Kapitel 3

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Es war nun schon ein paar Monate her, dass der König genesen war. Ich hatte seit dem Fest nichts mehr vom Prinzen gehört oder gesehen, hatte schon fast vergessen was vorgefallen war. Mein Geschäft lief gut. Heute musste ich meine Vorräte aufstocken. Manches bekam ich in der Stadt, doch das Wichtigste, die Kräuter und andere Zutaten, bekam ich nur im verbotenen Wald. Ich packte meinen Rucksack und schnappte mir so viele Körbe wie ich konnte. Es war wirklich praktisch, dass der Wald mein Nachbar war. So konnte ich aus meiner Haustür stolpern und sofort zum Wald. Der Wald war einzigartig. Von Außen sah man  nur Bäume dicht aneinander gereiht, doch sobald man diesen Wall durchklomm, betrat man eine fremde Welt. Eine Seenlandschaft tat sich im Osten auf, im Westen waren tausende von verschiedenen Bäumen zu einem System zusammen gewachsen, im Süden breitete sich eine Wüste aus und im Norden erhob sich ein riesiges, schneebedecktes Gebirge mit gefrorenen Ebenen. Es war eine kleine Welt für sich mit individuell auf die Lebensräume eingestellten Lebewesen. Und damit meine ich nicht nur Tiere. Es gab Elfen verschiedenster Art: Dunkelelfen, Waldelfen, Hochelfen, etc. Dann gab es verschiedenste Drachen, Monster und Fabelwesen. Niemand wusste, dass sie hier lebten und ich werde dieses Geheimnis auch nicht preisgeben. Seitdem ich hierher gekommen bin, hatte ich eine sehr gute Beziehung mit den Oberhäuptern der verschiedenen Arten geschaffen. Ich werde nichts anderes übrig haben als in die verschiedenen Reiche zu reisen, da jedes von ihnen etwas von meinen benötigten Zutaten besitzt. Das wird einige Tage dauern. Ich machte mich auf in den Norden, um in den eisigen Bergen nach wertvollen Steinen zu suchen. Die Dunkelelfen leben dort tief im Berg mit Zwergen zusammen. Die Zwerge förderten aus den Tiefen des Berges alle möglichen Schätze. Smaragde, Saphire, Rubine und andere Kristalle. Sie trieben damit Handel mit den anderen Arten. Die Dunkelelfen waren die Wächter der Minen und Baustellen. Da sie im Dunkeln sehen konnten und wussten wie man manche Gefahren fern hielt, sorgten sie für die Sicherheit der Zwerge und bekamen im Gegenzug kostenlose Waffen geschmiedet. Aber vor allem machten sie es für die Blutdiamanten. In diesem Gebirge gab es ein großes Vorkommen dieser seltenen Steine. Sie waren den Dunkelelfen heilig und unersetzbar. Sie trugen ihn als Schmuck bei sich und töteten sogar für diesen. Ich brauchte ein paar dieser Steine, sowie andere Mineralien. Ich hatte extra Handelsgüter mitgenommen da es unmöglich war auch nur einen von ihnen zu kaufen. Für die Zwerge hatte ich ein neues Bierbraurezept entwickelt und eine Kostprobe dabei. Die Zwerge liebten gutes Bier und gaben alles dafür her, um ihre Bandbreite zu vergrößern. Für die Elfen hatte ich einen fluoreszierenden Weinstrauch der in den Tiefen der Höhlen gedeihen konnte. Sie liebten guten Wein, doch konnten dadurch dass sie in der Dunkelheit lebten, keinen anbauen. Es hat mich einiges gekostet um eine solche Pflanze zu finden. Bis jetzt ist es die einzig existierende.

Die Schmieden waren schon immer ein faszinierender Ort für mich. So viele große Hallen mit verschiedenen Verwendungszwecken, die riesigen Öfen, die Werkzeuge und Apparaturen waren einzigartig. Aber vor allem war es schön warm hier, besonders nach der Kälte draußen.  Obwohl ich den nächsten Eingang genommen hatte, musste ich zwei Stunden durch den Schnee stapfen. „Wir haben dich lange nicht mehr gesehen Kleine. Wie ergeht es dir in der Welt dieser Affen? Behandeln sie dich gut? Wie geht es deiner Vera?" Omir, ein Zwerg mit sehr langem, weißen Bart, reichte mir heißen Met und eine Decke. Er war uralt und mir gegenüber sehr freundlich. „Der Krieg ist fürs erste vorbei. Der König wurde mit der Dämonen – Fäulnis verflucht doch ich habe es geschafft ihn zu heilen. Vera ist tot. Sie starb als sie die Kranken beschützte. Mir geht es soweit gut außer dass ich meine Zehen immer noch nicht spüren kann. Wie geht es euch? Gab es irgendwelche Vorkommnisse?" er beteuerte sein Beileid und erzählte mir was es neues gab. „Also was bringt dich zu uns? Brauchst du wieder Nachschub?" ich nickte und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Omir brachte mich also zum König der Zwerge. Durch viele verwinkelte Gänge kamen wir vor der massiven Tür an. „Lady Marie von Concordia wünscht eine Unterhaltung mit ihrer Hoheit, König Orik!" herrschte Omir die armen Wachen an. Sie zuckten zusammen und nickten eifrig. Einer von ihnen verschwand hinter der Tür und kurz darauf schwang sie auf. Eine riesige Höhle breitete sich vor mir auf. Elfensteine erhellten den Raum und warfen Schatten auf die grimmig schauenden Statuen an den Seiten. „Wie ich sehen kann, mögt ihr die Statuen meiner Vorfahren immer noch nicht. Komm her Kind!" ausdruckslose Augen starrten mich an und befahlen mir näher zu kommen. Auf einem wirklich unbequem aussehenden Steinthron saß König Orik und strich sich durch seinen ordentlich geflochtenen Bart. Ich knickste höflich und sah kichernd zu ihm hin. Nun brach er auch in Gelächter aus und umarmte mich herzlich. Er befahl einigen Zwergen ein kleines Festmahl vorzubereiten doch ich hielt sie auf. „Orik, ich freue mich wirklich euch alle wiederzusehen aber ich habe nicht viel Zeit zur Verfügung. Deine Gastfreundschaft ist bemerkenswert, aber ich kann nur höchstens zwei Nächte bleiben. Trotzdem hätte ich nichts gegen eine kleine Mahlzeit einzuwenden und während wir essen, könntest du ja mein Handelsgut begutachten." Seine Augen hellten sich auf und er verteilte einige Befehle. Später saß ich vor einer reichlich gefüllten Platte und genoss die Delikatessen während Orik mir Geschichten erzählte. Als er geendet hatte, holte ich das Fass aus meinem Gepäck sowie eine Pergamentrolle, in der das Rezept stand. Ich schenkte uns ein und wartete auf seine Bewertung. Ich hatte ein Bier gemacht, dass sehr stark, aber dennoch leicht im Nachgang war. Es schien pechschwarz zu sein doch wenn man es gegen das Licht hielt, hatte es eine rubinrote Farbe. Er roch daran, probierte die Haube und zuletzt das Bier. Es herrschte pure Stille als alle gespannt abwarteten. „Ich habe noch nie ein so gutes Bier getrunken! Mit diesem Rezept bezahlst du ein Leben lang! Du schuldest uns nichts mehr!" schrie er und hob mich regelrecht vom Boden. Das war überraschend, doch ich beschwerte mich nicht. Ich bekam ein Zimmer und durfte mich am nächsten Tag im Berg umsehen, um meine Einkäufe zu erledigen.
Meine Augen schlossen sich langsam und ich döste vor mich hin als es an der Tür klopfte. Wer könnte mich denn so spät sprechen wollen? Ich öffnete die Tür einen Spalt und lunnste hindurch. Vor der Tür stand Kindrik, Sohn des Königs und einer der besten Kämpfer die ich kenne. Er war immer sehr neugierig über die Welt aus der ich komme, da er den Wald noch nie verlassen hatte. Immer wenn ich hierher kam, besuchte er mich um neue Geschichten zu hören. Ich zog ihn in eine Umarmung und lud ihn in mein Zimmer ein. Kindrik war im Zwergenmaß noch jung, gerade mal 62 Jahre alt. Er hatte schwarzes, schulterlanges Haar mit ein paar kunstvoll geflochtenen Zöpfen. Ich mochte seine stechend blauen Augen und den weichen kurzen Bart. Er nahm Platz und starrte mich dann an. „Kindrik, es ist schön dich zu sehen. Was führt dich zu mir um diese Uhrzeit?" er wurde rot. Was hatte er wohl? Immer wenn er in meiner Nähe war konnte ich seine Farbe mit einer Tomate vergleichen. „Ich wollte nur nach dir sehen. Ich habe dich lange nicht mehr gesehen. Es sind bestimmt schon einige Monate her. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ein großer Krieg fand statt und du warst mittendrin. Ich bin so froh, dass es dir gut geht und nichts vorgefallen ist." ich lachte humorlos. Ich erzählte ihm von den verfluchten König, dem Tod Veras und dem Prinzen, der mich verfolgte. Er war furchtbar aufgebracht, dass Claude sich so verhielt. „...aber ich kann ihn verstehen. Bei einer so wunderschönen und besonderen Frau würde jeder sie haben wollen." Kindrik sah mich ernst an und drückte meine Hand. Ich verstand sein Verhalten genau so wenig wie das des Prinzen. Ich war doch gar nichts besonderes! Ich versuchte ihn von seiner aufgebrachten Phase wieder herunter zu holen. Ich rang ihm das Versprechen ab, mir morgen beim Einkauf zu helfen, was ihn wieder ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. 

„Hier ist noch der Saphir und das Natrium – haltige Gestein welches du haben wolltest. Aber wir haben keine Blutrubine mehr. Die letzte verfügbare Fuhre ist vor fünf Tagen zu den Dunkelelfen gegangen. Du musst noch einmal kommen wenn du sie unbedingt brauchst." Kindrik gab mir die Beutel und sortierte danach ein paar Sachen. „keine Sorge, ich habe schon Vorkehrungen getroffen. Ich werde in ein paar Stunden aufbrechen und Asra einen Besuch abstatten. Ich kriege schon was ich benötige." Auch wenn die beiden Arten miteinander lebten, hatten sie eher ein Hass-Liebe als irgendein Frieden. Sie hatten einen Vertrag der dafür sorgte, dass sie sich nicht gegenseitig umbrachten und bis jetzt verlief es noch gut. Kindrik regte sich auf und wollte mich nicht allein in das Reich der Dunkelelfen lassen, doch ich verwehrte ihm mich zu begleiten. Er wusste, dass er mich nicht umstimmen konnte und begleitete mich später zum Eingang in das dunkle Labyrinth, dass die Heimat der Elfen bildete. Ein Elfenlicht erleuchtete in meiner Hand und erhellte den Gang. Ich wand mich ab und verabschiedete mich von den Zwergen. Orik, Kendrik sowie Omir waren gekommen um mich zu verabschieden. Sie wünschten mir noch einmal Glück und ich begann den gefährlichen Weg zu meiner nächsten Station. Asra war der Mann an höchster Stelle. Die Dunkelelfen hatten keine Könige sondern nur Anführer und diese waren immer Frauen. Männer waren nicht sehr geschätzt und wichtig. Sie waren da um die Frauen zu schwängern, danach wurden sie meistens getötet, aber es gab auch die Absenkung zum Sklaven. Generell waren die Dunkelelfen eher brutal in den Augen anderer. Sie haben die Kunst der Folterung gemeistert und sind überaus gute Krieger. Sie können im Dunkeln sehen und sind furchtlos. Ich konnte verstehen warum Kindrik mich nicht allein hierher lassen wollte. Aber ich hatte nicht wirklich Angst, weil ich wusste dass ich mich würdig erwiesen hatte. Trotzdem musste ich vorsichtig sein. Asra war zwar ein Sadist, hatte aber irgendwie einen Gefallen an mir gefunden. Er war der, der mir die verborgene Welt gezeigt hatte und mich lehrte die Dunkelheit zu umarmen. Die derzeitige Anführerin hieß Zukora und war eine gute Freundin meinerseits geworden. Sie nahm mich als 'Diplomatin' der Außenwelt, wie sie die Welt außerhalb des Waldes nannten. Ich erklärte ihr die Gepflogenheiten der anderen Arten, auch der Menschen. Sie war sehr wissbegierig und wollte alles über die Menschen wissen. Sie war uralt und kannte nur die Vorfahren der Menschen, die Jäger und Sammler, die anfingen zu siedeln. Sie hatte danach nie wieder einen gesehen. Als ich das erste mal hier war, wurde ich gefangen genommen und musste beweisen, dass ich es wehrt war angehört zu werden. Wenn man um sein eigenes Leben kämpft, schafft man so einiges. Ich hatte nur etwas Ahnung vom Kampf also improvisierte ich. Ich kämpfte gegen die beste Kriegerin zu diesem Zeitpunkt. Ich weiß immer noch nicht wie ich es schaffte, aber ich besiegte sie und wurde angehört. Ich bekam die Ehre als Freund des Reiches unbeschränkten Zugang zu allen Bereichen. Ich lernte ihre Kultur und Tradition kennen und schuf eine erfolgreiche Handelsbeziehung.

The Secret of the Forbidden ForestWhere stories live. Discover now