Diese Kälte, sie kroch an meinen Beinen hinauf und legte sich wie ein raues Laken über meine Beine, deren Narben sich schmerzlich zusammen zogen, als sie vom eisigen Gefühl der Taubheit überschwemmt wurden. Es war die Nacht die mir zu schaffen machte, die sich unter meinem mittlerweile ziemlich abgenutzten schwarzen Einteiler aus Leder, der meinen Körper samt allen meiner vielen Merkmalen bedeckte.
Nicht, dass dies die erste Nacht wäre, oh nein, bestimmt nicht. Menschen ohne einen Ort, den sie zu Hause nennen konnten, kannten dieses Gefühl der sich ausbreitenden Kälte zur Genüge. Blickte ich hinauf, dann konnte ich zur Spitze des Fukuoka Turmes sehen, der im Mondlicht hell erstrahlte. Was mich in die Stadt verschlagen hatte? Hier suchte man nicht nach mir. Man kannte mich nicht und man interessierte sich auch nicht für mich oder das was ich getan hatte. Obwohl es nun schon fast zehn lange Jahre waren hielt ich mich bedeckt, versuchte keine Aufmerksamkeit zu erlangen und streifte ziellos durch die Straßen dieser Stadt. Manchmal, wenn ich einen guten Abend erwischt hatte, dann half ich auch einigen Menschen, die vor meinen Augen drohten entführt zu werden. Seit einigen Wochen kam dies tatsächlich auch öfter vor, aber ich hatte keinen Anreiz dieses Phänomen weiter zu beobachten, immerhin war ich zu sehr mit Überleben beschäftigt und es gab ein Dutzend dieser sogenannten „Helden" die täglich durch die Straßen patrouillierten als müssten sie ein Exempel statuieren, als müssten sie zeigen, dass sie da sind damit sich die Bewohner sicher fühlten.
Aber was taten sie schon für die Menschen hier? Zu was waren sie überhaupt in der Lage? Wenn selbst ein Vagabund wie ich es mitbekam, dass sich die Fälle in der Stadt häuften, dann versagten sie doch alle samt in ihrem Job, oder? Bisher kam mir keiner dieser „Helden" zur Hilfe, wenn ich einer mir völlig fremden Person das Gesicht aus der Haut prügelte. Nicht, dass ich sie brauchen würde, scheiße nein - die würden mir nur im Weg stehen, aber sie suhlten sich in dem Ruhm, ließen sich immerzu von den Einwohner feiern und kassierten schwere Summen von ganz oben, wenn sie jemanden der den Tod verdient hatte Handschellen anlegten und ihn der Polizei übergaben. Doch so sehr wie ich diese Helden auch verabscheute, so leid taten sie mir auch. Denn sie verkauften sich freiwillig an die Oberschicht denen sie ihren Arsch hinhalten mussten, würde es hart auf hart kommen. Ein Profiheld werden zu wollen war für mich in etwa so, als ob man lachend in eine Kreissäge rennen würde.
Ganz großes Kino, wirklich.Oh nein, in diesem Leben schwor ich mir, auch vor sehr langer Zeit, dass ich mir von keinem dieser Helden-Puppen helfen lassen würde und auch niemals selbst einer werden würde, egal unter welchen Umständen auch immer und auch egal, was mir wohl noch in meiner ungewissen Zukunft Wiederfahren würde. Lieber würde ich Dreck fressen oder meine gesamte Kindheit noch ein mal erleben, als mich aus so ein Niveau einzulassen. Und dafür, für diesen einen kleinen Teil meines Lebens, konnte ich meinem Erzeuger dankbar sein. Denn er hatte mir die Kraft dazu antrainiert, mich selbst schützen zu können. Auch wenn er in allen anderen Belangen des Lebens ein miserabler Mensch war, der den schnellen Tod den er bekam zu keiner Sekunde verdient hatte, für sein auslaugendes Training konnte ich nur Dankbarkeit empfinden, zumindest jetzt nach diesen langen zehn Jahren.
Und wenn ich wieder darüber nachdachte, da bemerkte ich, wie jemand mich seit einigen Metern verfolgte. Mittlerweile hatte ich ihn schon ein mal im Kreis herum geführt und er wisch keinen Millimeter von mir ab. Seinen schweren Schritten zufolge musste er ein stämmiger Typ sein, vielleicht sogar einige Mutationen, wie steinerne Arme oder sonstiges. Denn während ich mich lautlos Barfuß über den Asphalt bewegte, so donnerten seine schweren Boots immerzu auf den Boden bei jedem einzelnen Schritt.
„Anschleichen ist nicht dein Ding, oder?" Konfrontierte ich ihn und wandte meinen Kopf zu ihm. Ein Gigant, der sich in einen schwarzen Mantel gehüllt hatte und sein Gesicht hinter einer schwarzen Gesichtsmaske verdeckte. Ob er hinter mir her war wegen der zwar schon längst in Vergessenheit geratenen, aber dennoch Überhaus hohen Belohnung auf meinen Kopf, oder wegen einem anderen Grund konnte ich nicht direkt aus machen. Er sah nicht wie einer der Typen aus, die für Gerechtigkeit und Frieden sorgen wollten, nein nein. Dieser Kerl war auf Ärger aus. Ein Krimineller, so wie, wenn man es ganz genau nahm, ich selbst auch einer war. „Reden auch nicht." Dachte ich mir nur, als er keine Antwort gab.
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Change // Hawks x OC
FanfictionSeit mehr als nun zehn Jahren ist Kidaya Okabe nun schon auf der Flucht vor ihrer eigenen Vergangenheit. Zwar versucht sie ein normales Leben aufrecht zu erhalten, jedoch ist sie als eine Obdachlose täglich den Rauen Zeiten der Straße ausgesetzt. Ei...