Kapitel 1

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Es waren zu viele Jahre vergangen. Die Expedition, um die letzten Titanen zu töten, hatte länger gedauert, als ursprünglich geplant. Eren seufzte erleichtert auf, als die Häuser der neuen Siedlungen außerhalb der Mauern am Horizont erschienen. Endlich würde er Levi wiedersehen. Das letzte mal, dass sie sich gesehen hatten, war vor ein paar Monaten gewesen, als sich ihre kleinen Expeditionsgruppen getroffen hatten. Levi hatte seine Aufgaben bereits abgeschlossen und konnte zurückkehren. Und nun würde nichts mehr zwischen sie kommen. Eren trieb sein Pferd in den Galopp, um schneller und schneller nach Hause zu kommen. Zuhause. Endlich.


„Ich hasse dich." Hanji kicherte. „Sicher. Aber ich habe deine Schokolade." Sie ließ die Süßigkeit vor Levis Nase herumbaumeln. Er warf ihr einen scharfen Blick zu. „Gib her!" Er steckte seine Hand aus, doch Hanji zog ihre gerade rechtzeitig zurück. „Vierauge!" Inzwischen schüttelte sie sich vor Lachen. „Du kannst es mir nicht übel nehmen, diese Situation zu meinem Vorteil zu nutzen. Wann kann ich dich schon so hochnehmen?" Levi schnaufte. „Halt die Klappe und massier mir meinen Rücken."


Etwas orientierungslos schaute Eren sich um. Welches Haus war sein und Levis? Er hatte keine Ahnung, wer überhaupt in dieser Nachbarschaft wohnte. Abgesehen von Hanji. Ihr Haus stand aus der Masse der einheitlichen Gebäude heraus. Sicheren Schrittes ging er auf ihr Haus zu. Sie konnte ihm bestimmt sagen, wo Levi war.


„Übrigens, Erens Truppe sollte heute zurückkommen." Levi ließ ein zustimmendes Summen von sich, während Hanji seinen Rücken bearbeitete. „Ich weiß." „Bist du aufgeregt, Eren wiederzusehen?" Er sagte nichts, doch das kleine Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, war Antwort genug. „Er wird definitiv überrascht sein."


„Hanji! Bist du hier?" Eren hatte nicht gewatet, um zu klopfen, sondern war direkt in ihr Wohnzimmer gestürmt. „Weißt du, wo Levi... ist?" Er schluckte, als er seinen Freund auf Hanjis Sofa sitzen und Schokolade essen sah. „Levi..." Dieser lächelte sanft. „Du bist wieder da." Eren nickte stumm. „Warum kommst du nicht her und begrüßt mich richtig?" Schritt für Schritt bewegte Eren sich weiter in den Raum. „Was..." Er konnte seinen Augen nicht trauen. Seine volle Aufmerksamkeit war auf Levis vorstehenden Bauch. „Überraschung?" Levi klang unsicher. „Du... wann..." „Als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du weißt schon, als wir..." Schnell zog Eren Levi in seine Arme. „Ich wusste nicht, dass du schwanger werden kannst." „Ihr beide steckt halt voller Überraschungen." Eren hatte nicht bemerkt, dass Hanji ebenfalls im Raum war. Oder vielleicht war sie auch gerade erst dazu gekommen. „Ich hattesoviel zu tun, mit euch beiden." Erens Augen weiteten sich. „Also..." „Herzlichen Glückwunsch", sagte Hanji feierlich. „Du wirst Vater."


„Du wirst deine Hände voll haben", versprach Hanji. „Levi ist sehr anspruchsvoll." Levi starrte sieböse an. „Sobald das Baby da ist, wirst du bereuen, so etwas je gesagt zu haben." Er warf Eren einen besorgten Blick zu. „Sie übertreibt." Eren schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. „Keine Sorge. Ich kümmere mich gerne um dich und unser Kind." Levis kleines Lächeln fiel von seinem Gesicht. Er wandte seinen Blick ab, als Tränen aus seinen Augen zu treten drohten. Doofe Schwangerschaft. „Komm." Sanft half Eren Levi von dem Sofa und in Richtung der Tür. „Warum machen wir nicht einen kleinen Spaziergang und du zeigst mir, wo wir wohnen." Levi nickte. Er konnte etwas frische Luft gut gebrauchen. „Lauft nicht zu lange, sonst tun Levis Füße weh", rief Hanji ihnen hinterher.


Eren wusste, dass irgendetwas falsch war. Und er würde herausbekommen, was es war. Doch er hatte die leise Ahnung, dass Levi nicht unbedingt so offen vor Hanji sein wollte. „Ich hab dich so vermisst." Er würde langsam anfangen. Levi nickte stumm. „Du bist wunderbar. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal eine Familie haben würde, und du machst das möglich." „Du bist nicht sauer?" Eren schüttelte bestimmt den Kopf. „Auf keinen Fall. Ist... das das Problem?" Levi stoppte und Erens Halt festigte sich instinktiv. „Was?" „Warst du besorgt, dass ich keine Familie haben wollte?" Levi drehte sich aus Erens Halt. „Nein. Es gibt kein Problem." Er begann, weiterzugehen. „Sieh mich nicht an!" Eren seufzte. Es schien tiefer zu gehen, als er gedacht hatte. „Levi..."


Levi war außer Atem, als er zuhause ankam und schmiss sich sofort auf sein Bett. Seine Füße und Rücken taten weh und die Tränen wollten nicht stoppen. Er wusste, dass es nicht fair gegenüber Eren war. Aber es war schwer, seine Unsicherheiten niederzustampfen. Er war stark, unabhängig, kalt. Gelegentlich kalt. Es gab Leute, die ihn schmolzen. Aber jetzt war er so... schwach. Die Arbeit, die er jahrelang gemacht hatte, schien nun unmöglich. Nutzlos. Er war nutzlos. Und Eren. Eren war so viel jünger als er, also war es Levis Aufgabe, sich um ihn zu kümmern, nicht andersherum. Die Tür öffnete sich, und Schritte kamen näher. „Geh weg, Hanji." „Ich bin es." Erens Stimme. Abrupt setzte Levi sich auf. „Wie bist du hier?" „Ich hab Hanji gefragt." Eren blickte ihn traurig an. „Levi. Ich liebe dich. Bitte sprich mit mir."


Hilflos blickte Eren auf Levi herunter. Der Kleinere hatte Tränen über sein Gesicht strömen und Eren fühlte ebenfalls welche formen. „Bitte", flüsterte er. „Was ist falsch?"

Baby TerrorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt