Kapitel 1

89 5 0
                                    

Nichts. Mein Körper war taub, wie gelähmt. Nur mit größer Anstrengung schafte ich es meine Hand zu heben, aber ließ es dann doch bleiben.

Nach einer Weile kehrte das Gefühl zurück und ich konnte meine Augen öffnen.

Der Himmel war wolkenbehangen und trostlos grau. Als ich mich aufrichtete, spürte ich sandigen Boden unter meinen Handflächen. Es sah aus als wäre ich im Mittelalter gelandet. Ich saß mitten auf einem Weg. Immer wieder fuhren Kutschen an mir vorbei und die Leute schienen mich gar nicht zu bemerken oder ignorierten mich einfach.

Sobald ich stand klopfte ich den Schmutz von meinen Sachen und hielt plötzlich inne.

Das Blut, welches vorher an meinen Sachen klebte, war verschwunden. Hektisch ließ ich meine Hände auch über meinen Brustkorb wandern, und tatsächlich die Wunde war ebenfals nicht mehr da.

"Das ist unmöglich! Es sei denn ich bin..."

"Tot.", vollendete eine männliche Stimme hinter mir meinen Satz. Schnell drehte ich mich um und erblickte einen braunhaarigen Mann, dessen grüne Augen amüsiert meinen Körper musterten.

"Was hat jemand wie du in der Hölle verloren? Ich meine du bist..."

"Warte mal Hölle?", unterbrach ich ihn, "Ich meine es heißt doch 'Im Feuer der Hölle schmoren'?! Und ich sehe hier nirgends etwas wärmeres als die Menschen hier."

"Naja, dies wird gerne die Unterwelt genannt. Die wahre Hölle ist in der Burg verborgen.", er deutete über ein paar Häuser, auf eine pechschwarze Festung, "Außerdem Süße sind wir keine Menschen. Nicht mehr. Das Recht auf einen sterblichen, menschlichen Körper haben wir verwirkt, als wir gestorben sind. Jetzt sind wir nurnoch Seelen, die dazu verdamt sind ihre Schulden abzuarbeiten. Manche schaffen es und manche brauchen dafür mehr als 100 Jahre."

"Und wie lange bist du schon hier?"

"Bis jetzt sind es denke ich um die 30 Jahre. Wenn du hier bist bemühst du dich erst gar nicht die Jahre zu zählen. Wenn du nur etwas kleines verbrochen hast wie stehlen, bist du hier auch ganz schnell wieder weg."

"Und was hast du verbrochen, das du schon so lange hier bist? Du scheinst ziemlich jung gestorben zu sein."

Er kratzte sich verlegen am Kopf und grinst schließlich anzüglich. "Ich hab nicht viel von Treue gehalten. Was heißt gehalten? Ich halte jetzt immer noch nicht viel davon. Ich hatte immer etwas mit mehreren Frauen gleichzeitig und das hier ist wohl meine Bestrafung, bis ich's eingesehen habe." Er hob unschuldig die schultern und kam auf mich zu um mir seine Hand zu reichen. "Ich denke, dass du wohl eher eine der schnellen Sorte bist, also von denen, die hier meist schnell wieder weg sind. Ich bin Sam." Ich reichte ihm lächelnd die Hand. "Ich bin Kira."

Zwischenstop - Am Ende des Weges(Dämonen, Luzifer, Unterwelt,...)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt