1 - Ein Traum wird wahr 💛

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Hyunjin POV

Ein sanftes Kitzeln berührte meine Haut. Wie der Sand, welcher sich zwischen meine Zehen grub. "Baby. Wach auf. Du hast genug geträumt.", flüsterte eine Stimme. Das Bild des schönen Strandes verblasste und ich öffnete die Augen. Ein schmales Gesicht mit himmelblauen Augen sah auf mich herab. Es grinste. "Na. Schönen Traum gehabt?" Sanft drückte ich meinen Freund von mir weg und setzte mich auf. "Und wie schön der war. Ich träumte davon, wie wir zwei einfach am Strand liegen und die Ruhe zu zweit genießen." Felix fuhr mit seinem Zeigefinger die Kontur meiner Nase nach. "Soll ich dich weiterschlafen lassen? Klingt nämlich so, als hättest du Gefallen an diesem Traum gehabt, Baby." Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Ich beugte mich nach vorne und küsste Felix. Mein Herz fing an zu rasen. Fühlte sich so an, als wäre es unser erster Kuss.
Felix löste sich von mir und sagte: "Na komm. Ich mache uns Frühstück. Du kannst ja mal im Briefkasten schauen, ob Post schon da ist." Er küsste mich und ein letztes Mal und kletterte von seinem Bett runter.
Ich stand auf. Es war jetzt ein Jahr vergangen, seit wir die Highschool mit Erfolg abgeschlossen haben. Nun wollen Felix und ich uns unseren Traum erfüllen. Eine Ausbildung an einer Universität für Tanz und Musik in Sydney. Lange zuvor haben wir schon einmal darüber gesprochen. Nur es war durch die Schule und die weiteren Vorkommnisse letztes Jahr schwierig, einen Termin für ein Vorstellungsgespräch zu bekommen. Jetzt hofften Felix und ich, dass wir eine Antwort auf unser Schreiben bekommen. Ich schlüpfte in die Gummihausschuhe, welche vor dem Bett ordentlich platziert waren. Dann ging ich raus vor die Tür. Der Schlüssel fuer den Briefkasten war unter einem Blumentopf platziert. Ich griff ihn mir, steckte ihn in das Schloss und nahm den Inhalt heraus. Auf dem Weg ins Haus kontrollierte ich die Empfängeradressen. Ein Brief für Rachel. Zwei für Olivia vom Arbeitsamt in Incheon. Auch einer für Felix war dabei. Und einer für mich.
Die Briefe für Felix' Schwestern platzierte ich so auf der Komode im Flur, dass die beiden sie direkt sahen. Als ich dann meinen Brief genauer betrachtete, konnte ich es kaum fassen. Es war eine Einladung für ein Casting.
"Felix! Schnell! Das musst du dir ansehen!", rief ich aufgeregt und flitzte zu ihm. Er sah von seiner Tätigkeit hoch. "Was hast du da?" "Wir haben vor einem halben Jahr doch dieses Online-Formular für die Rhythym Coast Academy in Sydney ausgefüllt. Sie haben darauf geantwortet."
Mit einem sauberen Buttermesser, welches neben meinem Teller lag, schnitt ich den Briefumschlag sauber auf. Meine Hände zitterten, als ich das Dokument aus der Papierhülle zog. "Hast du Angst, dass sie uns abgelehnt haben?", fragte Felix behutsam. Seine Hand lag auf meiner Schulter. Ich murmelte: "Ja. Diese Chance bekommen wir nicht noch einmal." "Dann falte das Blatt auseinander." Langsam öffnete ich das Blatt Papier und las schweigend den Inhalt. Ich konnte es kaum fassen. "Was steht da? Lies vor. Lies vor. Lies vor.", drängte Felix wie ein kleines Kind.
Ich las:

>Sehr geehrter Mr Lee, sehr geehrter Mr Hwang,

Hiermit möchten wir Ihnen mitteilen, dass Sie herzlichst zu einem Casting an der Rhythym Coast Academy in Sydney eingeladen sind. Ihr außergewöhnliches Talent hat bei uns einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Im Anhang finden Sie zwei Formularbögen. Wir bitten Sie, diese bis August diesen Jahres auszufüllen und mitsamt der Einladung der Akademie-leitung vorzuweisen. Im Anhang finden Sie ebenfalls zwei Flugtickets.
Wir freuen uns auf Sie.

Mit freundlichen Grüßen
Abigail Dawnstring, Schulleiterin der Rhythym Coast Academy.<

Ein einziger Blick reichte. Schließlich brachen wir in fröhliches Schreien aus und fielen uns um den Hals. Unser Traum ist wirklich wahr geworden. "Ich glaube das nicht. Sie haben uns wirklich angenommen.", schwärmte Felix vor sich hin. Auch ich war mehr als nur glücklich. "Denk dran. Es ist nur das Vortanzen. Ob sie uns dann auch wirklich annehmen, wird sich noch zeigen.", unterbrach ich seine Träumerei. Felix setzte ein schmollendes Gesicht auf. "Lass mich, Babe. Weißt du, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe?" Seine gespielte schlechte Laune brachte mich wieder zum Lachen. "Weiß ich. Ich habe doch genauso lange gewartet." Wieder lagen wir uns in den Armen. Doch da kam mir auf einmal etwas wichtiges in den Kopf. "Aber Felix. Wir müssen uns erst einmal eine Choreo ausdenken. Sonst haben wir nichts, was wir vorzeigen können." "Ja. Stimmt. Ich kann ja Minho fragen, ob er uns helfen kann. Er ist ein sehr guter Tänzer und kann uns vielleicht ein paar Tipos geben." Ich stimmte Felix' Vorschlag zu. "Dann komm. Wir statten ihm einen Besuch ab. Ich muss eh noch mit Kyma Gassi gehen."
Felix pfiff mit zwei Fingern. Der Jack Russel Terrier trottete aus seinem Körbchen und setzte sich vor meine Füße. Ich griff nach der Leine. Den Karabiner befestigte ich an seinem Halsband. Meine Finger fuhren über die eingravierten Buchstaben, die silbernd auf dem Halsband glitzerten. Ich habe dieses Halsband Felix geschenkt, kurz nachdem wir Kyma geholt haben. Ich zog meine Lederjacke an. Felix schlüpfte in seine Sneakers und band sich Kymas Leine um die Taille.
Wir sahen uns ein letztes Mal an, küssten uns schnell und liefen dann den Weg Richtung Westen weiter.

"Felix! Hyunjin! Da seid ihr ja endlich! Wir dachten schon, ihr würdet gar nicht mehr erscheinen!", rief eine weibliche Stimme. Ich sah ein rothaariges Mädchen mit weißem Crop-Top und blauer Skinny-Jeans. Sie lief freudestrahlend auf mich zu, warf sich um meinen Hals. "Ich freue mich auch dich zu sehen, Joy. Wie läuft es mit Minho?" "Es läuft prima. Wir haben ein Medizinstudium in Busan angefangen und wollen uns auf Essstörungen spezialisieren." "Klingt ja super." "Ist es auch. Wir sind jetzt im letzten Trimester und können danach sogar ein Medizinunternehmen führen. Die Professoren haben uns sogar schon drei Empfehlungen für das spätere Berufsleben ausgeschrieben" Minho drückte Joy einen Kuss auf die Wange. "Ihr beide scheint euer Glück gefunden zu haben. Vermisst du Sana nicht, Minho?" Der Junge sah kurz auf seine Füße. Dann lächelte er und sagte: "Klar fehlt mir meine erste große Liebe. Doch das Leben geht weiter. Ich will ihren letzten Wunsch an mich erfüllen." "Und wie lautet der?" "Ich soll mein Leben genießen und glücklich werden. Und das tue ich mit Joy an meiner Seite." Mir wurde warm ums Herz. Minho und Joy waren ein so niedliches Paar.
"Ach, da fällt mir ein. Wann fliegt ihr eigentlich nach Sydney, Felix? Hyunjin?", meldete sich dann Yiren zu Wort. Ihr kleiner Kopf ragte hinter dem von Aisha hervor. Ich lächelte: "In zwei Wochen. Die Tickets haben wir auch schon von der Schulleiterin erhalten. Scheinbar übernehmen sie vollständig alle Kosten." "Klingt doch super!", strahlte Wendy. Aisha klinkte sich ins Gespräch ein: "Wir können euch ja beim Packen helfen und zum Flughafen begleiten. Dann müsst ihr nicht alles alleine machen." Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. "Danke, Aisha. Das ist sehr aufmerksam von dir." "Hey. Wozu sind Freunde denn da?" Wir umarmten uns kurz.
Irgendwie konnte ich es immer noch nicht glauben, dass Felix und ich tatsächlich Musik und Tanz studieren konnten. Es fühlte sich an, als würde ich noch immer davon träumen.
Ich beobachtete Joy, wie sie mit Kyma herumtollte. Dann fragte sie: "Was machst du eigentlich wegen deinem Hund? Der wird dich sicher vermissen, wenn du nicht mehr zu Hause bist. Ich meine, du bist achttausenddrei-hundertvierundzwanzig Kilometer von uns weg. Das ist nicht mal eben um die Ecke." Ich sah Felix an. Der schien kurz zu überlegen. Dann antwortete er: "Vielleicht kann er ja mitkommen. Das müssen wir natürlich erst mit der Schulleiterin klären." "Es wäre auch für dich einfacher, wenn dein Hund bei dir ist. Wir können ja sagen, dass du unter Panikattacken leidest und auf Kyma angewiesen bist." "Wäre das dann nicht gelogen?" "Nun ... nicht ganz." Felix und ich mussten lachen.
Ich sah zum Horizont. Die Sonne ging schon langsam unter. "Na kommt.", seufzte ich und stand auf. "Ich will meine Sachen schon einmal packen. Dann muss ich mich nicht so abhetzen." Meine Freunde stimmten zu.

Breaking Point ♡ HyunLixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt