Mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen, warte mal, ich fühle Schmerz, ich lebe noch. Die Erkenntnis kam recht spät, doch irgendwie hatte ich überlebt. Ich lag auf etwas hartem, und für einen kurzen Moment hatte ich gehofft, sie hätten mich einfach auf dem Waldboden liegen gelassen und gedacht ich würde verbluten oder von den Wildtieren gefressen werden, doch als ich die Augen aufschlug, sah ich eine raue Steindecke über mir. Ich setze mich trotz der Schmerzen zischen auf und sah mich um. Ich hatte scheinbar auf einer Art Holzpritsche mit Stroh als Kopfkissen geschlafen, sonst war der Raum leer, bis auf einen Topf, von dem ich vermutete, das er die Toilette darstellen sollte, und einem Glas mit einem Krug am Boden in der Ecke. Die Wände, der Boden und die Decke, waren alle aus dem selben rauen Stein gemacht, mit Ausnahme der mir gegenüberliegenden, diese bestand aus dicken Eisengitterstäben. Ich stand auf, setzte mich aber gleich wieder vor Schmerz aufzischend hin, mein verdrehter Knöchel war rot und angeschwollen. Ich stieß einen kurzen Fluch wegen meiner gestrigen Ungeschicklichkeit aus, stand dann aber trotzdem auf, achtete allerdings darauf mein verletztes Bein nicht allzu sehr zu belasten. Ich näherte mich nun schließlich dem Krug, es sah aus als wäre er mit Wasser gefüllt, naja, zumindest würde ich nicht verdursten. Ich sah an mir herunter und war mir nicht sicher, ob ich es hätte erwarten oder einfach nur komplett geschockt sein sollen, aber meine nackten Beine sowie Arme waren zerkratzt und hatten stellenweise eine Kruste aus Blut und Schlamm gebildet, meine schwarzen Turnschuhe, die ich nur noch hastig überstreifen konnte vor meiner Flucht, waren aufgerissen und der Schnürsenkel des linken war kaum mehr als solcher zu erkennen. Mein nun nicht mehr weißes knielanges Nachthemd war gefühlt nicht mehr existent, die ganze rechte Schulter fehlte und es hatte an der Taille einen Schlitz von Bauchnabel bis zur Hälfte meines Rückens, und einen von der Hüfte abwärts, ganz zu schweigen vom saum, der eine einzige schlammkruste war. Irgendwie war ich ganz froh, dass es hier keinen Spiegel gab, ich wollte gar nicht erst wissen, was die Fluchtaktion mit meinem Gesicht und meinen Haaren angestellt hatte. Ich ging zum Krug, goss mir ein Glas ein und trank es in einem schnellen Zug aus. Für einen Moment überlegte ich, mir den Rest einfach über den Kopf zu schütten, um zumindest etwas von dem Dreck und Blut abzuwaschen, entschied mich dann aber doch dagegen, einerseits, weil ich nicht wusste, wann ich wieder etwas zu trinken bekommen würde, andererseits wollte ich nicht riskieren mir hier unten in der kalten Zelle eine Erkältung oder Lungenentzündung einzufangen, nur weil ich hier pitschnass in einem Nachthemd für wer weiß wie lange herumsitze. Ich ging zurück zu der Pritsche und legte mich hin, ich hatte keine Ahnung was von jetzt an passieren würde, deshalb dürfte mir ein bisschen mehr Schlaf nicht schaden, doch sobald ich die Augen schloss, hatte ich das Gefühl, als könnte ich wieder den brennenden Wald riechen und die Schreie meines Rudels hören, weshalb ich sofort wieder die Augen aufriss. Gerade eben noch war mein Puls noch ruhig gewesen, doch nun fühlte es sich an, als wollte mir mein Herz am liebsten aus der Brust springen. "Was zur Hölle", flüsterte ich nur, "bis eben ging es mir doch gut, wieso jetzt?" meine Atmung wurde schneller, heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich fühlte wie sich kalter Schweiß auf meiner Stirn zu bilden begann. Ein Gedanke jagte den anderen, ohne dass ich einen je greifen konnte. Stand ich bis eben noch unter Schock und begreife ich die Situation erst jetzt richtig oder was passiert hier? Alles drehte sich um mich herum und mein Magen gleich mit. Ich kann und darf jetzt nicht in Panik verfallen, das Trauern muss ich verschieben, bis ich wieder frei bin, wenn das überhaupt jemals passiert. Ich bin im Gefängnis der Mörder meiner Familie, wenn ich das hier überleben will, darf ich keine Schwäche zeigen. Mit immer noch verschwommenem Sichtfeld, stand ich ruckartig auf und holte aus. Meine Faust traf die Wand und ein stechender Schmerz zog sich von meinen Fingerknöcheln über meinen ganzen Arm bis zur Schulter. "Nicht genug", murmelte ich verbissen. Ich würde die Panik mit Schmerz abtöten. Ich holte mit der anderen aus und schlug wieder auf die Wand ein, und wieder und wieder und wieder, immer abwechselnd, bis die Wand zwei dunkel rote Flecken zierte und meine Tränen versiegt waren. Ich setzte mich wieder hin und betrachtete mein Werk, meine Fingerknöcheln waren komplett offen und blutig und die Finger selbst hatten auch zahlreiche Schürfwunden, auch wenn diese nicht wirklich bluteten. Der Schmerz hatte genau das errei ht wa sich wollte, er hatte meine wirren Gedanken erstickt, sodass ich nun über die Situation nachdenken konnte. Erstmal wusste ich überhaupt nicht, wieso sie mich hatten leben lassen, aber dafür hier eingesperrt haben,wenn sie antworten wollten, wäre einer der Krieger besser gewesen. Des Weiteren war ich ein Mensch, das mussten sie gerochen haben, wieso also einen Menschen verfolgen, der wahrscheinlich nicht den geringsten schimmer von den Geheimnissen des rudels hatte,es sei denn sie waren sich sicher, dass ich etwas wusste. Was wenn sie bemerkt hätten, dass ich die Tochter des alphas bin, das wäre praktisch für sie gewesen, als Mensch habe ich kein Anrecht darauf, ein Rudel zu bilden, selbst als Tochter eines Alphas, aber könnte trotzdem über alles im Rudel informiert sein und wäre absolut ungefährlich und leicht zu überwältigen für Werwölfe. Das war am wahrscheinlichsten, aber wie hatten sie herausbekommen, dass ich die Tochter des Alphas war? Entweder wir hatten einen Verräter unter uns, oder sie hatten verdammt gute Spione. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wer wie was und warum, hörte ich auf einmal ein räuspern, dass von der Zellentür aus kahm, und sah auf. Bis gerade eben hatte ich unbewusst noch immer meine blutigen Hände angestarrt, weshalb ich nicht bemerkt hatte, wie jemand vor das Gitter getreten war.
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My Mate, An Enemy Or The Love Of My Life (pausiert)
WerewolfSchreie und der beißende geruch des fernen Feuers zerstören die sonst so freidliche Geräuschkulisse des Waldes. Das wars, dann wohl, ich stand in einem letzten verzweifeltwn versuch auf und humpelte noch ein paar Meter weiter, bis ich schließlich mi...