Nie wieder Du!

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So einfach kommst du mir nicht davon!, dachte Laura wütend. Sie hatte die gesamte Nacht damit verbracht den Sex zu überdenken. Er hatte sie einfach da stehen gelassen. Selbst ein Sirius Black hätte den Anstand haben können und sie zurück in den Gemeinschaftsraum begleiten können. Aber sie einfach stehen zu lassen, wie einen Besen, den er gerade bestiegen hatte?! Laura verstand, wenn es nur ein One Night Stand war, sie hätte es dabei belassen können. Doch das war unter ihrer Würde.

"Wo ist er?", knurrte sie, noch während sie die Treppen vom Mädchenschlafsaal hinunter stapfte. Nur wenige Blicke trafen sie. An einem Samstagmorgen hatten die Schüler anderes zu tun, die halbe Fünfte Klasse würde wohl in der Bibliothek sein, während die andere Hälfte entweder Schlief, aß oder auf Klo einen Black setzten. 
Wutschnaubend trat Laura auf die kleine Gruppe zu, die ihre Bücher im Gemeinschaftsraum studierten. Es war James Potter, der aufsah und sie verwirrt ansah. "Wer?", fragte er. "Ich glaube, ich weiß genau, wen sie meint, James", raunte Remus, sah sie besorgt an. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt. "Ich weiß nicht, was er wieder angestellt hat, aber glaub mir, ich habe wirklich keine Ahnung, wo er ist." Potter sprach in einem ruhigen, vernünftigen Ton, der Laura jedoch nur noch mehr zittern ließ. Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. "woooaaahh! Laura, wenn Blicke töten könnten, wäre James jetzt bloß -" Peter unterbrach sich, als ihr Blick ihn traf. Sofort versteckte er sich hinter seinem Buch. Ihre Nasenflügel bebten, während sie sich wieder Potter zuwandte. "Ihr seid doch quasi verheiratet! Also, spucks aus!" James Potter stand auf, um sich vor ihr aufzubauen. Doch er würde sie nicht beruhigen können. Nicht dieses Mal.

Die erste Träne bahnte sich ihren Weg aus ihrem rechten Augenwinkel, lief ihr über die Wange. Ihre Lippen begannen zu beben. "James, ich glaube, Sirius ist wirklich zu weit gegangen", hörte sie Remus sagen, doch James hob seine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Laura", hörte sie ihn beschwichtigend sagen, "Er regelt das. Glaub mir, das kommt wieder in -" ein lautes Klatschen unterbrach ihn. Laura spürte ihre rechte Hand brennen, noch bevor James zu Boden fiel. Seine Brille hing ihm von seinem Ohr und er starrte sie entsetzt an. "Sirius Black", spuckte sie seinen Namen aus, "Wird das nie wieder in Ordnung bringen können." Mit diesen Worten drehte sie sich um und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum. Sie ignorierte James, der ihr nachrief, dass sie es bereuen würde, ignorierte, wie Remus ihren Namen rief.

Als das Portrait der fetten Dame zurück an seinen Platz rutschte, sah sie ihre Hand an. Vielleicht hatte sie ihm unrecht getan. Andererseits hatte er keine Ahnung, was Sirius ihr angetan hatte. Laura fühlte sich benutzt, wie ein Taschentuch, dreckig. Auch die lange Dusche konnte dieses Gefühl nicht wieder verwischen.

Ein One Night Stand wäre in Ordnung gewesen.

Lauras Beine zitterten, als sie die große Treppe nahm. Gleich zwei Stufen auf einmal nehmend, hechtete sie in die Eingangshalle, wich den Schülern aus, die gerade aus der großen Halle geschlendert kamen, nur um ins freie zu laufen. Sofort steuerte sie den schwarzen See an. Sie hatte Black lange genug beobachtet, um zu wissen, dass er sich gern dorthin zurück zog.  Ihre Augen suchten das Ufer ab - und sie behielt recht. Sirius Black saß an einem Baum gelehnt an eben jener Stelle, an der sie gestern Abend noch ... Energisch schüttelte sie den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. Sie zog ihren Zauberstab und feuerte den ersten Fluch ab, der ihr in den Sinn kam. Er verfehlte Sirius nur knapp, sorgte jedoch dafür, dass er aufsprang und Laura mit großen Augen entgegen blickte. "Was soll der Scheiß?", rief er ihr entgegen, was Laura nur den nächsten roten Blitz auf ihn schleudern ließ. wieder verfehlte sie ihn, dieses Mal jedoch nur knapp. Ein Schleier aus Tränen nahm ihr die Sicht, sodass sie nicht ordentlich zielen konnte. Zumindest redete sie sich das ein.

Ein One Night Stand wäre okay...

Laura schnaubte als sie schlitternd zum stehen kam. Ihren Zauberstab legte sie an seinen Hals. "Ein One Night Stand ist okay, Sirius", blaffte sie ihn an, "Aber das ... Du hast mich benutzt, du hast mich stehen lassen. Du hättest wenigstens den Anstand haben können, mich zurück zu begleiten!" Sirius machte keine Anstalten sich zu wehren, schloss lediglich seine Augen und atmete tief durch. "Hör mal ... Das ist gar nicht so einfach." Doch sie drückte ihr seinen Zauberstab weiter in den Hals. "Nicht so einfach?!", keifte sie tränenüberströmt, "du hast mit mir geschlafen und mich einfach stehen gelassen! Du hast mich ..." - "Scheiße, Laura!", unterbrach er sie, packte ihr Handgelenk und zwang sie so ihren Zauberstab sinken zu lassen, "du hast ja keine Ahnung! Ich bitte dich, können wir das später besprechen? Ich muss vorher noch was klären." Ein leichtes Kopfschütteln war ihre Antwort. Sie atmete tief durch, ehe sie fragte: "Warum? Warum sagst du mir, dass dir diese Nacht viel bedeutet hat? Warum sagst du das und lässt mich dann einfach stehen?" Seine Hand zitterte, während er ihr ans Kinn fasste und ihr einen leichten Kuss auf die Lippen hauchte. Laura fröstelte. "Es tut mir leid", wisperte er, ehe er sich von ihr abwandte und zum Gehen ansetzte. Doch noch bevor er den zweiten Schritt machen konnte, packte sie seinen Arm. "Oh nein", blaffte sie ihn mit zitternder Stimme an, "so nicht, Black!" - "Ich kann es nicht!", brach es aus ihm heraus, was Laura zurückweichen ließ. Er drehte sich zu ihr um, so schnell, dass sie strauchelte und rücklings zu Boden fiel. "Laura, ich kann das einfach nicht! Du bist so ... Rücksichtslos! Du spielst mit mir, jeden verdammten Tag! Ich wollte derjenige sein, der dich das erste Mal bekommt, wenigstens einmal wollte ich dein erstes Mal sein!" 

Sie starrte ihn an. Die Wut war verraucht, angesichts seines verzweifelten Ausbruchs. Doch sie konnte nicht Antworten, nichts erwidern. Alles in ihr drohte zu zerbrechen, während sie sein Gesicht betrachtete. "Das Gestern hätte nicht passieren dürfen", nuschelte er weiter, "das hat sie nicht verdient." Laura blinzelte. Doch noch bevor sie fragen konnte, hörte sie Marlenes trällernde Stimme: "Siri, da steckst du!" Sie kam in ihr Blickfeld, gab ihm einen Kuss.

Gab ihm einen Kuss. Gab ihm einen Kuss!

Nein!, sagte sie in ihren Gedanken, schüttelte energisch den Kopf, um dieses Bild aus den Kopf zu bekommen. Marlene war es also. Sie war es die ganze Zeit.

Was hatte Sirius gesagt? Du spielst mit mir, jeden verdammten Tag! Ich wollte derjenige sein, der dich das erste Mal bekommt, wenigstens einmal wollte ich dein erstes Mal sein. Er hatte sie benutzt, hatte Marlene benutzt. Eine eiserne Faust schien sich um ihr Herz zu schließen. Sie sprang auf, sah sie mit einem gequältem Lächeln an. "Danke", hauchte sie, "Danke, dass du mich geheilt hast, Sirius." Marlene blickte sie verwirrt an, doch Laura konnte es nicht mehr für sich behalten: "Ich wollte immer nur dich. Die ganze Zeit über wollte ich immer nur Dich! Aber Du, nein, Du bist nicht fähig zu lieben. Du nimmst dir einfach, was du willst, ohne auf die Gefühle aller Anderen zu achten. Sirius Black, du bist der egoistischste Mensch auf der ganzen Welt. Ich danke dir, dass ich das endlich sehen kann." Ohne Marlene auch nur eines Blickes zu würdigen, ohne auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln, stapfte sie an dem Pärchen vorbei. Marlene hatte sich an Sirius' Schulter gehängt, klimperte mit ihren Augen, gab Sirius einen Kuss auf die Wange. Sie ignorierte Laura, ignorierte ihre Worte. Laura wusste nicht, ob sie überhaupt bemerkte, dass sie da war.

Sirius jedoch sah aus als hätte ihn der Blitz getroffen. Er rief ihr nach, doch sie hob ihre rechte Hand und zeigte ihm lediglich den Mittelfinger.

Während sie auf das Schloss zuging schwor sie sich, Sirius Black nie wieder zu verfallen.

Du hast mich benutztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt