Alea
Mit einem Mal werde ich hinter eine Ecke gezogen. Noch immer höre ich fallende Schüsse einer Pistole in der Nähe. "Fuck!" Damon presst mich gegen die Wand und benutzt dafür seinen gesamten Körper. Verfluchte Scheisse! Wir werden beschossen und mein Gehirn setzt schon wieder aus, weil er mir so verdammt nahe ist. "Rück von mir ab", ich versuche ihn weg zu stossen aber er sieht mich mit einem mir noch sehr unbekannten wütenden Blick an, sodass ich sofort stumm werde.
Im nächsten Moment höre ich mehrere Männerstimmen nicht weit von uns, die immer wieder "Wo sind sie?" schreien. Mein kompletter Körper ist völlig durchnässt und beschert mir immer wieder Kälteschocks. "Ok, ich glaube sie sind weg. Geht's?" Durch Damon's tiefe Stimme werde ich aus meinen Gedanken rausgerissen. Mein Blick fällt auf sein Gesicht. Wie kann man nur so schön sein? Und wieder haue ich mir innerlich gegen die Stirn. Ich stehe hier mit einem Mafioso und werde höchstwahrscheinlich von anderen Mafiosos fast abgeschossen. Also ist da ja wohl klar, dass mein dummes Hirn wegen seinen perfekten Gesichtszügen nicht mehr funktionieren will. Sarkasmus lässt grüssen.
"Damon, wir wurden fast abgeschossen", abrupt halte ich inne. Was wenn es die unbekannte Nummer war? Heilige Scheisse, daran habe ich bis jetzt gar nicht gedacht. "Komm wir gehen zu dir. Danach schauen wir weiter", er zieht mich wieder hinter sich nach und tatsächlich ist die Strasse wieder menschenleer.
***
"Ich gehe duschen", er gibt mir ein leises mh und starrt weiterhin auf sein Handy. Irgendwann zertrümere ich dieses Gerät. Stöhnend entledige ich mich von meinem Kleid, dass sich tonnen schwer anfühlt und steige in die Badewanne. Wir hatten noch ziemlich Glück, dass Onkel Franko heute länger im Café bleibt, um seine Unterlagen zu sortieren. Sonst hätte ich mir wieder mal Lügengeschichten ausdenken müssen wie Pippi Langstrumpf. Endlich erwärmen die heissen Wasserstrahlen meinen eiskalten Körper. Gott, fühlt sich das gut an! "Alea?" Ich öffne meine Augen und stelle das Wasser ab. "Ja?" "Öffne die Tür", Damon's Stimme erklingt gedämpft vor der Tür. "Wie bitte? Wieso das denn? Ich bin noch am duschen, Damon", gebe ich zurück.
"Das ist mir scheiss egal, jetzt öffne die verdammte Tür", fluchend steige ich aus der Wanne und schlinge mir mein Handtuch um meinen Körper. Wenn es nicht verdammt wichtig ist, dann werde ich ihm einen Arschtritt verpassen. Dann wird er sich es nochmals überlegen, ob er mich wieder bei was stören möchte. Ruckartig öffne ich die Tür und blicke in ein wütendes Gesicht. Sollte nicht ich Diejenige sein, die wütend ist?
Nur ganz kurz, gleitet sein Blick meinem nackten Körper hinab. Und wieder klatsch ich mir innerlich gegen die Stirn. Ich stehe gerade splitterfasernackt vor ihm. Mit nur einem kurzen Handtuch bekleidet. "Alea, willst du mir vielleicht was erzählen?" Seine Augen haften sich wieder an meine. "Nicht das ich wüsste", was soll ich ihm bitte erzählen?
Er hebt die Hand und hält mir sein Handy vor die Nase.
Heute hattet ihr wirklich Glück, Damon. Schade, dass mir deine kleine Freundin letztes Mal entwischt ist. Ich hätte sie nur all zu gern in die Finger bekommen. -G
Ungläubig starre ich das kleine Gerät vor mir an. Das kann doch nicht wahr sein! Dieser verdammte Mistkerl. "Willst du mir jetzt vielleicht etwas erzählen?" Er verschränkt seine Arme vor seiner Brust und zieht eine Augenbraue in die Höhe. Verdammt hat er viele Muskeln. "Was soll ich erzählen?" Vielleicht lässt er mich in Ruhe solange ich mich dumm anstelle. "Alea", knurrt er meinen Namen. "Nichts ist passiert, Damon. Es ist alles in Ordnung", sein Blick bohrt sich in meine Haut. Ich laufe an ihm vorbei doch er zieht mich in mein Zimmer weiter.
"Hey!" "Kein Hey, du wirst mir gefälligst sagen, was dir passiert ist. Keine Widerrede", hat er eigentlich die Tatsache vollkommen vergessen, das ich immer noch völlig nackt vor ihm stehe? "Das kannst du nicht entscheiden. Du bestimmst nicht einfach so über mich. Ich gehöre dir nicht, verstanden?" Ein gefaktes Lachen entfährt seinen Mund. "Principessa, wir haben wohl die Worte vergessen, die deinen hübschen Mund damals verlassen haben. Die deutlich danach geklungen haben, dass du alles machst was ich will", am liebsten würde ich ihn jetzt verhauen, schlagen, umbringen. Oder einfach gleich alles zusammen. "Fick dich", herausfordernd schaue ich ihm in die Augen.
Zu meinem Leiden entdecke ich leider nur ein Funkeln in ihnen. Zustzlich ziert ein Schmunzeln seine vollen Lippen. "Gerne doch, können wir auch zusammen machen. Nachdem du mir erzählt hast, was geschehen ist", zwinkert er mir schelmisch zu und setzt sich auf mein Bett. Ich hab mich entschieden. Erwürgen, das sollte ich machen.
"Es geschah letzte Woche. Ich war an einem Abend, ich glaube es war am Freitag, auf dem Nachhauseweg mit dem Fahrrad", langsam setze ich mich neben ihn hin, "es hat angefangen stark zu regnen und ich konnte kaum was sehen. Nach einer Weile kam mir dann ein schwarzes Auto entgegen. Als es dann ein paar Meter vor mir war, hat der Fahrer die Gaspedale durchgedrückt und ist auf mich zu gerast. Ich konnte ihm knapp ausweichen und bin dann in ein Gebüsch gelandet. Als ich wieder aufstand, hab ich eine Nachricht von dieser Nummer gekriegt und danach bin ich sofort Nachhause gerannt und den Kontakt sofort gelöscht", ruhig blicke ich auf meine verschränkten Hände.
Erst jetzt wird mir langsam klar, dass ich fast umgekommen bin. All die Zeit habe ich es so gut es ging einfach aus meinem Gedächtnis verdrängt. Damon lehnt sich zu mir und wischt mir unter meinem Auge eine Träne weg. Seit wann war ich denn am weinen? Das ist mir nicht mal aufgefallen. Ich hebe meinen Blick und ein weiteres Mal ist er mir verdammt nah, sodass ich seinen Geruch in meiner Nase habe. Wunderbare grüne Augen beobachten mich. "Es tut mir furchtbar leid, Alea, dass du das durchmachen musstest", sein ehrlicher Blick verwundert mich leicht. Er hat sich wieder entschuldigt. Heilige Scheisse, kann mich jemand kneifen?
"Musst du nicht. Das war nicht so schlimm", er runzelt seine Augenbrauen. "Es spielt keine Rolle. Das hätte dir nicht passieren dürfen. Wieso hast du es mir nicht schon eher gesagt?" Sein Bein berührt unbewusst meine nackte Haut und ich bin kurz davor keine Luft mehr zu bekommen. Dem Anschein nach, bemerkt er nicht mal, dass er ständig Körperkontakt mit mir hat und diesen auch gewissermassen sucht. "Ich wollte dir keine Last sein. Ausserdem konnte ich mir denken, dass du mich dann irgendwo hinbringst und mich dauerhaft bewachst. Das wollte ich unter keinen Umständen", mein Blick gleitet seinen Hals hinunter. Er trägt noch immer seinen schwarzen nassen Anzug. Der ihm verdammt gut steht.
"Principessa, darauf kannst du Gift nehmen, dass ich dich bewachen werde", ein kehliges Lachen entweicht ihm. "Damon! Das wirst du ganz bestimmt nicht", mit aller Kraft versuche ihn von meinem Bett zu stossen, doch er ist ein verdammter Klotz. Ein zu muskulöser Klotz. "Musst du nicht etwas anderes machen? Kriminellere Sachen?" Er verstummt. "Principessa, das was ich letztes Mal erzählt habe, mit meinem Studium, das war nicht gelogen", pure Ehrlichkeit trieft aus seiner Stimme.
Das kann doch nicht wahr sein. Immerhin ist er Mitglied einer Mafia. Die Leute da entscheiden sich nicht für den Weg eines „Normalos". "Willst du mich etwa verarschen? Du bist Mitglied einer Mafia. Diese Personen halten nichts vom Studentenleben", schon wieder lächelt er mich mit einem unausstehlichen Lächeln an. "Doch. Ausserdem gibt es da genug Leute, die die Drecksarbeit für dich machen. Man muss nicht immer alles selber tun", seine Hand legt sich auf mein nacktes Knie. Sofort wechselt sie die Stimmung und mir wird abrupt höllisch heiss.
"Kurz noch zu etwas anderem. Du sagtest vorhin, dass du mich magst?" Klar, dass er sich bei dem ganzen Geschiesse, genau das gemerkt hat. "Damon", knurre ich. Wieder lacht er. Doch diesmal leise. "Du hast mir immer noch nicht erzählt, wieso du letztes Mal so zugerich-", völlig unerwartet legt er plötzlich seine Lippen auf meine und unterbricht mich dadurch in meinem Konter.
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No escape, Mafioso
HumorAlea ist ein ziemlich gewöhnliches Mädchen. Arbeitet in einem Café, geht bald an die Uni und hat tolle Freunde. Wäre da nur nicht ihr Onkel der in Geldproblemen zu versinken scheint. Aus diesem Grund muss sie schleunigst eine Entscheidung treffen, u...