So viel zu sagen

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Ich renne durch den Wald.
Wild und entschlossen,
denn hier bin ich ICH.
Denn hier bin ich mit der Natur vereint.
Äste streifen meinen Körper,
Dornen kratzen meinen Körper auf.
Doch all das stört mich nicht,
denn hier bin ich ICH.
Denn hier bin ich mit der Natur vereint.
Denn hier fühle ich mich frei.

Ich renne um die nächste Biegung,
stehe auf einmal an einer Lichtung
und denke an dich.
Denke an unsere schöne gemeinsame Zeit
und denke daran wie alles endete.

Es gibt so viel, dass ich dir nicht sagen kann, dabei ist es genau das, was ich dir sagen will. Aus Angst zu versagen, bleib ich lieber still.

Ich möchte dir sagen, wie sehr ich dich liebe.
Ich möchte dir sagen, wie sehr ich dich vermisse.
Ich möchte dir sagen, wie sehr es mir leid tut.
Doch aus Angst zu versagen, bleib ich lieber still.

Ich möchte dir sagen, wie viel Spaß ich mit dir hatte.
Ich möchte dir sagen, wie glücklich du mich gemacht hast und ich möchte dir sagen, wie unglücklich ich jetzt ohne dich bin.
Doch aus Angst zu versagen, bleib ich lieber still.

Um all das zu verdrängen,
um all meine Gedanken an dich zu stoppen,
renne ich weiter.
Ich renne mit meinen Gedanken um die Wette.
Ich falle auf den Boden,
schürfe mir meine Knie auf,
aber all das stört mich nicht.
Ich renne weiter
in der Hoffnung meinen Gedanken zu entfliehen.

Doch wie soll ich meinen Gedanken entfliehen?
Sag mir wie?
Wie kann ich dich vergessen?
Ich öffne Snapchat und sehe sofort den Jahresrückblick mit Bildern von uns.
Ich öffne Instagram und sehe sofort dein Profil.
Ich öffne Spotify und sehe sofort unsere Playlist.
Sehe sofort unsere Lieder
und sehe sofort die Lieder, mit denen ich versuche dich zu vergessen.
Doch wenn ich ehrlich bin, helfen mir die Lieder nicht dich zu vergessen.
Die Lieder helfen mir lediglich meinen Schmerz auszudrücken.

Ich öffne also Spotify,
gehe auf meine Playlist
und drücke auf Start.
Ich fange an lauthals mitzusingen
und all meinen Schmerz rauszulassen.
Ich schreie lauthals los,
ich fange an zu weinen
und höre auf zu rennen,
werfe mich einfach auf den Boden.

Niemand sieht mich.
Niemand sieht meinen Schmerz.
Mein Fake-Lächeln sitzt genauso perfekt,
wie der Satz: „Alles ist gut".
Niemand sieht, wie es mir wirklich geht.

Ich bleibe hier einfach liegen und denke an dich.
Ich fühle mich kraftlos und energielos.
Ich fühle mich leer und kalt.
Ich fühle mich so leer, dass keine Träne mehr meine Wange hinunter läuft und ich nur noch schwach da liege.

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