Tag mit einem Fremden 2

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Er zog mich den großen, etwas leeren Platz vor dem Fernsehturm entlang. Nein, er hatte doch nicht vor mit mir ne sight seeing tour zu machen!

So süß, doch dann zog er mich zu Starbucks. Noch so ein Hipster. Toll. Wen hab ich mir denn da wieder angelacht. Als wir rein gingen hielt ich immer noch seine Hand und stellte mich an seine rechte Seite. Man sah uns ganz schön dumm an, oh nein. Die sahen nicht uns an, die sahen mich an!!! Denn jetzt erst bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit so rum laufe, als wäre ich gerade einem Manga entsprungen. Doch er  bestellte zwei Chai Latte und merkte wohl nicht wie man mich ansah. Unwillkürlich kam ich ihm noch näher, besser gesagt kuschelte ich mich ein bisschen an ihn, er bemerkte meine Unsicherheit, legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich dicht an ihn, so dass ich meinen Kopf in seinem T-shirt verbergen konnte. Mhm, er roch gut, nach Axe und Kiefer. Über all um uns saßen Leute mit Apple, Apple IPhone, Apple IPad, sogar jemand mit einem IPod und Beats Kopfhörern. Dann rief jemand :"2 Chai Latte!" und Domenik nahm sie vom Tresen. Er musste seinen Arm von meiner Schulter nehmen um beide Becher halten zu können, weshalb ich ihm schnell meinen Becher abnahm damit er mich wieder in den Arm nehmen konnte 'fuck! Was wollte ich da? Das er mich in die Arme nimmt? Hat mir jemand was in den Latte getan oder was ist mit mir los?!' Als wir aus den Laden gingen schaffte ich einen Meter Abstand zwischen uns. "Du würdest dir bestimmt gern was normales anziehen, oder?" Und hielt mir seinen Rucksack hin. Ich flüsterte:" Danke." und nahm ihn an. 'Was ist da drin? Ist das über haupt meine Größe, und wenn ja, woher weis er die?!?' fragte ich mich Gedanken verloren während ich ihm zum Eingang des Fernsehturms folgte. 'Ok, er wollte also doch hier hin, aber wieso?' Als wir drin waren sah er mich fragend an:" Wolltest du dich nicht umziehen? Dort drüben sind die Toiletten. Ich warte hier auf dich."

Als er den letzten Satz aussprach lächelte er mich an und er sagte es so, dass es mich sofort erröten ließ. Ich senkte den Kopf und verschwand auf der leeren Damen Toilette. 'Wow, am Wochenende ist am Alex wirklich nicht viel los' dacht ich mir, ging in eine der Kabinen und öffnete den Rucksack.

OMG, es war meine Größe und es traf meinen Geschmack, nun ja, aber irgend wie auch nicht. Es sah toll aus aber so etwas habe ich noch nie getragen, ich hab sowas Geschenkt gekriegt, aber noch nie getragen. Eine schwarze, mit Nieten versehene Hotpants die unten etwas ausfranste, ich glaub das soll so, und ein schwarzes Top. Mehr nicht? Das ist ja noch weniger als ich an hab! Aber wollte ich wie ein Schulmädchen rumlaufen? Nein! Ich zog mein Kleid und meine Knie hohen Socken aus und die Hotpants und das Top dafür an. Es passte, sah ganz ok an mir aus aber das war nicht ich. Als ich aus der Kabine kam erschrak ich. Das war nicht ich im Spiegelbild. Das war eines dieser arroganten Mädchen die mir immer unter die Nase hielten, wie hässlich und wie schön sie waren. Ich sah mich geschockt im Raum um. Doch da war niemand, außer mir. Schluchzend fiel ich auf die Knie und kauerte mich in die Ecke. Wer bin ich? Ich musste schluchzen. Ich wusste immer wer ich war und wer ich bin, doch wer ist dieses weinerliche, hübsche, gebrechliche Mädchen im Spiegel, das bin doch nicht ich?!? Wie konnte ich mich von einem Jungen nur so ändern lassen? Nein, mein ich ist stark, unabhängig, unnachgiebig und klug! Ich werde nicht zu wie sie! Ich bleibe ich! Egal was kommt. Ich stellte mich grade vor den Spiegel. Meine Haare lagen zerzaust auf meinen Schultern, mein make up rebellisch und meine Sachen so schwarz wie immer. Ich bin immer noch die selbe, und das zeig ich ihm und der ganzen Welt!

Mit dem Rucksack auf der rechten Schulter schlenderte ich lässig zu ihm. Er sah mich mit großen Augen an. "Wow! ... Woow! D.d d du siehst toll aus! Einfach nur WOW!" Ich wurde rot aber ich sah ihm in die Augen und lächelte. "Woher wusstest du meine Größe?" "Hab geraten" sagte er Schulter zuckend. Wow, tolle Antwort. Also ging ich an ihm vorbei zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf. Jetzt stand er hinter mir:" Was machst du da?" flüsterte er mir ins Ohr. Sein Atem im Nacken ließ erschauern. ( Nicht das ihr denkt ich bin pervers oder so aber kennt ihr  das wenn jemand euch über den Nacken streicht oder so und das total kitzelt? Mit einem Hauch am Nacken ist es ähnlich aber nicht so doll.) " Ich dachte wir wollen nach oben, uns die Stadt ansehen." antwortete ich. Da gingen glücklicherweise die Türen auf, ich ging rein und er stellte sich vor mich. Als sich die Türen schlossen merkte ich das ich für knapp drei Minuten * hab kein plan wie lang der Fahrstuhl braucht* mit ihm hier gefangen war. Ich wählte OG und er fuhr los. Wir sahen uns nur in die Augen, ohne jede Emotionen. Ich fragte mich was er denkt, vielleicht das selbe wie ich? Nach einer Minute kam er einen schritt auf mich zu, weder zuckte ich zurück, noch ließ ich Emotionen raus blicken, ich stand bloß da und wartete. Er strich mir mit der linken Hand den Pony aus dem Gesicht, kam noch ein stück näher, legte beide Hände auf meine roten Wangen und sah mit seinen Meeres blauen, tiefen Augen in meine. OMG hab ich glück, die Fahrstuhl Tür öffnete sich und ich stürmte an ihn vorbei und blieb erst stehen als ich auf die Stadt blicken konnte. "Wow" flüsterte ich."wow" hörte ich hinter mir. "Der zweit schönste Ausblick in ganz Berlin" flüsterte er in mein Ohr und legte seine Arme um mich. Ich schmiegte mich an ihn, ich fühlte mich geborgen. Er war wie meine zu weiten Hoodies, ich fühlte mich geborgen, sicher und warm, doch einen unterschied gab es, in seinen Armen fühlte ich mich zum ersten mal seit Jahren verletzlich.

Er ließ mich los und drehte mich um damit er mich richtig in den Arm nehmen konnte. Ich ließ meine Hände an seine muskulöse Brust wandern. 'Bitte lass mich nie wieder los!' Als hätte er meine Gedanken lesen können drückte er mich fest an ihn und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und er drückte mich noch näher, seine linke um meine Taille Richtung unten, und die rechte nach oben. Sein Duft war so beruhigend.

"Ich hab früher viel dummen scheiß gebaut. Aber mit dir in meinen Armen fühl ich mich gut. Ich werde alles wieder gut machen, du wirst schon sehen. Ich bin kein schlechter Mensch, nicht mit dir." er atmete tief ein. Ich hab auch vielen dummen Scheiß gebaut. "Ich hab vielen Menschen weh getan. Besonders denen die mir was bedeuten." flüsterte ich. Er hielt mich eine Armlänge von sich entfernt und begutachtete mich:" Du siehst nicht wie ein Mensch aus der der andere Menschen gern verletzt." "Wer sagt das ich es gern getan habe." Jetzt sah er mich verständnislos an. Ich seuftzte. Niemand verstand je mein handeln oder mein denken, dass ist das was mich zur Außenseiterin machte, das ich allen weh tat die mir zu nahe standen. Ich hab auch versucht ihm weh zu tun, ich hab ihm weh getan, nur er ist nicht abgehauen wie die anderen. Wieso? Wieso ist er nicht längst weg? "Wieso gehst du nicht einfach? Wieso lässt du mich nicht einfach stehen wie die anderen?" Er schwieg, sah mir bloß in die Augen und schwieg. "Mich hat man auch stehen lassen. Einfach abgeschrieben. Doch in meinen schlimmsten Tagen hat meine Familie mich aufgefangen, vielleicht kann deine Familie dir auch helfen. Du musst nur raus finden wer du bist."

"Ich weis es nicht. Ich suche und suche, doch komme nie an, ich habe meist mehr fragen als antworten." Er sah mir tief in die Augen, in seinen strahlte Hoffnung. Ich musste lächeln obwohl es weis Gott keinen Grund dafür gab. Vielleicht waren es seine Augen die mir Hoffnung zeigten auf ein neues leben, vielleicht ein besseres leben? Ich drehte mich um und sah auf die Stadt, es war so gegen 13-14 Uhr. Er legte wieder seine Arme um mich. Diesmal ließ ich mich nicht fallen, ich stand einfach nur in seinen Armen, meine über seine gelegt da, und sah nach draußen. Eine weile der Stille verging:" Wie ist deine Familie?"

"Wieso fragst du?" "Du hast vorhin erwähnt das sie dich auf fingen. Haben sie es früh mitbekommen? Wie haben sie darauf reagiert?" "Sie haben es nicht all zu schnell mitbekommen. Aber als sie es merkten halfen sie mir damit klar zu kommen, haben mir Tipps gegeben. Jetzt bin ich aus den Dingen raus."

Ab dem Moment wusste ich das er mir immer die Wahrheit sagen würde, er war mir nicht mehr Fremd. Er war mein bester Freund, mir ist nicht entgangen das er mehr wollte aber dafür bin ich noch laaaaange nicht bereit für sowas. Ich hoffe er versteht das.
Ein Tag mit einem Fremden wird zum Tag mit meinem besten Freund, Domenik.

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