Prolog:
Er schaute in Augen aus Eis. Augen, die wie Blitze waren; die in einer Sekunde alles vernichten konnten, und in der anderen die Sonne scheinen lassen konnte. Falls der Verstand hinter diesen Augen so ein Wort überhaupt kannte. Es waren Augen von der Art, wie er sie auch hatte. Eine Iris, in der Farbe eines Eisberges, mit einem schwarzen Rand. Doch im Gegensatz zu seinen waren diese Augen wirklich Eisberge. Der Besitzer dieser Augen stand vor dem vertrauten Anblick des Zimmers und kam auf Ihn zu. Er hatte den typischen Gang eines Mannes, der sich seiner Macht bewusst war. In der Hand hatte der Mann ein Blatt Papier, es sah aus wie ein Zeitungsartikel.
Also war es schon wieder passiert. Schon wieder hatten sie unbemerkt die Tore aufgebrochen und alles verwüstet. Und die Aufgabe, die der Mann ihm gegeben hatte, stand wie ein erdrückender Schatten hinter ihm. Aber er konnte es nicht ändern. Er konnte nicht ändern, dass sein Vater etwas hasste, das niemals eine echte Bedrohung für den Fortschritt der Technik sein würde. Warum sein Vater aber hasste, konnte sein Sohn sich jedoch nicht erklären. Er wusste nur eines: Er musste die ihm gegebene Aufgabe erfüllen, koste es, was es wolle.
Der Mann setzte zum Sprechen an…
KAPITEL 1:
Bäume. Wie Schatten aus Smaragd vorüber ziehend. Dumpfe Fußtritte, schnell, nie kommen sie aus dem Takt oder straucheln. Ein Bachlauf, gleich dahinter ein Felsen. Spring!
Mein Körper ein vollständiges Spiel aus Eleganz und Geschmeidigkeit. Der Wind umschmeichelte frisch und würzig wie Tannengrün meine Haut. Ich war ein Tier. Meine Augen zu Schlitzen verengt, meine Haare peitschten ums Gesicht. Meine Sinne geschärft wie eine Klinge. Ich wand mich zwischen den dicht an dicht stehenden Buchen hindurch und packte den Ast einer knorrigen Buche. Ich zog mich hoch, stand. Packte den nächsten Ast, setzte meinen Fuß auf eine Gabelung, zog mich den nächsten Ast hoch. Immer weiter, bis ich im Gipfel war, Mein Blut in mir und das des Baumes unter mir hören konnte.
Für einen kurzen Moment erlaubte ich mir, die Augen zu schließen und die Frühlingssonne zu genießen. Dann jedoch besann ich mich und holte aus meiner Hosentasche eine Pfeife aus wunderschön gemasertem Holz.
Ein lauter, durchdringender Ton schallte über die Baumwipfel, als ich hineinblies. Der Adrenalinschub ließ nach, aber noch immer hörte ich alles um mich herum.
Auch das dumpfe Trommeln kleiner, zäher Hufe. Kurz darauf erschien ein Mädchen auf einem stämmigen, kleinen Pferd, die Beine halb in dem langen Winterfell vergraben. Die Mähne des Pferdes war mit Federn und bunten Lederbändern geschmückt.
„Vanja du kannst runterkommen! Estha war kurz vor dir am Ziel!“ Ich turnte die Äste runter und rollte mich schließlich auf dem Waldboden ab.
„Nicht schon wieder! Sie hat doch letztes Mal schon gewonnen!“ missmutig streichelte ich die weiche Nase Marileas Pferdes. Meine Freundin schaute mich aufmunternd an. Wie immer trug sie eine weite, aber dennoch elegante Leinenhose und ein rotes T-Shirt mit Stickereien. Ja, wir waren zwar Amazonen, aber wir lebten definitiv nicht mehr im Mittelalter, auch wenn unsere traditionelle Lebensart das vermuten ließ. Es gab fließend Wasser, unsere Häuser waren schlicht und aus Holz, aber geräumig und es gab sogar drei Telefone. Allerdings nur für den Notfall, wie Mutter immer wieder erwähnte. Die Bewohner des nächsten kleinen Dorfes wussten, dass ein Haufen außergewöhnlichen Frauen im Wald lebte. Wenn wir also was brauchten, konnten wir notfalls auch dorthin.
Der Stoß eines Ponykopfes holte mich aus meinen Gedanken. Maris Pferd schaute mich frech und auffordernd an.
Ich steckte den Finger in den Mund und ließ eine Reihenfolge von Pfiffen hören. Ein Wiehern ertönte und kurze Zeit später legte die falbfarbene Aenya einen schlitternden Stopp vor mir hin. Ich griff in die Mähne, schwang mich auf ihren Rücken.
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Unter den Zweigen der Bäume
FantasyVanja ist anders. Die Gemeinschaft, in der sie lebt, auch. Denn sie Alle sind Amazonen, die in einer getarnten Stadt im Wald leben, mit der Natur und der Magie der Erde im Einklang. Doch ihre Welt wird bedroht, denn jemand versucht, die Amazonen zu...