24. Hands down

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Es war der nächste Tag. Wir waren schon früh aufgebrochen und waren zur Arena gefahren. Ich war noch müder als gestern. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das überhaupt sein konnte. Noch halb am Schlafen hatte ich morgens meine Klamotten in meinen Koffer geworfen, weil wir am Abend direkt weiterfahren würden. Ich hoffte ich hatte nichts vergessen. Die gestrige Nacht ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich hatte mir fest vorgenommen, sobald ich mit Jace telefonieren konnte, musste ich ihr davon erzählen. Mit niemand anderen hätte ich das sonst tun können. Schon den ganzen Tag begleitete mich eine innere Unruhe. Dauernd ließ ich irgendetwas fallen, rannte in irgendwen rein und zur Krönung verbrannte ich mir mit dem Lockenstab auch noch meinen Arm.

„Das war das Einzige was ich finden konnte..."

Harry drückte mir ein Ben & Jerrys Eis in die Hand.

„Egal, Hauptsache es ist kühl"

Erleichtert seufzte ich auf, als die kalte Verpackung meine verbrannte Haut berührte. Harry lächelte mich an und setzte sich neben mich, zückte sein Handy und versank darin förmlich. Über gestern Abend hatten wir beide kein einziges Wort verloren. Verstohlen musterte ich ihn von der Seite. Konzentriert biss er sich auf die Lippe. Schnell, bevor er noch etwas bemerkte, sah ich woanders hin und mein Blick landete auf Lou. Sie hatte mich für den restlichen Tag dazu verdonnert nichts zu tun. Ich war ihr mehr im Weg, als dass ich ihr half und ich war ziemlich froh darüber gewesen, als sie gemeint hatte sie würde ab jetzt allein klarkommen. Ich ging jedoch eher davon aus, dass sie Mitleid mit mir hatte, nachdem ich meinen Arm verbrannt hatte.

„Hilft es?", erkundigte sich Harry neben mir. Ich nickte.

„Besser als ohne"

„Dann ist ja gut"

„Sagt mal Cheeeeeeeeese", ein schreiender Niall kam auf uns zu gerannt, bremste vor der Couch ab und knipste ein Bild von Harry und mir, wie wir auf der Couch saßen.

„Das muss für die Nachwelt festgehalten werden"

Ich verstand nur Bahnhof, aber das tat ich bei Niall oft. Trotzdem musste ich leicht grinsen, weil es irgendwie lustig war. Ich hatte das Gefühl, seit gestern Nacht fühlte ich mich lockerer.

„Aber bitte nicht posten", sagte ich schnell, als Niall sich zwischen mich und der Sofalehne quetschte und mich gegen Harry presste. Mein Oberschenkel fing an zu kribbeln.

„Schade...aber schon klar"

Beschwichtigend hob Niall seinen Arm und ich schloss meinen Mund wieder. Sie hatten mir inzwischen mehrfach versichert, dass sie mich nicht verraten würden. Ich musste mir wirklich eingestehen, dass ich sie langsam in mein kleines Herz schloss. Das hätte ich niemals erwartet, schon gar nicht nach so kurzer Zeit. Sie waren nicht so nervig und anstrengend, wie ich immer gedacht hatte, und eigentlich ziemlich auf dem Boden geblieben. Auch wenn sie manchmal, ganz spontan, irgendwelche Verrücktheitsanfälle bekamen. Ich blickte erneut verstohlen zu Harry, der jetzt seinen Arm nach Nialls Handy ausstreckte und sich das Foto ansah. Ich beugte mich noch näher zu Harry, um auch einen Blick auf das Bild zu erhaschen. Im Nachhinein hätte ich es lieber lassen sollen. Auf dem Bild sah ich ziemlich fertig aus und es wirkte ziemlich bescheuert, dass ich mir ein Ben & Jerrys Eis an den Arm hielt. Harry sah irgendwie ganz niedlich aus, auf dem Foto fielen ihm ein paar Haarsträhnen ins Gesicht. Unweigerlich musste ich an unsere Nacht denken. Okay, das sollte ich anders formulieren, sonst könnte man das falsch verstehen. Heute Nacht, als ich zufällig Harry im Sportstudio getroffen hatte - ja das klang schon viel besser- da hatte er kein Shirt angehabt. Genau an diesen Moment musste ich jetzt denken und so konnte ich nicht anders als auch an sein Sixpack zu denken. Ich bemühte mich nicht rot zu werden. Jace würde mich jetzt garantiert auslachen. Aber sie war wenigstens nicht so unerfahren wie ich, was Jungs anging. Sie hatte schon insgesamt drei Freunde gehabt und mit einen von ihnen war sie ganze drei Jahre zusammen gewesen. Und sie hatte, wie sie selbst von sich behauptete, schon alles erlebt. Sex, wildes herumgeknutschte und so weiter. Bei ihrem Aussehen war das auch kein Wunder. Ich hingegen hatte mit neunzehn nicht einmal meinen ersten Kuss gehabt. Ich hing weiter meinen Gedanken nach, als Paul die Jungs zusammenrief.

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