die Tür zu. «K-kannst du mich Heim fahren?» fragte er. Ich drehte mich zu ihm um.

Er sah fertig aus und sah mich mit geröteten Augen an. Natürlich stimmte ich zu. Ich war zwar Anwalt, aber kein Arschloch und dieses Bild sollte Baekhyun auf keinen Fall von mir bekommen.

Poison || Chanbaek ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt