Kapitel 3

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Natürlich wusste Levi über Erens Sorgen über ihren Altersunterschied Bescheid. Wie auch nicht. Schließlich war es von Anfang an ein Thema ihrer Beziehung gewesen. Doch Levi hatte sich sehr bemüht, Eren zu zeigen, dass dessen Alter für ihn keine Rolle spielte. Sie waren beide erwachsen, was sollte es ihn da schon kümmern. Wirklich verübeln konnte er Eren solche Sorgen aber nicht. Immerhin machte auch er sich Gedanken darüber. Eren war noch so jung. Sie beide hatten ihre Jugendjahre im Kampf verbracht, doch Eren hatte noch einen Teil dieser Jahre über. Wusste er wirklich, was mit einer Familie mit sich kam? Die Verantwortung, die Bekenntnis zu Levi... Viele Dinge, denen seine Freunde nun anfangen würden nachzugehen, waren für ihn vom Tisch, solange er Levi und ihrem Kind treu bliebe. „Ich meine", fuhr er fort. „In deinem Alter denken die Wenigsten daran, eine Familie zu gründen. Das ist das Alter, in dem man ausgeht, Party macht und so langsam daran denkt, jemanden zu finden, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen will. Man sitzt nicht zuhause mit dem Partner herum, kuschelt und geht dann um neun ins Bett, weil Schwangerschaft anstrengend ist und ich nicht alleine im Bett liegen will. Ich möchte nicht, dass du uns bereust. Sobald das Kind da ist, gibt es kein zurück." Eren starrte ihn weiter an und Levi wurde so langsam nervös. Hatte er etwa recht?


Eren war wie in Trance. Erst, als Levi bestürzt den Kopf hängen ließ, fing er sich wieder. „Nein... Nein", versicherte er schnell. „Ich weiß, dass meine Freunde andere Pläne haben. Ich weiß, dass unsere Beziehung nicht normal verläuft. Aber ich bin glücklich, du bist glücklich... Warte, du bist doch glücklich, oder?" Levi lachte leicht auf und nickte bestimmt. „Ja. Ich bin glücklich." Eren atmete erleichtert auf. Für einen Moment hatte er Befürchtungen gehabt. „Wir sind glücklich. Was macht es da schon, was andere tun." Er griff Levis Hand und hielt sie fest in seiner. „Ihr seid etwas, was ich nie bereuen könnte. Ihr beide." Levi nickte erneut. „Okay." Die Türklingel rang, gerade als Eren eine intensive Kuschelsession gestartet hatte.


Der Geruch von Alkohol hing schwer in der Luft. Levi hatte sich lange schon nach draußen verdrückt, weg von dem Lärm der Party, die seit Stunden schon in Hanjis Haus stattfand. Armin und Mikasa hatten sowohl ihn als auch Eren für eine Überraschungswiedervereinigungsfeier abgeholt. Nicht nur Erens Freunde waren da, selbst Erwin war gekommen. Und Levi. Es war ein sehr unbehaglicher Beginn gewesen. Soweit Levi wusste, war sich nur Hanji über Eren und Levis Beziehung bewusst. Auch nur notwendigerweise, schließlich musste sie Levis Schwangerschaft assistieren. Ansonsten niemand. Die vielen Augen, die auf ihm lagen, sobald er den Raum betreten hatte, machten ihn unsicher. Eren hatte ihn selbstsicher an die Hand genommen, und damit war die Sache erledigt gewesen. Zumindest für die Nacht. Lange hatte Levi es aber nicht ausgehalten. „Jetzt ist es vorbei, was?" Levi fuhr herum. Er war so tief in seine Gedanken versunken gewesen, dass er Erwin nicht herauskommen hören hatte. „Ja." Eine Weile standen sie still nebeneinander. „Herzlichen Glückwunsch, übrigens. Ich hatte zwar einige Vermutungen, als du diesen Antrag eingereicht hast, aber ich hätte nie gedacht, dass ihr beide so schnell..." „Ja, ich auch nicht." Erwin lächelte ihn an. „Nimm ihn nicht zu hart dran. Er versucht sein Bestes." „Ich weiß." Ein paar Minuten vergingen in Stille, ehe Eren sich zu ihnen hinzu gesellte. „Levi, geht es dir nicht gut?" Besorgt nahm er Levis Gesicht in seine Hände, um ihm tief in die Augen starren zu können. Levi lächelte sanft. „Es geht mir gut. Ein bisschen erschöpft und müde." Eren blickte ihn eine Weile zweifelnd an. „Sicher? Du warst kaum drinnen." Vorsichtig zog Levi sein Gesicht aus Erens Griff. „Überall ist Alkohol. Ich möchte davon nicht unbedingt in der Nähe sein." Er seufzte. „Ich glaube, ich gehe nach Hause. Geh wieder rein und hab Spaß." Levi drückte Eren einen leichten Kuss auf die Wange und seine Hand zum Abschied. „Feier mit deinen Freunden und dann komm zu mir, sodass ich morgen früh mit dir aufwachen kann." Bevor Eren antworten konnte, hatte Levi sich umgedreht und auf den Weg zurück gemacht.


Unsicher blickte Eren Levi hinterher. Er hatte seine Freunde lang nicht mehr gesehen, aber er fühlte sich schlecht, Levi alleine zu lassen. „Du solltest auch nach Hause gehen." Nachdenklich betrachtete Eren Erwin. Grade erst hatten sie diese Diskussion schon gehabt. Und obwohl er heute erst angekommen war, schienen Monate vergangen zu sein. So viel war passiert. „Ja... Ich glaube, ich gehe Tschüss sagen." „Eren. Wo warst du?" Mikasa war an seiner Seite, sobald er das Haus wiederbetreten hatte. „Ich..." Ein lauter Schrei kam aus dem Wohnzimmer. „Hanji, nein!" Lautes Lachen folgte. „Eren." Hanji hatte sich zu ihm durchgeschlagen und hing nun betrunken von seiner Schulter. „Ich wette...", sie kicherte. „Ich wette, du schaffst es nicht, vor Armin fünf Flaschen Bier zu trinken und nicht zu kotzen." Erens Augen funkelten. „Bei diesem Leichtgewicht? Niemals!"


Schlaflos lag Levi im Bett. Die Uhr hatte Drei geschlagen und Eren war immer noch nicht zurück. Beruhigend streichelte er über seinen Bauch. Seit einiger Zeit schon konnte er sein Baby unruhig treten fühlen. Der kleine Racker war stark geworden. Es fühlte sich fast wie gestern an, dass er die erste Bewegung fühlen konnte. Und gleichzeitig wie eine Ewigkeit. Levi zählte die Tage, bis das Baby endlich da war und sein Körper wieder ihm allein gehörte. „Keine Sorge. Eren kommt bald zurück. Du hast ihn gerade erst getroffen, und bist schon ein Papakind, was?" Levi hatte nicht lange über Namen nachdenken müssen. Hanji hatte ihm gesagt, dass es wahrscheinlich ein Mädchen werden würde, doch sie konnte sich nicht vollkommen sicher sein. Egal, was es werden würde, Levi war vorbereitet. Natürlich musste er es noch mit Eren besprechen, doch er persönlich fand, dass sowohl Isabel für ein Mädchen, als auch Furlan für einen Jungen fantastische Wahlen waren. Er würde Eren davon schon überzeugen. Es rumpelte vor der Tür, und ein halb bei Bewusstsein seiender Eren stolperte herein. „Ich... bin... wieder da..." Levi konnte kaum verstehen, was Eren sagte. „Du stinkst. Ich lasse dich nicht ins Bett, bis du geduscht hast." Ein lautes Aufschnarchen ließ ihn wissen, dass Eren es nicht mehr gehört hatte, sondern auf dem Boden eingeschlafen war. „Bist du dir sicher, dass du nicht doch lieber ein Mamakind sein willst?" Er bekam ein Tritt als Antwort. Levi entschied, das als eine Zustimmung zu interpretieren. Er seufzte. Sie würden morgen eine Unterhaltung haben müssen. Schon wieder.

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