Kapitel 18

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Alea

Grimmig betrette ich das Café. Ich kann es nicht glauben, dass er einfach so weg ist. Ich weiss, ich hab ihm gesagt, dass der Kuss keine Bedeutung hatte. Zum Teufel, natürlich hat mir der Kuss was bedeutet, aber das kann ich ihm unmöglich sagen. Ausserdem muss ich ernsthaft die Information immer wieder in mein Hirn rein prügeln, dass er nichts mit mir anfangen kann und will. Ich bin nur ein weiterer Deal für ihn. Ausserdem mache ich das Ganze einzig und allein für meine Familie.

"Ist es eigentlich möglich, dass du nicht immer mit Stimmungsschwankungen hierher kommst?" Alma's Stimme rückt in meinen Vordergrund. Ihre blonde Ausstrahlung wird mir langsam klar vor meinem Auge.

"Sagt genau die eine, die selber solche hat", sie fängt an zu lächeln. Wieso lacht sie? Ich hab sie gerade beleidigt. Entgeistert starre ich sie an. "Ach, Alea, Liebeskummer kann einem schwer den Tag und die Laune vermiesen", bestätigend legt sie einen Arm um meine Schulter. Ich kenne Alma jetzt schon mein halbes Leben lang, aber sie schafft es jeden Tag mir dermassen auf die Nerven zu gehen.

Neben mir ertönt ihr Gegacker, dass sich sehr wahrscheinlich als Lachen entpuppt. "Ich hab keinen beschissenen Liebeskummer und werde es auch nie haben. Ich brauch den Mist nicht", brummend schlage ich ihren Arm weg und laufe in die Umkleidekabine. Als ich mich umziehe, gibt mein Handy einen Laut von sich. Sofort breitet sich eine unangenehme Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus und mit Panik checke ich meinen Bildschirm ab.

Erleichtert überflieg ich die Nachricht von Damon. Einen kurzen Moment dachte ich, es wäre die unbekannte Nummer. Doch so wie es aussieht, lässt sie mich in Ruhe. Ich hoffe nur, dass es auch so bleibt. Ich müsste mir vielleicht Gedanken darüber machen, dass ich jemanden beauftrage, der für mich die Nummer nachverfolgt.

"Beginn doch mal mit Tisch vierzehn" Cole sieht mich aufmunternd an und nickt in Richtung des erwähnten Tisches. Als ich sehe wer dort Platz genommen hat, erhellt sich augenblicklich meine Stimmung.

"Hallo, Rose", die alte Dame hebt ihren Blick. Ihr Gesicht liegt in Falten, dennoch sehe ich wie ihre ganze Ausstrahlung nur vor aufgewecktem Leben strotzt. "Hey, Alea! mein Liebes, setz dich doch", ich schaue schnell zu Cole hinüber der mir zunickt, als wüsste er was sie mir gerade gesagt hat. Alma auf der anderen Seite lächelt mir zu. Beim Anblick der beiden bekomme ich ein warmes Gefühl in der Brust. Ich bin ziemlich froh, dass ich die beiden habe. Mal abgesehen von ihren Macken.

"Erzähl, was bedrückt dich, Kleines?" Einen kurzen Moment nehme ich mir, um sie etwas genauer anzusehen. Es liegt mir auf der Zunge an wen sie mich erinnert, aber mein Kopf gibt mir keine Namen. Und das macht mich fast wahnsinnig. Mit grösster Wahrscheinlichkeit hat sie mit niemanden Ähnlichkeiten und ich zerbreche mir unnötig meinen Kopf darüber.

"Bei mir ist alles in Ordnung. Mich bedrückt nichts", und schon wieder tische ich hier Lügen auf. "Du weisst, dass ich es dir ansehen kann, oder?" Ich hebe meinen Kopf und erröte. "Du kannst es mir ruhig erzählen und wir schauen gemeinsam was du tun sollst. Natürlich nur, wenn du das möchtest", ihre warme vertraute Stimme bewegt mich dazu es ihr wirklich zu erzählen. Naja, ich nenne keine Namen aber ich schildere ihr einfach die gesamte Situation. Vielleicht werde ich es früher oder später bereuen, aber im jetzigen Moment fühlt es sich einfach nur richtig an.

"Ich will nicht von Anfang an erzählen, aber es geht um einen jungen Mann mit dem ich viel Zeit verbringe", ihre Mimik verändert sich kaum, sie sieht mich immer noch aufmunternd an, "und wir haben uns geküsst, aber ich kann das nicht. Wir kennen uns kaum und haben eigentlich auch nur Geschäftlich miteinander zutun", die Details mit der Mafia lasse ich auf jeden Fall aus.

Ihre Lippen formen sich zu einem Schmunzeln. "Magst du ihn denn?", ihre Frage klingt aufrichtig. "Ja, leider", dass ich das mal laut ausspreche. "Weisst du, man sollte die Chance die sich ergibt nicht einfach so vergehen lassen. Vieles bereut man im Endeffekt. Wenn du dich in seiner Anwesenheit wohl fühlst und er alles daran setzt dich zum lächeln zu bringen. Dann kann ich dir sagen, dass du ihm am Herzen liegst", ich habe gar nicht bemerkt wie sie meine Hände in ihre genommen hat. Es beruhigt mich auf einer wirklich angenehmen Art. 

"Jeder hat seine eigene Geschichte. Und wenn sich ein neues Kapitel aufmacht, sollte man dazu nicht nein sagen", zwinkert sie mir zu. "Also Kleines, ich hoffe ich konnte dir einwenig Behilflich sein. Aber jetzt muss ich auch wirklich los", sie steht auf und drückt nochmals meine Hände. "Ich bin mir sicher, dass du das ganz prima hinbekommst", mit diesen Worten verlässt sie das Café ohne ihre Bestellung aufgegeben oder mitgenommen zu haben.

***

Meine verdammten Haare möchten wirklich nie das machen, was ich will. In einer Stunde geht's mit dem Anlass bei den Fuentes los. Seit dem Gespräch mit Rose habe ich neuen Mut gefasst aber trotzdem bin ich mir überhaupt nicht sicher, wie ich mich in seiner Nähe benehmen soll. Ich will mich wirklich damit auseinandersetzen aber ich weiss wirklich nicht wie. Ich kann mich doch nicht ernsthaft in einen Kriminellen verlieben. Verzweifelt versuche ich meine Haare ordentlich hinzukriegen. Mit all den Problemen in meinem Kopf.

Als es eine Stunde später an der Tür klingelt, versetzt sich mein Körper automatisch in Gänsehaut. Zumindest konnte ich zu meinem Glück meine Haare bändigen. Onkel Franko ist immer noch im Café, weshalb ich meinen Schlüssel mitnehme und zur Tür laufe. Kaum habe ich die Tür geöffnet, erblicke ich einen mehr als atemberaubenden Mann in einem Anzug vor mir.

Seine grünen Augen bohren sich in meine und für einen kurzen Moment kann ich ein Funkeln darin sehen. Doch ehe ich mich versehe wendet er seinen Blick von mir ab. "Können wir gehen?" Er spannt seinen Kiefer an und geht schon einpaar Schritte voraus. Ich schliesse schnell die Tür und laufe ihm hinterher. Ganz der Gentelman.

Es braucht nur eine verdammte Sekunde mit ihm und seinem dreckigen Verhalten und schon begibt sich meine Stimmung in den Keller. Das kann doch nicht wahr sein, dass meine Gefühle und mein Verhalten so derart massiv Abhängig sind von ihm, dass ich mich kaum unter Kontrolle halten kann.

***

Bei den Fuentes angekommen, steigt Damon schnell aus und hält mir die Tür auf. Desorientiert über sein plötzlich freundliches Verhalten, versuche ich ihm ins Gesicht zu schauen. Doch sein Blick gilt nicht mir, sondern den Leuten hinter mir. Ich schätze, dass es sich um Gäste handelt. Und ich dumme Kuh dachte schon, dass er sich daran erinnert hätte, wie er sich verhalten sollte.  Wirklich dämlich.

Wieder einmal stockt mir der Atem beim Anblick des riesigen Anwesens. Es sieht unglaublich riesig aus und leuchtet hell. Plötzlich spüre ich Damon's Lippen auf meiner Wange.

Abrupt schnellt mein Kopf zu ihm. Er grinst mich an, doch ich weiss das es nicht ernst gemeint ist. Da sein Grübchen fehlt. Ein älteres Paar begrüsst uns kurz und schlendert daraufhin wieder an uns vorbei. "Tuh das ja nie wieder", eine unaufhaltsame Wut kriecht langsam meinem Hals hoch.

Es regt mich derart auf, dass er hier eine Show abzieht. "Principessa, dein Job ist es meine Freundin zu spielen, nicht mehr und nicht weniger. Also würde ich dir raten, mich meinen Teil der Abmachung machen zu lassen. Solange du deinen nicht erfüllst", seine Worte wirken wie Ohrfeigen. Na warte, Damon. Du willst ne Freundin? Die kannst du haben!

No escape, MafiosoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt