Kap 1

804 55 20
  • Gewidmet Elena Schmidt
                                    

Es ist jetzt drei Monate her, drei verdammte Monate, vor denen ich einfach meine Sachen gepackt, die Villa und die Band Hals über Kopf verlassen hatte. Im anonymen Großstadtdschungel von New York versuchte ich mir ein neues Leben aufzubauen. Den Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden hatte ich komplett abgebrochen. Niemand durfte und sollte wissen, wo ich war. Sie würden sich für mich schämen, mich verachten und wegstoßen. Ich konnte ihnen diese Schmach einfach nicht antun. Niemand durfte wissen, was vor fast sechs Monaten passiert war, was meine Welt von einen Tag auf den anderen einstürzen ließ. Schon wieder kullerten mir heiße Tränen über meine Wangen. Natürlich vermisste ich sie alle, vor allem Harry. Doch gerade er würde es nicht verstehen. Nach unserem Streit, ging es mir verdammt schlecht, aber anscheinend war ich ihm doch egal.gewesen. Das hatte ich immer wieder schmerzhaft zu spüren bekommen. Solange er seinen Spaß hatte, war ich gut genug, doch sobald ich ihm meine wahren Gefühle zeigte, stieß er mich weg. Warum konnte er verdammt nochmal nicht zu unserer Liebe stehen?

 Als ich dann die Diagnose bekam, sah ich keinen anderen Ausweg mehr, als bei einer Nacht- und Nebelaktion meine Sachen zu packen und zu verschwinden. Meine Handynummer hatte ich gewechselt, und meinen Twitteraccount gelöscht. Niemand sollte wissen, wo ich war. Ich wollte einfach nicht gefunden werden.

 „Gott Tomlinson bist du fett und hässlich geworden.“ murmelte ich vor mich hin, als ich in den Spiegel starrte. „Kein Wunder, dass Harry von dir die Schnauze voll gehabt hat,“ redete ich mir ein. Mein Selbstwertgefühl war noch weiter gesunken, wie es ohnehin schon gewesen war. Am meisten litt ich an der Situation, dass ich meine Mom und meine Geschwister nie wiedersehen würde. Aber ich konnte ihnen diese Schmach, ein Monster als Sohn und Bruder zu haben einfach nicht antun. Ich konnte nicht zulassen, dass meine Schwestern wegen mir in der Schule gemobbt werden würden. Meiner Mutter hatte ich einen Brief hinterlassen, wie leid es mir alles täte, dass ich sie sehr lieb hätte, es aber keinen anderen Ausweg gäbe. Kurz darauf war ich verschwunden und hatte alle Zelte hinter mir abgebrochen.

 Natürlich verfolgte ich jeden Auftritt der Jungs. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich einfach nicht komplett von ihnen lösen. Sie schienen mich zum Glück vergessen zu haben, so wirkte es zumindest. Ersatz hatte man für mich auch gefunden und wie es aussah, harmonierte es zwischen den fünf, auch wenn es mir jedes mal einen Sich versetzte sehen zu müssen, wie ein anderer meinen Part einnahm, mit den Jungs auf der Bühne alberte und meine Solos sang.

 „Stell dich nicht so an Tommo.“ sprach ich erneut zu mir selbst. „In diesem Zustand hätten sie dich sowieso aus der Band geworfen. Es ist das beste so, dass du rechtzeitig die Reißleine gezogen hast.“

 Als es plötzlich an der Tür klingelte, wurde ich abrupt aus meinen Gedanken gerissen. Verwirrt stand ich auf und ging zur Gegensprechanlage. Ich erwartete niemanden.

 „ja bitte?“ fragte ich durch die Anlage. „Jessie Mitchell von der New York Boulevard. Mr. Tomlinson, hätten Sie vielleicht Zeit für ein kleines Interview?“ kam die Stimme einer jungen Frau durch den Lautsprecher. Mir wurde heiß und kalt. Schließlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis man herausfand, wo ich war und wie ich jetzt lebte. Kurz zögerte ich und haderte mit mir, doch dann entschied ich mich, der Konfrontation zu stellen. Ich vergewisserte mich, dass man mir nichts ansah und antwortete dann. „Kommen sie hoch Miss Mitchell. 8. Stock..“ Dann betätigte ich den Summer und wartete, dass die Journalistin nach oben zu meinem Apartment kam.

Harry POV

 Vor drei Monaten hatte ich meinen besten Freund verloren. Und alles nur, weil ich Idiot nicht zu meinen Gefühlen stehen konnte. Louis war einfach abgehauen, hatte mich einfach so alleingelassen und ich vermisste ihn doch so sehr. Ohne war nicht mehr so, wie es mal war. Wir waren einfach nicht mehr One Direction. Noch schlimmer war es, dass er auch mit seiner Familie gebrochen hatte, und anscheinend völlig grundlos. Jay und ich hatten seit seinem Weggang viel telefoniert, und sie war jedes Mal in Tränen aufgelöst, weil ihr Erstgeborener spurlos verschwunden war. Einerseits war ich wütend auf Louis und zwar verdammt wütend, dass er mich bzw. uns einfach so im Stich gelassen hatte, aber andererseits war ich einfach nur mega enttäuscht. Klar wir hatten uns gestritten, doch war das ein Grund gewesen, einfach abzuhauen und mich alleine zurückzulassen? Wir funktionierten nur noch, der neue war eine Katastrophe und passte nicht in die Band. Zu allem Überfluss waren einige Fans sogar der Meinung, dass wir Louis aus der Band geekelt hätten.

Night ChangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt