Kapitel 3

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Also.

Der nächste Tag sollte noch grauenhafter werden, als die Nacht davor. 
Direkt nach dem Aufwachen sah ich auf mein Handy, doch keiner der Drei hatte geschrieben. Vermutlich schliefen sie noch, deshalb machte ich mir keine all zu großen Sorgen. Ich beschloss, mich fertig zu machen, denn eigentlich hatte ich noch Einiges geplant.
Sobald ich aufstand, spürte ich ein Ziehen und Stechen auf meinem Rücken. Direkt lief ich zum großen Spiegel an meinem Schrank, nur um dort mehrere Kratzer vorzufinden. Sie waren verkrustet von Blut und schmerzten vor allem bei Berührung. Ich hatte absolut keine Ahnung, woher sie kamen. Beim zu Bett gehen waren sie noch nicht da gewesen - oder ich hatte sie zumindest nicht bemerkt.
Während ich ins Badezimmer lief, merkte ich, wie noch immer eine bleierne Müdigkeit auf mir lag. Obwohl ich ausreichend Schlaf bekommen hatte! Die gesamte Situation verwirrte mich einfach und ich stand planlos vor dem Spiegel. Wie in Trance zog ich mich an und machte mich fertig, während mein Kopf noch immer bei den gestrigen Ereignissen hing. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, was passiert war, oder warum. Es gab einfach keine logische Erklärung! Wobei...es könnte ein Energieumschwung sein, so etwas war nicht ungewöhnlich. Aber so stark, dass er Dämonen und Götter alarmierte? Wohl kaum. Sofort verwarf ich den Gedanken wieder und ging zur Küche, um zu Frühstücken.

Direkt begrüßte mich der Hund. Ich grinste und streichelte ihn, doch er ließ mich nicht in Ruhe. Ich seufzte. 
,,Willst du jetzt schon gehen? Na gut. Warte kurz, ich mach mir eben was zu essen.''
Genau das tat ich auch und wenig später fand ich mich mit der Leine in der Hand vor der Tür wieder. Es war angenehm warm und kaum windig, die Sonne schien und der Himmel war beinahe wolkenlos. Die Strecke, die ich mit dem Hund ging, war nur kurz. Einmal die Straße vor unserem Haus rauf und runter, mehr machte dieser kleine Hund auch nicht mit. Am Ende der Straße war eine Wiese, dort stand mein Fae-Schrein. Das Lichte Volk unserer Gegend auf seiner Seite zu haben war mehr von Vorteil, als es gegen sich aufzubringen. Sie wussten, wie man das Leben eines jeden Wesens zur Hölle machte. Und als ich an meinem Schrein ankam, wusste ich, dass sie genau das gerade taten.

Die Gaben waren um den kleinen Teller verteilt, die aus Stöckern gelegten Zeichen zerstört. Eindeutig hatten irgendwelche Kinder gefallen daran gefunden, den Ort zu zerstören. Unter Flüchen kniete ich mich hin und begann, alles wieder herzurichten. Der Hund sah mich die gesamte Zeit aufmerksam an, lief aber nicht herum. Ich war dankbar dafür, dass manche Tiere doch eine gewisse Intelligenz besaßen. Ich hätte mich nie so aufgeregt, wenn das hier das erste Mal gewesen wäre. Aber jedes Mal, jeden Tag, kam ich hier vorbei und es war wieder zerstört. Dabei lag der Schrein an einem sehr abgelegenen Ort hinter einem Feld. Niemand kam dort hin, zumindest kaum einer. Die Kinder der Nachbarschaft hatte ich öfter dort gesehen, sie waren die Einzigen, die so etwas tun würden. Verfluchte Biester.

Sobald alles hergerichtet war, nahm ich die Leine wieder in die Hand und wollte gerade aufstehen, als eine Welle von Kopfschmerzen mich übermannte. Es hätte einfach eine Migräneanfall sein können, aber nicht jetzt, nicht nach dem, was gestern passiert war und was im Moment falsch lief. 
Ich zwang mich dazu, mich aufzurichten. Ich musste einfach nach Hause, in mein Zimmer. Dort konnte ich mich ausruhen, dort war ich sicher. Aber bis dahin musste ich erst einmal kommen.

Während ich die Wiese überquerte, hatte ich das Gefühl, der Mais, das Feld neben mir, würde flüstern. Die Fae waren da. Und auch sie hatten bemerkt, das etwas nicht stimmte. Es half mir nicht gerade dabei, mich zu beruhigen. Normalerweise hielten die Fae sich aus allem heraus, was nicht direkt mit ihnen zutun hatten. Dass auch sie nun scheinbar aufgescheucht waren, sorgte mich. Das passte einfach alles nicht zusammen und ich konnte mir absolut kein Bild machen. Nie hatte ich von so etwas gehört, geschweige denn etwas ähnliches erlebt. Zwar hatte ich einige Leute gefragt, ob sie ebenfalls etwas bemerkt hatten, allerdings hatte ich keine Zeit gehabt, nachzuschauen, ob sie geantwortet hatten.

Die Bäume um mich herum begannen zu rauschen, doch ich war zu sehr in Gedanken und bemerkte es erst nicht. Das Gefühl von Händen, die sich um meinen Hals schlossen, kam völlig unerwartet. Von einen Moment auf den Anderen bekam ich keine Luft mehr, doch da war nichts. Zumindest nichts, was ich greifen konnte. Egal was ich versuchte, ich konnte nicht ein bisschen Luft in meine Lungen bekommen.
Panisch schlug ich um mich, auch wenn es nichts brachte. Ich musste einfach irgendwie aus dieser Situation heraus, ich durfte nicht sterben!

Loki...ich bitte dich...hilf mir...Ich schaffe das nicht allein...

Es war meine letzte Chance, zu versuchen, meinen Patron zur Hilfe zu ziehen. Es bestand eine geringe Chance, dass es klappte.
Und tatsächlich.
Der Druck blieb, doch er lockerte sich. Ich konnte unter Anstrengung atmen und mich wieder bewegen. Ich hatte nur noch ein Ziel: nach Hause. Ich musste einfach nach Hause. In meinem Zimmer konnte ich mich schützen.

Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich befreite den Hund von der Leine. Meine Jacke warf ich einfach auf den nächstbesten Stuhl und war im nächsten Augenblick schon oben in meinem Zimmer. Ich öffnete die Schublade mit meinem Fläschchen und zu meinem Schrecken sah ich Schimmel in dem Glas mit dem Schutzzauber. Verdammt! Wie war das passiert? Alle Zutaten darin waren getrocknet gewesen, nichts was hätte schimmeln können. Das war kein gutes Zeichen.

Innerhalb weniger Minuten war der neue Zauber beendet und ich merkte, wie der Druck um meinen Hals verschwand. Trotz dessen pochte mein Kopf vor Schmerzen und mir wurde wirklich schlecht davon. Ich musste noch einkaufen...wie sollte ich das bitte aushalten? Ich saß in der Mitte meines Raumes  auf dem Teppich und konnte nicht einmal aufstehen. Der Zauber hat meine ganze Kraft gezogen, aber er wirkte. Natürlich sorgte mich die gesamte Situation, aber ich musste warten, bis die Anderen sich meldeten. Solange würde ich mich ausruhen können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 16, 2020 ⏰

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