2: Angst

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"Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie."

- Erich Kästner


Angst.

Was ist das?

Wie soll ich dir das am Besten erklären, mein Sohn...

Die Wahrheit würdest du ja doch nicht verkraften.

Bitte, Vater! Es wird schon nicht so schlimm sein.

Na gut, früher oder später würdest du es eh am eigenen Leibe erfahren. Wie erkläre ich es bloß?!

Beschreibe sie, also diese Angst.

Einfach so, dass ich es auch verstehen und nachvollziehen kann, Vater!

Gut, wie du willst.

Diese Angst kannst du dir eigentlich vorstellen, wie einen Menschen.

Ein Mensch, der dich dein Leben lang begleiten und immer an deiner Seite bleiben wird.

Das ist doch nichts Schlimmes, Vater.

Lass mich bitte fortfahren!

Dieser Mensch ist aber nicht gut, er ist böse, schlecht und hinterhältig.

Wie meinst du das, Vater?

Die Angst ist wie ein Schatten, der dich aus dem Hinterhalt packt.

Verstehst du?

Nein, nicht wirklich.

Vater, ich habe dieses Gefühl von Angst nie spüren können.

Sie packt dich aus dem Hinterhalt.

Wenn du ein einziges Mal kurz weg siehst, dann ist es schon zu spät.

Dann gräbt sie blitzschnell ihre langen, schwarzen Krallen in deinen Hals und zieht dich in einen Abgrund.

Zusammen werdet ihr fallen, bis ihr von einer rettenden Hand aufgefangen werdet und dann...

Vater!

Was erzählst du mir für einen Unsinn?

Nur die Wahrheit, mein Sohn.

Du wirst es schon bald selbst erfahren.

Hast du denn wenigstens ein Wenig verstanden, wovon ich dir erzählte?

Nein, tut mir leid, Vater.

Nein, mir tut es leid, mein Sohn...

MelodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt