Kapitel 2

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Es war soweit. Zwei Wochen Osterferien und zwei Wochen schlechte Laune. Und meine Mutter dachte ernsthaft, ich würde nur in der Bibliothek sitzen und Geschichte lernen! Selbst wenn sie dort jemanden anheuern würde, darauf zu achten was ich tue, hätte ich meine Tricks. Außerdem war ich Sonntags alleine und dort würde niemand mitkriegen, was ich tat. Ich legte mich auf mein Bett und hörte Musik, als meine Mutter hereinkam. Neben meiner Bf war sie nun die letzte, die ich sehen wollte. Sie guckte mich an und zog mir die Kopfhörer aus den Ohren. Dann sagte sie: "Aufstehen du Faulpelz ab in die Bibliothek Geschichte lernen!" Ich erwiederte bloß: "Es ist Freitag. Du warst immer diejenige, die gesagt hat, die Ferien beginnen erst nach dem Wochenende." Früher hatte mich dieser Spruch immer ziemlich aufgeregt, aber nun war ich ganz froh über die Logik meiner Mutter. Sie rollte mit den Augen: "Willst du denn wenigstens etwas essen?" "Nein danke, ich sollte mir den Platz aufheben, ich brauch ja noch genug, um die Geschichtsbücher zu verschlingen! Und jetzt lass mich bitte in Ruhe!" Damit ging sie aus meinem Zimmer. Ich steckte mir die Kopfhörer wieder in die Ohren und schlief nach ein paar minuten ein. Der Rest des Wochenendes verlief bei mir immer nach dem gleichen Prinzip: Aufstehen, Essen, Musik hören, Essen, Schlafen gehen. Das eintönigste Wochenende aller Zeiten. Ab und zu riefen ein paar Freunde an und fragten, wann ich Zeit zum verabreden hätte. Es machte mich so wütend, immer nur zu hören, wie meine Mutter sagte: "Tut mir leid, Marina kann nicht. Sie muss lernen." Vielleicht reagierte ich bei der Sache auch etwas über. Aber diese Ferien waren schon so lange geplant und dann diese Enttäuschung von Madison, dass sie einfach ohne mich fuhr. Ich hatte auch keine Lust, sie zu fragen, wie es ihr ging. Sie kann ja tun und lassen, was sie will. Am Montag schickte mich meine Mutter in die Bibliothek. Allein beim reinkommen roch ich diesen mief nach alten, staubigen Büchern. Hier schienen nur ein paar Nerds herunzuhängen, denen das alles hier Spaß machen. Ein großer, dicker Mann laß ein Buch über die Genetik von Gegenständen. In einer Ecke waren ein paar Kinder, die ein Bücherregal durcheinander warfen und wohl nur zum Spaß hier waren. Eine ältere Frau kam auf mich zu und fragte: "Kann ich ihnen behilflich sein? Zur Zeit ist unser System nicht gerade das geordneste, aber wir kennen uns hier aus." Ich lächelte höflich und streckte ihr innerlich die Zunge heraus. Am liebsten hätte ich das wirklich getan, aber dann wäre ich im hohen Bogen herausgeflogen und meine Mutter hätte mir wahrscheinlich das Reiten verboten. Also sagte ich: "Danke, das wäre nett. Ich suche Bücher zur französischen Revulotion." Die Frau lief mit großen Schritten zu einen Regal mit alten Büchern. "Hier findest du alles. Gliederung von den verschiedensten Orten und genauen Daten, verschiedene Personen, Zusammenfassungen..." Ich unterbrach sie nur: "Danke damit komm ich aus. Ich fange hiermit an." Ich zog irgendein Buch aus dem Regal und setzte mich an einen Tisch, möglichst weit weg von alles Leuten hierdrin. Ich schlug das Buch auf und schaute, was ich schon wusste. Es war nicht besonders viel, wenn ich ehrlich bin, gar nichts. Außerdem konnte ich mich wegen dem Geschrei der Kinder nicht konzentrieren. Einer der Bibliothekaren ging zu ihnen und schmiss sie raus. Nun hatte ich keine Ausrede mehr, nicht zu lernen. Ich geb ja zu, ich bin etwas zu oft auf die Toilette gegangen oder hab das Buch fallen lassen. Dabei bemerkte ich, dass die eine Frau an dem Pult am Eingang mich ziemlich genau musterte. Also hatte meine Mutter wohl doch jemanden angeheuert, der aufpasst, dass ich lerne. Dafür hasste ich sie noch mehr. Und die Frau am Pult auch. Und den Mann, der hierdrin seinen Schweißgeruch verteilte, weil er einen Nerd-Wollpulli trug. Und ich hasste diese alte Bibliothek, die Geschichtsbücher, meinen Lehrer, meine Mutter und Madison für die schlimmsten Ferien aller Zeiten. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als von all ihnen befreit zu sein und sie für einen Tag, nur einen Tag nicht ertragen zu müssen. Als ich mir das vorstellte, ballte ich meine Fäuste vor Wut. Ich konnte nicht mehr sitzen und ging zu dem Regal mit den Geschichtsbüchern, um mir noch ein neues zu holen. Dabei fiel mir der Zweitschlüssel für die Bibliothek herunter. Ich hob ihn auf. Das glänzende Metall fühlte sich kühl an. Es war so warm in der Bibliothek. Ich ging wieder auf meinen Platz und legte müde meinen Kopf auf den Tisch. Nach einer Weile schlief ich ein.

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