Home (Siku)

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"Is here anybody, who need's a little bit of love ?" Ja das war ein typischer Konzertsatz von Samu Haber gewesen. Heute interessierte ihn dieser Satz nur noch wenig. Er hatte vor 5 Jahren seine Band, seinen Traum aufgegeben, freiwillig, wie er selber sagte. Er hatte Helsinki in der Nacht verlassen, war ausgewandert nach Kapstadt und hatte hier ein normales Leben im Büro begonnen. Die erste Zeit war nicht einfach, denn er war trotzdem nicht ganz unbekannt, doch irgendwann klappte es. Was aus Riku, Osmo, Sami und Raul geworden war, wusste er halbwegs. Osmo hatte seine Solokarriere, Sami war komplett kürzer getreten, er wollte lieber Familie gründen. Raul war inzwischen ein gefragter Produzent geworden, doch von Riku wusste er lediglich nur eins. Er war kurz nach der Auflösung der Band verschwunden. Er hatte seine gesamte Familie zurück gelassen und war weg. Nein, Samu hatte keine Ahnung, wohin der Lockenkopf abgetaucht war, aber genau das tat ihm so weh. Riku war ihm wichtig, wichtiger als der Rest der Band, sie waren beste Freunde, vielleicht auch mehr. Er hoffte innerlich immernoch, irgendwann ein kleines Lebenszeichen von Riku zu erhalten. Nicht selten spielte Samu mit dem Gedanken, ob Riku überhaupt noch lebr. Auch die anderen Jungs, zu denen tatsächlich noch teilweise Kontakt bestand, wussten nichts. Auch nicht selten wurde dem Blondschopf klar, dass er die Musik schrecklich vermisste und auch die Jungs, doch es war sein Weg. Die Fans waren natürlich alle gegangen oder hatten zu Osmo gewechselt. Obwohl er sich immer geschworen hatte, niemals im Büro zu arbeiten, war das genau sein Alltag. Acht bis zehn Stunden Büro, danach war Sport angesagt. Dieser Rhythmus existiert von Anfang an und es lenkte ihn ab. Es half ihm, den Menschen zu vergessen, für den er durchs Feuer gegangen wäre. Nicht selten saß Samu abends vor dem Kamin, schaute sich alte Bilder, wo Riku drauf war, an und weinte.

Nun brach schon fast das 10. Jahr nach der Auflösung an und so langsam hatte Samu alles vergessen. Er war vergeben, hatte einen hohen Posten auf der Arbeit. Der Kontakt zu den Jungs war abgebrochen, komplett. Er lief durch die Straßen, zog an einem Glimstängel. Er war frei, glücklich. Er stieß mit jemanden zusammen, erschrak, beschimpfte den Mann. Er sah ihn an, bis der eben angerempelte flüchtete. Samu lief heim, interessierte sich nicht für den Mann, obwohl er ihm bekannt vor kam.

Am anderen Morgen war der Blonde früh wach, fuhr zum Flughafen. Er flog mit Kollegen Richtung Helsinki, ja seine Geburtsstadt, jedoch beruflich. Sie hatten Seminar, eine Woche. Samu erkannte alles wieder, nichts war anders. Gemeinsam fuhren sie ins Hotel und ihm wurde plötzlich klar, dass er in der Nähe von Riku war. Es war das erste Mal, dass er wieder an ihn dachte. Doch er verwarf den Gedanken sehr schnell, verabredete sich mit Kollegen zum Abendessen in einem der bekanntesten Restaurants, dem Skiffer.
Dort angekommen, verbrachten sie einen schönen Abend, mit leckerem Essen und guten Lonkero. Dafür dass es Freitag war, war das Skiffer relativ leer. Der eine Kellner kam ihm bekannt vor, doch Samu konnte ihn nicht zuordern.

Je später der Abend wurde, desto sicherer wurde Samu, dass der Kellner Riku sein muss. Auch Riku wurde innerlich nervös, blieb aber äußerlich sehr ruhig. Er bediente die unbekannten Menschen, die durchgehend Englisch sprachen und kassierte ab. Dann verschwanden die Jungs alle. Samu war sich einhundertprozentig sicher, dass es Riku sein musste. Auch Riku spielte mit dem Gedanken, doch warum sollte Samu wieder hier sein ? Eve, Samu's Mutter, war schon vor einiger Zeit verunglückt, zu seinen Geschwistern hatte er nie wirklich Kontakt gepflegt. Die fremden Personen gingen und mit ihnen der Halbfinne.

Die Woche im Seminar verging wie im Flug, doch Samu dachte immernoch an den ersten Abend. Er war sich so sicher, dass es Riku gewesen sein musste, obwohl er sich sehr verändert hatte. Der Dunkelhaarige war wesentlich größer geworden, hatte sichtlich trainiert, aber dennoch wirkte er so traurig.

Samu war am joggen, als er am alten Tennisplatz Rast machte. Er hörte Stimmen, wartete und erkannte dann fremde Menschen.
Zwei Männer kamen, in Sportsachen, mit Tennisschlägern und sofort traf ihn der Schlag. Er wusste, es war Riku.
Riku legte sein Handy in seine Sporttasche, sah den Jogger, begutachtete ihn und erkannte ihn erneut. Er tat auf fremd, ging zu seinem Platz. Samu hatte ihm damals so weh getan. Er hatte Jahre benötigt, um neu zu starten, ein Leben aufzubauen, ohne den jungen Mann, in den er sich tatsächlich verliebt hatte. Nein, Riku war in keiner Beziehung, sondern war sein eigener Herr, konnte tun und lassen, was er wollte. Er genoss dieses Leben. Gemeinsam mit Mikka, seinem alten Kumpel, lieferte er sich altbekannte Duelle und als das typische Lachen erklang, durchlief es Samu kalt und warm zu gleich. Samu wartete und auch Riku merkte, dass er beobachtet wurde. Eigentlich hasste er es, aber die altbekannten und erfolgreich verdrängten Gefühle loderten auf. Verdammt, Samu fehlte ihm all die Jahre.

Mikka war Richtung Halle gestiefelt, wollte duschen. Riku suchte seine Sachen zusammen, hockte auf dem Boden und spürte jemanden näher kommen. Er sah auf und erblickte Samu. Beide sahen sich an, schweigend. Keiner der beiden wusste, wie sie reagieren sollten, auch wenn Riku ihn trotzdem nach all den Jahren nun einfach küssen wollte. Rick erhob sich, stand nun ganz vor seinem ehemals besten Freund. Beide waren verändert, älter und reifer geworden, doch in beiden keimte leichtes Feuer hoch. Samu trat näher heran, blieb kurz vor Rick stehen, sah ihn an und erkannte diese unbeschreiblich schönen Augen. Verdammt, nun wusste er, wen er nie aufgehört hatte zu lieben. "Du scheiß Idiot!" Ohne das Samu was erwidern konnte, schnappte sich Riku seine Lippen, zog ihn an sich, an sein Herz, was vor Erlösung Sprünge machte. Beide wussten, dass sie nun, nach all den Jahren, zu Hause angekommen waren.

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