Levi war es nicht gewöhnt, an sich zu zweifeln. Er war sich immer seiner Fähigkeiten bewusst gewesen und hatte nie Probleme gehabt, Vorgesetzte, die meinten, es besser zu wissen, zu ignorieren. Jetzt festzustellen, wie viel er nicht mehr machen konnte, hatte ihm einen starken Schlag in sein Selbstbewusstsein versetzt. „Levi?" Eren hatte noch nicht aufgeben. Er würde gehen, sobald er merkte, wie viel Hilfe Levi jetzt brauchte. „Bitte." „Eren." Vielleicht war es besser, es sofort zu klären. „Liebst du mich?" Eren blickte ihn erstaunt an, bevor er ein raues Lachen hören ließ. „Natürlich tu ich das. Ich hab dich immer schon bewundert, und dann mit der Zeit..." „Warum?" „Du bist ein fantastischer Kämpfer, Levi. Wie kann man dich nicht bewundert?"
Es schien nicht das zu sein, was Levi hören wollte. Die Wasserwerke wurden wieder geöffnet und Eren hatte Probleme zu verstehen, was Levi sagte. „Levi... Liebling, bitte beruhige dich. Ich will dir helfen." „Eren..." Geduldig wartete Eren, bis Levi sich wieder gefasst hatte. „Tut mir leid. Hormone." Eren zog Levi in eine Umarmung und bedeckte dessen Gesicht mit kleinen Küssen. „Was kann ich machen, damit es dir besser geht?" Levi war für einen Moment still, lehnte sich aber in Erens Arme. Eren lächelte. Sie schienen Fortschritte zu machen. „Ich... ich bin unsicher...", begann Levi langsam, während Eren anfing, über sein Haar zu streicheln. „Ich war stark und jetzt... Ich laufe nicht mal richtig, ich watschel! Hanji hat mir verboten, schwere Dinge zu heben. Ich darf nicht trainieren... Was ist da noch, was ich tun kann?" Eren konnte seinen Ohren nicht trauen. Sein wundervoller, mutiger, starker Freund dachte so etwas von sich?
„Stopp!" Levi schreckte etwas aus Erens Händen. Eren warf ihm einen wütenden Blick zu. „Wie kannst du so was sagen? Siehst du nicht?" Er legte seine Hände auf Levis Bauch ehe Levi überhaupt reagieren konnte. „Du bist so stark! So stark. Was glaubst du, wie viele aus unserem Team durch eineSchwangerschaft gehen könnten?" Seine Augen wurden weicher und er gab Levi einen schnellen Kuss. „Ich finde, Mütter verdienen soviel Respekt. Es ist wunderbar, ein Leben auf diese Erde zu bringen. Du auch. Du bist nicht schwach oder nutzlos, nur, weil du im Moment nicht kämpfen kannst. Du bist so stark!" „Nein?" Levi konnte es nicht glauben. Er hatte immer nur gekämpft. „Nein. Keiner wird dich weniger respektieren, wenn du eine Weile nicht kämpfen sollst. Und sobald das Baby da ist, kannst du wieder trainieren, okay?"Levi nickte langsam. „Dann... kannst du dich... um..." Seine Stimme versagte. So etwas konnte er doch nicht fragen. Doch Eren schien geradezu aufzuleuchten. „Ich würde mich gerne um dich kümmern. Du hast dich immer so gut um mich gekümmert. Lass mich das Gleiche für dich machen."
Nach Levis Zusammenbruch – und seiner Erlaubnis, dass Eren ihn verwöhnen durfte – hatte Eren die Möglichkeit, sich in seinem neuen Zuhause umzusehen. „Ich habe bei den Verantwortlichen beantragt, dass wir zusammen wohnen, aber sie haben das falsch verstanden und zwei Schlafzimmer gebaut." Eren lachte. „Wie gut." Levi blickte schüchtern zu ihm auf. „Ich hab es schon ein bisschen dekoriert." Eren konnte sich kaum zurückhalten. Die Schwangerschaft tat Levi so gut. Nun, vielleicht nicht für sein Selbstbewusstsein. Aber er sah so gesund aus, seine Wangen hatten eine rosige Farbe zu ihnen. Aber vor allem machte es ihn so süß. So kuschelig und schüchtern und... Eren holte tief Luft. Vielleicht war es nicht die beste Idee, unanständigeGedanken zu bekommen, während er sich eigentlich auf sein zukünftiges Kind konzentrieren sollte. „Gefällt es dir?" Levis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie standen im Kinderzimmer, das bereits die Basiseinrichtung enthielt. In der Krippe unter dem Fenster saß ein kleiner Eisbär mit blauem T-Shirt. Eren lächelte und hob das Kuscheltier hoch. „So süß." Levi nickte zufrieden. „Richtige Antwort."
„Briefing, Jäger." Nach der Tour hatte Eren Levi ins Wohnzimmer getragen, trotz dessen Protest. „Du hast gesagt, ich darf mich um dich kümmern. Und deine Füße haben weh getan", hatte Eren sich verteidigt und Levi hatte langsam lächeln müssen. Es würde etwas dauern, bis er sich daran gewöhnen würde. Jetzt, da sie aber gemütlich aneinander gekuschelt auf dem Sofa saßen, war es an der Zeit, einiges zu besprechen. „Ja, Sir?" „Nur, weil wir nicht mehr auf der Basis wohnen, heißt das nicht, dass du vom Reinigungsdienst befreit bist." Erens enttäuschter Gesichtsausdruck brachte Levi zum Grinsen. „Komm schon..." „Was? Willst du etwa, dass ich das alles alleine mache? All die anstrengenden..." „War nur ein Scherz! Ich werde regelmäßig putzen." Zufrieden lehnte Levi sich in Erens Arme. So leicht hatte er es noch nie gehabt, Eren zu etwas zu bringen. Eine durchaus nützliche Information. Auch, wenn er sich im Endeffekt meistens durchsetzten konnte, war Eren normalerweise doch sehr sturköpfig. „Ich liebe dich." Levi blickte Eren misstrauisch an. „Hast du etwa schon etwas angestellt?" „Nein!", verteidigte der sich schnell. „Ich will es nur öfter sagen. Immer und immer wieder. So, dass du es nie vergisst." Ein hingebungsvoller Freund war durchaus etwas, woran Levi sich gewöhnen konnte.
„Sagst du es nicht zurück?" Mit seinem besten Hundeblick starrte Eren Levi an. „Vielleicht." Levi hatte eindeutig zu viel Spaß damit. „Komm schon." „Du bist in Ordnung", sagte Levi mit todernstem Blick. Eren stöhnte auf. „Und dass ich dachte, du wärst schüchtern", murmelte er zu sich selbst, während er seine Finger durch Levis Haar gleiten ließ. „Wie lange noch, bis unser Kind geboren ist?" Levi schnaubte. „Was bist du, ein Kind? Noch etwa zwei Monate." Damit hatte er einen Nerv getroffen. „Ich bin kein Kind." Er hatte sich von Anfang an so viel Mühe zu geben, dass Levi ihn nicht so sah. Selbst, als er theoretisch noch ein Teenager gewesen war. Als er endlich erwachsen war, voller Mut und Tatendrand, endlich von Levi ernst genommen zu werden, musste er wieder und wieder mit Enttäuschung klarkommen. Besonders, als Hanjis Experiment ihn zwischenzeitlich zum Kleinkind hatte werden lassen. Es hatte lange gedauert, bis er ihm klarmachen konnte, dass er erwachsen war. „Das schon wieder? Eren, ich hab dir schon so oft gesagt, dass du aufhören sollst, dir darüber Sorgen zu machen. Ich weiß, dass du kein Kind bist." Eren runzelte die Stirn. „Aber als ich endlich... Du bist einfach verschwunden..." „Du warst erwachsen für eine Stunde am Tag und sonst ein Kleinkind! Du kannst es mir nicht verübeln, dass ich keine Zeit mit dir als Kleinkind verbringen wollte, vor allem, nachdem ich wusste, dass du mich magst." Eren blickte bestürzt nach unten. Natürlich konnte er das Levi nicht nachtragen. „Und überhaupt. Denkst du nicht manchmal, dass ich zu alt für dich bin?"
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Baby Terror
FanfictionEren kehrt nach langer Zeit endlich nach Hause zurück. Doch dort erwartet ihn eine Überraschung mit der er nicht gerechnet hätte. Fortsetzung zu Toddler Terror Attack on Titan und die Charaktere gehören mir nicht. Bitte verbreite die Geschichte nich...