3. Der rote Teppich

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Seine Gedanken kreisten um das Date mit Emma, während er ihre Autogrammkarte in der einen Hand hielt, sein bestes Stück in der Anderen. Das Treffen war nun schon fast zwei Wochen her. Und hätte es das Autogramm, den Schnappschuss und ihre Nachricht nicht gegeben, wäre er wohl zu dem Schluss gekommen, alles nur erträumt zu haben. Immer wieder betrachtete er die Karte, las ihre Nachricht und lies sich durch das von ihr eingestellte Hintergrundbild an ihre Fußfertigkeiten erinnern. Selbst wenn er vor ihrem Treffen keinen Fußfetisch gehabt hatte, Emma hatte dafür gesorgt, dass er nur an kleine, schlanke Füße denken musste und er bekam sofort Lust. Fast immer endete dies damit, dass er sich auf ihre Bilder einen runter holte: Nicht selten mehrmals am Tag. Eher zufällig war er heute auf das Interview mit ihr gestoßen, für das Sie ihn nach seinem Höhepunkt vor die Tür gesetzt hatte. Er hatte das lockere Shirt, die Jeans und die Ballerinas in die sie kurzerhand geschlupft war, sofort wieder erkannt, genauso wie das luxuriöse Hotelzimmer, ihr Zimmer! Die Vorstellung das Sie in aller Leichtigkeit ein Interview führte, während an ihrem rechten Fuß noch sein Sperma klebte, bescherte ihm gerade einen weiteren, intensiven Orgasmus. Sie ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.
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Aber wie genau war es überhaupt zu dieser exquisiten Situation auf ihrem Hotelzimmer gekommen. Wenn er daran zurück dachte, erschien es ihm fast lachhaft, auf was für eine absurde Idee er da gekommen war. Er hatte sich mit einem Studien-Kommilitonen in dessen Wohnung getroffen, um gemeinsam für die anstehenden Thermodynamik-Klausuren zu lernen. Dabei waren ihm zahlreiche Autogrammkarten der verschiedensten Musiker und Schauspieler aufgefallen, die überall im Zimmer herum lagen.
    "Ernsthaft?! Wusste gar nicht das du auf Schlager stehst!", hatte er damals gewitzelt und ein signiertes Foto von Andrea Berg durch die Luft gewedelt.
    "Woh woh woh! Sehe ich wirklich so aus?", hatte Dave gefragt und auf sein Heavy-Death-Black-Metal-True-Awesome-Shirt gedeutet. Sein Kumpel hatte ihm dann erklärt, das er so sein Studium finanzierte. Es war eine äußerst lukrative Einnahme-Quelle für die man kein Geld investieren musste und auch kein teures Equipment brauchte. Man benötigte nur etwas Glück und ein wenig Beharrlichkeit. Letzteres hatte Elias mit fünf Semestern Maschinenbau-Studium, bereits unter Beweis gestellt. Ein Vorteil in der Landeshauptstadt zu wohnen, war es, das fast wöchentlich die verschiedensten Events, diverse Prämieren-Feiern, Ausstellungen und Konzerte stattfanden, auf denen man Stars aus aller Welt antreffen konnte. Häufig griff Dave so, verschiedene Autogramme ab und stellte sie dann online zum Verkauf ein. Elias hatte es erstmal auf sich beruhen lassen und nach ein paar Runden Fifa-Fußball an Dave's brandneuen Konsole, waren Sie tatsächlich noch zum Lernen gekommen. Wieder bei sich zuhause angekommen, wollte er sich dann vergewissern, ob in seinem Kumpel nicht doch ein Schlager-Fan steckte. Natürlich kannte er sich in der Materie noch nicht aus aber selbst nach einer kurzen Suche auf Online-Marktplätzen wie Ebay, Etsy und Co, war er überrascht, für wieviel Geld ein unterschriebenes Foto doch den Besitzer wechseln konnte. Zwar hätte er gut daran getan noch zu lernen, doch diese Thematik war dann doch um einiges interessanter als sich mit Entropie herum zu schlagen. Er versuchte es mit verschiedenen Schauspielerinnen und Sängerinnen, an die er in gewissen Stunden bereits gedacht hatte: Gebote ab 300 Euro waren keine Seltenheit. 300 Euro für eine Unterschrift auf einem Magazin-Foto oder auf einer Blu-ray, klang für ihn erstmal ganz gut, war ihm den Aufwand aber noch nicht wert. Ihm fiel auf, das sich der Preis wohl zu einem Großteil nach dem zugrundeliegenden Bild richtete und ihm kam eine Idee. Zugegebenermaßen eine ziemlich dreiste Idee, für die man schon ein klein wenig A****loch-Attitüde an den Tag legen musste.
    'Was würde wohl ein signierter Bikini-Schnappschuss oder geleaktes Nackt-Bild bringen?', dachte er. Dass er dabei die individuelle Persönlichkeit und Privatsphäre hinter einem jeden Stars außer Acht ließ, war ihm dabei herzlich egal. Irgendwie lies in der Gedanke nicht mehr los und er musste an seinen eher dürftigen Lohn im Fachbereich der Universität denken. Mit durchaus gemischten Gefühlen wollte er es auf dem roten Teppich, zur Prämiere von Emmas neuem Film ausprobieren. Die meisten ihrer Filme hatte er gesehen, einfach auch, weil Sie echt gut waren und natürlich fand er Sie schon immer ganz süß. Er hatte sich extra einen neuen Anzug zugelegt: Ok, genau genommen sein erster richtiger Anzug aber den hatte er ja eh für die anstehenden Vorstellungsgespräche gebraucht. Es war ein heilloses Gedränge aber er fiel in der Menge nicht weiter auf. Seine Überlegung war es, Emma gleich mehrere Autogrammkarten hinzuhalten, sodass das zugegeben durchaus pikante Bild zumindest teilweise verdeckt war.
    'In der Hoffnung das Sie nicht bemerkt, was genau Sie da signiert', dachte er und ganz so klug kam im dieser Plan dann doch nicht mehr vor. Als er Sie dann sah, war er doch um einiges aufgeregter als es ihm lieb war. Emma trug ein aufreizend, freizügiges Abendkleid das ihr stellenweise so eng anlag, als wäre es aufgesprüht und er musste sich eingestehen, das ihr Auftreten ihm imponierte. Eigentlich konnte er ganz gut mit Frauen, an den meisten seiner weiblichen Bekanntschaften hatte er jedoch recht früh wieder das Interesse verloren. Es war fast so, als hätten sie keine eigene Persönlichkeit in seiner Gegenwart, zudem war ihm Daten auf die Dauer zu teuer und zeitaufwändig. Natürlich hatte er auch ein paar von ihnen flachgelegt, das fiel ihm einfach immer wieder zu, ohne das er dafür etwas tun musste. Während er noch seinen Gedanken nachhing, hatte es Emma tatsächlich bis zu ihm geschafft und bei dem aufrichtigen Lächeln das Sie ihm schenkte, überlegte er sein Vorhaben einfach abzubrechen. Doch Sie hatte bereits den Edding gezückt und er hielt die Autogrammkarten immer noch vor sich.
    "Du siehst gar nicht aus wie jemand der etwas für Zauberei übrig hat...", setzte Sie zu seichtem Smalltalk in Bezug auf die Autogrammkarte an: "..eher wie ein Mann der Wissenschaft", wieder lächelte Sie.
Doch statt die zweite Autogrammkarte einfach zu unterzeichnen, hob Sie die erste kurz an. Sie hatte den Edding dazu kurzerhand zwischen die strahlend weißen Zähne geklemmt, um die Hände frei zu haben. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er war starr vor Schreck.
    "Ich...", setzte er so ruhig er konnte an, doch Sie nahm keine Notiz von ihm.
    "Ach so ist das... so einer bist du!?", sagte Sie grinsend. Kurzerhand hatte Sie den kleinen Stapel umgedreht und für ihn nicht erkennbar, etwas auf die Rückseite geschrieben. Dann hatte Sie ihm die Karten zurück gegeben und ihn einfach stehen lassen, um sich den weiteren Fans zu widmen. Ohne auch nur einen einzigen Blick zurück zu werfen, hatte er sich einen Weg durch die Menge gebahnt und war gegangen. Als er das Gedränge hinter sich gelassen hatte, drehte er die Autogrammkarten herum, um zu sehen was Sie auf die Rückseite geschrieben hatte. In schwarzem Edding hatte Sie eine Adresse, sowie Uhrzeit notiert.
    'Charlottenstraße 49, Zimmer 6020, 16 Uhr, Emma'
Was sollte das bedeuten, er war noch so voller Adrenalin, das er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Er tippte die Adresse in sein Smartphone und hätte es dabei fast fallen lassen. So fand er heraus das es sich wohl um ein ziemlich gehobenes Hotel handeln musste.
    '16 Uhr, das ist in knapp einer Stunde', dachte er nach einem weiteren Blick auf sein Smartphone. Was würde ihn erwarten, wenn er der Einladung folgte?
    'Sie hat das zweite Bild gesehen', da war er sich sicher. Bei dem bloßen Gedanke daran, wie ihr Aufeinandertreffen abgelaufen war, wäre er am liebsten vor Scham in Boden versunken. Andererseits, ihrem Tonfall zu schließen schien Sie eher belustigt, als wütend. Natürlich war er der Einladung die vielleicht gar keine war, dann doch nachgegangen: Mit dem Vorsatz sich zu entschuldigen. Mit seinem nigelnagelneuen Anzug wirkte er unter den ganzen Business-Leuten und Damen in Abendkleid gar nicht so fehl am Platz, wie er vor dem Hotel noch befürchtet hatte. Die Dame an der Rezeption lächelte ihn bereits von weitem an, so unauffällig war er dann wohl doch nicht.
    "Ich habe eine Verabredung mit der Dame auf Zimmer Nr 6020, der Name ist Elias", sagte er und dabei kam er sich so dumm vor, wie seit langem nicht mehr. Bestimmt hatte Sie ihn reingelegt, wollte ihm einfach nur eins auswischen oder würden ihn gleich ein paar stämmige Securitys in ein Hinterzimmer bringen? Doch die Rezeptionistin hatte nur gezwinkert und zu ihm gemeint, das er bereits erwartet wurde.
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Wieder warf er einen Blick auf die improvisierte Autogrammkarte, die eine explizite Paparazzi-Aufnahme von Emma zierte mit dessen Veröffentlichung Sie sicherlich nicht einverstanden gewesen wäre. Das harmlose Autogramm hatte er bereits bei Ebay eingestellt und die Auktionsgebote beliefen sich bereits auf 450 Euro: Ein guter Stundenlohn für 30 Minuten Anstehen und Warten.
    'Was wird dann erst das andere Autogramm bringen?!', ging es ihm durch den Kopf, denn er konnte das Geld gerade echt gut gebrauchen. Sollte er die Karte mit der Sie ihn auf ihr Zimmer eingeladen hatte, wirklich versteigern und was war aus seinen guten Vorsätzen geworden, sich bei ihr zu entschuldigen. Er war hin und her gerissen, außerdem hatte Sie sich seither nicht mehr gemeldet und ihm fiel einfach nicht ein, was er ihr schreiben könnte. Alle Nachrichten die er angefangen hatte, hatte er dann doch wieder gelöscht. Sein Smartphone vibrierte: 'Bestimmt Dave, der wissen will wie die Klausuren gelaufen sind', dachte er. Doch es war nicht Dave, es war Emma.
    'Nah? Hast du mich vermisst?'
    'Freitag selbe Zeit, selber Ort'
    '..ach und bring das Autogramm mit ; )'

Also ich bin schon ganz scharf darauf zu verraten, wie seine Strafe aussehen könnte ; ) Verratet mir doch eure Gedanken in einem Kommentar dazu und lasst Emma ein Sternchen da, sonst muss Sie euch auch noch bestrafen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 12, 2020 ⏰

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