Kapitel 6

3K 275 23
                                    

Die nächsten Tage waren voller Freude und Aufregung, denn Calarions Brüder hatten durchaus bemerkt, dass der König seine Braut gefunden hatte. Umso mehr wuchs ihre Hoffnung, dass auch sie endlich am Ziel ankommen und ihre Gefährtin finden würden. Darum war es auch nicht verwunderlich, dass man einen jeden von ihnen des Öfteren alleine spazieren gehen sah.

Nun, bei dem schwarzen Drachen war es schon immer so gewesen, aber die anderen hielten sich immer in Gruppen auf, doch nun schienen sie zu warten. Wenn sie unter sich waren, hörte man das donnernde Lachen und sie fragten sich, wer der nächste wäre, der seine Braut findet.

Die Frauen selbst hielten sich aber meist noch zurück. Nur die drei Jüngsten stürzten sich mit Vorliebe auf einen Prinzen, besonders, wenn er alleine war. Dass sie sich dabei lächerlich machten, schienen sie nicht zu bemerken. Besonders eine versuchte immer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen, was mittlerweile selbst bei den Prinzen Unverständnis aufkommen ließ. Man fragte sich, ob der goldene Drache sich bei dieser Frau nicht getäuscht hatte.

Calarion und Lana lebten in den nächsten Tagen allerdings in ihrer eigenen Welt und schienen nicht mehr wahr zu nehmen, was um sie herum passierte.

Calarion hatte veranlasst, dass Lana ihre eigenen Räume bezog, aber um den Anstand bis zur Hochzeit zu wahren, blieb er in der Nacht in seinem Arbeitszimmer und schlief dort auf einer zugegebenermaßen sehr unbequemen Liege. Am Tag sah man die beiden oft im Schlossgarten spazieren und sich unterhalten.

So wie jetzt.

Calarion ging neben ihr. Ab und zu berührten seine Finger die ihren, was ihr aber nicht ausreichte. Doch einige Minister und Diener folgten ihnen und beobachteten mit Argusaugen jeden Schritt und jede Geste der beiden.

Lana schnaubte.

„Können wir eigentlich auch mal alleine miteinander reden? Oder geht das nur schriftlich?"

Calarion lachte leise

"Ich verstehe dich schon. >Ich denke manchmal, dass ich durch deine Briefe mehr von dir erfahren habe, als jetzt, wenn wir offiziell ein Paar sind. Die Minister beobachten uns von morgens bis Abends, ohne uns mal eine Pause zu gönnen."

Er sah sich um.

„Wir benötigen wirklich eine Pause." Noch einmal blickte er nach hinten. „Vertraust du mir?"

Sie hob den Kopf.

„Ich denke schon..."

Nach einem prüfenden Blick, zog er sie schnell hinter eine Hecke und wandelte sich dabei in den Drachen. Lana kreischte, als er in die Lüfte schwang und sie auf seinen Rücken warf.

„Festhalten."

Sie kreischte los, als er in den Himmel schoss, was den Drachen zum Lachen brachte. Er drehte sich um die eigene Achse, schoss durch die Luft und stürzte dann wieder unvermittelt zu Boden.

„Willst du mich umbringen?", kreischte Lana, aber es gefiel ihr auch. Sie krallte sich an seinem Hals fest, bis er endlich wieder ruhiger wurde und sich im gemächlichen Tempo fortbewegte.

„Wo bringst du mich hin?", fragte sie neugierig.

„Lana. Heimat. Goldene Felder."

Lana schluckte einen Augenblick.

„Ich weiß nicht, ob ich dahin will."

Der Drache drehte seinen Kopf zu ihr.

„Lana traurig.", stellte er fest.

Sie seufzte leise.

„Nicht traurig. Calarion weiß aber, dass mein Vater...nun ja."

Der Drache schnaubte leise.

Die Drachen von Wikuna - Calarion  (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt