XXI

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Enttäuschte stellte Hyunjin fest, dass auch am heutigen Tag keine Reaktion von Felix kam. Keine Nachricht, keine aufmunternden Worte. Noch nicht einmal angesehen hatte er ihn, aus Überraschung, dass er sich selbst ermutigt hatte in den Klassenraum zu gehen. Als wäre nie eine Freundschaft zwischen ihnen gewesen. Und das Seltsame an der ganzen Sache war, dass noch nicht einmal Jisung irgendetwas Verletzendes zu ihm gesagt hatte. Es war etwas Positives, keine Frage. Wenn man gar täglich mit gemeinen Worten bombardiert wurde, war es kein Wunder gewesen, dass einem dies auf eine gewisse Art und Weise fehlte, weil man es nicht anders gewohnt war.

Ein stummen Schluchzen entglitt Hyunjin, als er seinen Weg zu sich nach Hause antrat. Seine Finger hatten sich fest in den Trägern seines Rucksacks vergriffen. Die vielen Menschen ließen in ihm Panik aufsteigen und das war auch der Grund, warum er nie mit dem Bus fuhr. Lieber lief er eine gute halbe Stunde, war auf sich allein gestellt, anstatt sich in den überfüllten Bus zu setzen und dabei mit sich zu kämpfen, keine Panikattacke zu erleiden.

Es war absurd, das wusste er und doch konnte er nichts anderes machen, als sich von seiner Angst leiten zu lassen, die seinen Alltag bestimmte.

Langsam wurde es Herbst, denn die Blätter wurden bunt und begann von den Bäumen zu fallen. Zwar war es noch heiß gewesen, aber nicht mehr so unerträglich, wie an den ersten Schultagen, wo es im Klassenraum genauso warm war, wie draußen. Herbst war Hyunjins Lieblingsjahreszeit, auch wenn er nie wirklich eine Erklärung hatte. Der Sommer war zu warm, der Winter zu kalt. Und der Frühling war ihm einfach zu langweilig, auch wenn die Natur wieder erwachte und es langsam wärmer wurde. Sie konnte Hyunjin einfach nichts hergeben. Sie war nicht so farbenfroh, wie der Herbst.

Als er seine Musik ausmachte, weil er schon von weitem sein Haus sah, merkte er, wie er einige Nachrichten bekam. Dabei rutschte ihm das Herz in die Hose, denn die Einzigen, die ihm schreiben würden, waren Chris und Felix und von denen hatte er seit einigen Tagen kaum etwas gehört gehabt. Es fühlte sich so an, als hätte er etwas falsch gemacht, obwohl das vollkommener Schwachsinn war.

Chan
Hast du etwas von Felix gehört?

Chan
Er antwortet mir seit 3 Tagen nicht und liest nur meine Nachrichten...

Chan
Ist etwas zwischen euch passiert?

Hyunjin
Er geht mir auch aus dem Weg

Chan
Fuck

Hyunjin
Ich dachte, du wüsstest mehr und deswegen hab ich mich nicht eingemischt...

Hyunjin
Aber jetzt mach ich mir erst recht Sorgen

Hyunjin
Wieso zieht er sich auf einmal zurück?

Chan
Er hat sich dir geöffnet, richtig?

Hyunjin
Richtig

Chan
Und dann muss er dir gesagt haben, dass er an Bindungsangst leidet. Es liegt weder an dir, noch an mir. Aber sein Kopf tut Dinge, die er nicht erklären kann. Genauso wie dein Kopf dich Dinge machen lässt, die du nicht erklären kannst

Chan
Felix ist immer der gewesen, der so tat, als hätte er Freunde. Dabei hatte er sie nicht, weil er sich, sobald er jemanden zu nahe kam, verschlossen hat

Chan
Und ich denke, weil er sich dir geöffnet hat, baut er jetzt aus Angst eine Mauer auf und verfällt in alte Muster

Hyunjin
Also ist es doch meine Schuld...

Chan
Nein!

Chan
Nur wir sollten für ihn da sein, aber nicht bedrängen

Chan
Vielleicht kannst du ihm anbieten, dass er dich zu dir setzen kann

Chan
Und ich schreib ihm halt... Irgendwann wird er zurückschreiben

Chan
Jedenfalls hoffe ich es...

Hyunjin
Ich hab Angst... was, wenn es doch meine Schuld ist?

Chan
Es ist nicht deine Schuld. Wir können unser Bestes geben, um für ihn da zu sein

Hyunjin
Hmm

Chan
Es wird alles gut werden, es muss

𝗟𝗶𝗴𝗵𝘁 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt