Die Flucht

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Schreie und der beißende Geruch des fernen Feuers zerstören die sonst so friedliche Geräuschkulisse des Waldes. Meine Lungen brennen von der Anstrengung, und meine Augen stechen, teilweise durch den Wind, der mir erbarmungslos ins Gesicht peitscht, doch auch vor unterdrücker Tränen. Sämtliche meiner Muskeln schrien schon fast nach einer Pause vom endlosen rennen, doch ich durfte nicht stoppen, niemals. Wenn ich jetzt anhielt, würde ich sterben, also lief ich weiter, die Äste und Dornen die meine Haut zerkratzten ignorierend. Schmerz ist gut, er hält dich wach, und ruft dir gnadenlos ins Gedächtnis, dass du noch lebst, hatte mein dad immer gesagt. Ich fand seine endlosen Lektionen und das erbarmungslose Kampftraining immer nervig, doch jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als einfach morgen von ihm aus dem Bett geworfen und auf die Lichtung zum Training gescheucht zu werden, doch das hier ist kein Traum, es tut weh, es ist echt, die Gefahr ist echt. Der Krieg, den mein Vater all die Jahre gefürchtet hat, ist gekommen. Sie haben herausgefunden, dass er die Familiengabe nicht geerbt hat, und ich erst recht nicht. Nächsten Monat werde ich 17 und doch habe ich mich noch nicht verwandelt. Was für eine Schande, die einzige Tochter des Alphas des berüchtigten Nightingale Rudels, war ein Mensch. Nun war ich auf der Flucht, vor dem Rudel, dass gerade dabei war, alles was ich je gekannt hatte auszulöschen, das Dark Moon Pack. Aus der Ferne hinter mir konnte ich ein Heulen hören, das konnte nicht sein, ich war schon viel zu weit weg, fast schon an unserer Reviersgrenze, es dürfte nicht so laut klingen, so nah. Sie haben meine Fährte gefunden, und wenn sie dazu Zeit hatten, dann hieß das, dass ich die letzte war, mein Rudel ist ausgelöscht, und mich Menschen einzuholen wird ein Kinderspiel für sie sein. "Tut mir leid Papa, ich werde wohl doch schon zu dir und Mama kommen", flüsterte ich und meine Stimme brach. Ich rannte trotzdem weiter, wollte noch nicht aufgeben, nicht meinetwegen, sonder wegen dem Versprechen, dass ich vor nicht einmal einer Stunde gegeben hatte, das Versprechen, meinem Vater gegenüber, zu leben. Ich hörte wieder ein heulen, diesmal gefährlich nah, bald schon würde ich ihre schweren Pfoten auf den Waldboden trommeln hören. Ich rannte noch schneller, ein Tränenschleier legte sich über meine Augen, doch ich weigerte mich, mich davon aufhalten zu lassen, doch so sah ich zu spät die Baumwurzel, die aus dem Boden herausragte und sich mir in den Weg stellte. Wie es das Schicksal so wollte, blieb ich darin hängen, verdrehte mir den Knöchel und schlug mir dann auch noch das Knie auf einem willkürlich herumliegenden Stein auf. Ich keuchte auf vor Schmerz, doch stand trotzdem wieder auf, ich versuchte weiter zu rennen, doch mein verletztes Bein knickte sofort wieder unter mir weg. Jetzt konnte ich leise das knacken von Ästen und das hecheln meiner Jäger hören. Das wars, dann wohl, ich stand in einem letzten verzweifelten versuch auf und humpelte noch ein paar Meter weiter, bis ich schließlich mit Wucht auf den Boden geschleudert und ohnmächtig wurde.

My Mate, An Enemy Or The Love Of My Life (pausiert) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt