Prolog

706 8 4
                                    

Ich lag in meinem Bett, verzweifelt am versuchen, einzuschlafen. Ich seufzte. Es hatte keinen Sinn, zu viele Gedanken und umso mehr Fragen  schwirrten durch meinen Kopf. Ich stand auf, ging in die Küche und machte mir einen Tee. Auf das Kochen des Wassers wartend sah ich auf die Uhr. Fast halb vier. Verdammt, mit Schlaf wurde es wohl mal wieder nichts. Ich nahm die dampfende Tasse in die eine, mein Smartphone in die andere Hand und setzte mich an den Küchentisch.

Gerade als ich mit dem Frühstück fertig war, klingelte mein Telefon. "Peschke hier, wer's da?". Stille.  Als ich auflegen wollte, hörte ich eine leise Stimme. "Herr Peschke? Entschuldigen sie die Störung, ich wusste nicht, wann genau sie los müssen und ich wollte sie nicht verpassen...", sie räusperte sich, "Hier ist Nami, aus ihrem Physik Kurs.. äh, 10a Ich, nun ja, wollte fragen ob ich eventuell mit ihnen sprechen könnte.. gleich, vor der ersten Stunde, meinte ich." Ich hob meine rechte Augenbraue. "Kann das denn nicht bis zu einer der Pausen warten?" Sie verneinte dies, also stimmte ich dem Treffen zu. Seufzend legte ich auf, füllte den noch warmen Kaffee in meine Thermoskanne und machte mich auf den Weg.

Bei meinem Arbeitsplatz angekommen fuhr ich auf den Lehrerparkplatz, wo ich Nami sah, die auf meinem Stellplatz stand und mir lächelnd zuwinkte. Ich parkte und wollte nach meiner Tasche greifen, als sich die Fahrertür öffnete. "Oh, guten Morgen Nami, ich-", mein Satz wurde von ihren warmen und angenehm nach Himbeer-Lipgloss schmeckenden Lippen unterbrochen. Sie löste sich von mir, legte mir einen Finger auf die Lippen und setzte sich auf meinen Schoß. "Was zur-", mehr konnte ich nicht sagen, da ihre Lippen wieder meine verschlossen, diesmal wilder, gieriger. Als sie nach Luft schnappte drückte ich sie sanft gegen das Lenkrad. "Stopp." Nami sah mich an, mit einer Mischung aus Verwirrung und Enttäuschung im Blick. Hoffend, dass sie die Beule in meinem Schritt nicht bemerkte hob ich sie aus dem Auto und stand ebenfalls auf. "Wir sehen uns Montag in Physik, Nami.", damit betrat ich das Schulgebäude und bereitete mich auf den Unterricht vor.

Nach meinen geplanten Stunden vertrat ich einen meiner Kollegen. Siebte Stunde, und da weder ich noch die genervte neunte Klasse, die mir gegenüber saß - von denen mehr als die Hälfte nicht einmal den Kopf hoben, als ich den Raum betrat - keine Lust auf ernsthaften Vertretungsunterricht hatten, ließ ich sie machen, was sie wollten und beschäftigte mich mit dem Korrigieren einiger Tests. ich kramte in meiner Tasche, um einen Rotstift zu finden und schlug dann meine Mappe auf. Test Thema Mechanik, Klasse 10a. Namis Klasse. Erinnerungen an den heutigen Morgen, die ich versucht hatte, zu verdrängen, schossen durch meinen Kopf. Ich schloss meine Augen. Davon durfte ich mich nicht ablenken lassen, ich musste es vergessen.

Als es klingelte stand ich seufzend auf und ging - darauf bedacht jede mögliche Begegnung mit Nami zu umgehen - zum Lehrerzimmer. Beim Betreten drückte mir Melanie, eine der neuen Praktikantinnen, einige Zettel in die Hand. Ich steckte sie lieblos in meine Tasche und eilte zu meinem Auto. Mehr als froh, dass diesmal keine verführende Schülerin auf mich wartete, machte ich mich auf den Heimweg.

In meiner kleinen Wohnung angekommen setzte ich mich auf mein Sofa und sah mir die Zettel, die mir eben gegeben wurden, an. Der Vertretungsplan für nächste Woche, einige Rundbriefe und ein Protokoll eines Projekts aus einem meiner Kurse. Ich stand auf, hob ein paar Zettel, die ich beim Reinkommen runter geworfen hatte, auf und begann mit dem Drucken einiger Arbeitsblätter für die nächsten Schulstunden. Immer wieder wanderten meine Gedanken zurück zu heute morgen. Zu Namis weichen Lippen auf meinen, zu dem Verlangen, welches hinter diesem Kuss steckte. Ich seufzte. So wurde das nichts. Namis Namen auf der Klassenliste der 10a suchend kramte ich mein Handy aus meiner Jackentasche. Ich hatte gerade ihre Nummer gewählt und wollte auf den grünen Hörer drücken, als ich stockte. Was tat ich da? Wollte ich gerade ernsthaft eine Schülerin anrufen, nur weil sie mich geil machte? War dies unter anderem nicht genau das, was sie wollte? Ich lachte und legte das Telefon weg. Eventuell musste ich mit ihr darüber sprechen, doch allerdings konnte das auch bis Montag warten. Zudem sollte dieses Gespräch nicht von meinen Gelüsten geleitet werden. Also setzte ich meine Arbeit fort, im Hinterkopf darüber am nachdenken, was ich tun sollte.

Verbotenes VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt