Nach der Schule mache ich mich auf den Weg nach Hause und gehe extra langsam, um dort keine langen Gespräche mit meiner Mum führen zu müssen. Es ist nicht so, dass ich keine Lust auf sie hätte. Ich will einfach nicht über die Therapiestunde reden, wenn sie nichtmal angefangen hat.
Über meine Kopfhörer laufen ein paar Lieder von Sam Smith und ich wippe leicht im Takt. Ich kann gar nicht still sitzen oder stehen, wenn Musik läuft, ich muss mich einfach bewegen. Und wenn es nur Gewippe mit dem Fuß ist.
Ich wohne ungefähr eine Viertelstunde von der Schule weg und da ich Fahrradfahren hasse, laufe ich jeden Tag. Theoretisch könnte ich auch Auto fahren, da ich vor einem Jahr meinen Führerschein gemacht habe, aber ich habe keinen Wagen. Und da meine Mum das Auto braucht, um zur Arbeit zu fahren, bleibt mir nur das Laufen. Was mich aber keinesfalls stört, ich laufe gerne. Ich kann dann vor und nach der Schule noch etwas nachdenken und den Kopf frei kriegen, während ich Musik höre oder einen Podcast.
Zu Hause angekommen stelle ich möglichst leise meinen Rucksack in die Ecke und gehe dann in die Küche, um ein Glas Wasser auf Ex zu trinken. Wenn man richtig durstig ist, schmeckt Wasser einfach unglaublich gut. Vor allem nachts. Eine Zeit lang war mein Alltag so trostlos, dass ich mir einen Wecker für halb drei nachts gestellt habe, um mich für ein paar Minuten auf meinen Balkon zu setzen und Wasser zu trinken. Komisch, ich weiß.
Auf dem Herd steht eine Pfanne mit Nudeln, Hackfleisch und Gemüse und ich nehme mir direkt einek großen Teller, da ich mittags in der Schule nur eine Banane esse. Aber zu meiner Verteidigung: Das Kartoffelpürree in der Kantine schmeckt nach Pappe, die Nudeln zerfallen sofort, das Gemüse ist zu 99% nicht echt, sondern Matsch, und das Fleisch ist für die Tonne.
,,Ach Spatz, du bist ja schon da. Wie war die Schule?", fragt meine Mum und streicht durch meine Locken. ,,Normal. Wir hatten eine Freistunde, weil meine schwangere Geschichtslehrerin umgekippt ist. Hat wohl zu wenig gegessen." Ich zucke mit den Schultern und setze mich mit ihr an den Esstisch.
,,Na hoffentlich geht's ihr wieder gut. Ich bin auch einmal ohnmächtig geworden, als ich mit dir schwanger war. Wir waren auf der Autobahn und standen im Stau und ich hatte nichts mehr zu essen." - ,,Vielleicht kann ich deswegen kein Mathe", grinse ich. ,,Du hast mir einfach nicht genug Nährstoffe gegeben." Meine Mum lacht und klaut sich eine Nudel von meinem Teller.
,,Kannst du mir bitte noch sagen, wo ich gleich hin muss?", frage ich mit vollem Mund. ,,Du musst in die Innenstadt, zu Meredith's coffee. Links daneben ist eine Tür. In dem Haus ist auch eine Zahnärztin und ein Orthopäde. Du solltest es leicht finden." Ich nicke daraufhin und leere meinen Teller.
,,Musst du gleich noch arbeiten?", frage ich und lege meine Hände von hinten auf ihre Schultern, um sie leicht zu massieren. Meine Mum sitzt viele Stunden am Tag am Computer und hat oft Schmerzen, weshalb ich regelmäßig Physiotherapeuten spiele. ,,Ja, ich muss später nochmal für zwei Stunden weg. Von fünf bis sieben. Ich mach dir aber vorher noch was zu essen."
Ich drücke einen Kuss auf ihre Wange. ,,Danke, Mummy."
Dann gehe ich mich umziehen, da ich in der zweiten Stunde Sportunterricht hatte und meine Klamotten immernoch kleben. Welcher Idiot denkt sich auch aus, Sport in die zweite Stunde zu packen, wenn man danach noch sechs weitere Stunden hat? Man stinkt, alles fühlt sich unangenehm an und die Haare sitzen nicht mehr. Wirklich brilliant.
Ich suche mir eine Jeans und ein rotes Shirt aus, ehe ich damit im Bad verschwinde und kurz unter die Dusche springe. Ich will ja nicht sofort den Therapeuten vergasen. Das mache ich lieber erst in der zweiten oder dritten Sitzung. Falls es denn überhaupt eine geben sollte.
Um halb fünf sitze ich im Wartezimmer und versuche, den kleinen Jungen neben mir zu ignorieren, der seiner Mutter die Wange ableckt.
,,Harry Styles?", fragt eine weibliche Stimme und ich nicke und stehe auf. Sie bringt mich in ein helles Zimmer mit zwei Sesseln, ein paar Bücherregalen und einem kleinen Tisch in der Mitte, wo zwei Gläser Wasser stehen.
,,Mister Tomlinson steht noch im Stau, sollte aber in zehn Minuten hier sein. Wenn etwas ist, melden Sie sich einfach am Empfang." - ,,Vielen Dank", antworte ich und sehe mich im Raum um, nachdem sie die Tür hinter sich zugemacht hat. Es sieht wirklich nicht schlecht aus. Die Sessel sind dunkelblau und recht bequem, die Fenster sind groß und es hängen große Bilder von Paris an den Wänden.
Ich hole mein Handy heraus und schreibe Liam eine Nachricht.
Ich: Lima, ich will nicht :( Was wenn der Typ so ein alter Opa ist? Oder ein Pädophiler?
Er antwortet sofort.
Li <3: Ach mach dir keine Sorgen. Das wird schon. Ich kann dich auch später abholen wenn du willst und dann holen wir uns noch bei Starbucks einen Kaffee.
Ich schreibe ihm, dass ich das gerne machen würde ich lehne mich dann gelangweilt zurück. Kann dieser Mr. Tomlinson endlich mal auftauchen?
Es kommt mir vor, als wäre bereits eine Ewigkeit vergangen, als ein Mann den Raum betritt.
,,Hallo Harry. Ich bin Mr. Tomlinson." Er sieht recht freundlich aus und ist auch wesentlich jünger, als ich ihn mir vorgestellt habe. Vielleicht Mitte oder Ende zwanzig.
,,Hallo", sage ich nur leise und schüttele seine Hand, die er mir hinhält. Er setzte sich in den anderen Sessel und schaut mich an.
,,Deine Mutter hat mir nicht genau gesagt, worum es geht. Nur dass sie es für dringend hält. Möchtest du mir das Ganze mal aus deiner Sicht erzählen? Dann kann ich mir erstmal einen groben Überblick über alles verschaffen."
Ich seufze und fange dann zögerlich an.
,,Also ich finde nicht, dass es dringend ist. Ich meine, klar bin ich manchmal traurig, aber das sind doch viele, oder? Ich verstehe einfach nicht, was meine Mum jetzt von dieser Therapie erwartet. Ich komme auch prima allein zurecht und möchte eigentlich nicht mit einem Fremden darüber reden."
Er nickt verstehend und trinkt einen Schluck.
,,Ich kann verstehen, dass dich das erstmal Überwindung kostet. Aber ich kann dich beruhigen, das geht vielen so. Du musst mir auch nicht bei der ersten Sitzung deine gesamte Lebensgeschichte offenbaren. Es reicht, wenn du mir Schritt für Schritt erzählst, was Sache ist und wir dann gemeinsam eine Lösung finden. Die Therapie soll dir ja gut tun und dich nicht unter Druck setzen. Wir machen alles in dem Tempo, das du für richtig hälst. Einverstanden?"
Überrascht, dass er so locker und freundlicht ist, nicke ich natürlich und merke, wie ein bisschen Anspannung von mir abfällt.
,,Möchtest du anfangen, zu erzählen?"
soo, das erste kapitel ist da. ich hoffe, es gefällt euch. ich muss mich auch erst in die geschichte einfinden.
lasst gerne votes, kommentare und gedanken da <3
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therapist || L.S.
Fanfiction,,Harry, ich bitte dich. Es wird dir gut tun, glaub mir!" Seine Mum versucht zwanghaft, ihn zur Therapie zu überreden. Sie weiß, dass er die Hilfe braucht, da er sich ihr gegenüber nicht öffnen kann. ,,Mum, das wird mir doch sowieso nichts bringen...