Freiheit?

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Die Sicht des Erzählers:

Schweißgebadet fuhr Lillian aus dem Schlaf hoch. Schon wieder ein Albtraum. Seit jenes geschehen war, wurde sie jede Nacht von solchen Träumen geplagt. Jedes Mal sah sie ihren Bruder Miles vor sich. Und jedes Mal sah sie, wie er Tot auf dem Boden lag. Er wollte nur Spaß haben. Lillian hätte ihn aufhalten können, doch sie ließ ihn. Deshalb wird sie  jeden Tag auf's Neue von Albträumen geplagt. Sie fühlt sich schuldig. Auch sah sie ihre Mutter, die neben seinem Totenkörper saß und weinte.
Sie fasste sich an die Stirn und sah sich im Zimmer um. Schwach drang das Morgenlicht durch die Fenster. Ihr Blick fiel auf den Wecker, der neben ihr auf einem kleinen Nachttisch stand. Erst halb sechs. Ihre Kehle war trocken. Ein Glas Wasser würde helfen. Sie stand auf und ging leise in die Küche. Sie nahm sich ein Glas aus einem Schrank und füllte es mit Leitungswasser und setzte es an ihre Lippen und trank hastig einige Schlucke. Schon viel besser. Sie stellte das Glas auf der Platte ab und stützte die Hände auf die selbige. Von ihrem Augenwinkel sieht sie den Gemälde. Der einzige Gemälde von der ganzen Familie. Ihre Mutter, ihr Vater, ihr älterer Bruder und sie. Dieser Anblick ließ sie weinen. Sie vermisste die Zeit, wo alles noch leicht war.

„Lilly? Bist du okay?", Luisa trat leise in den Raum. Schnell wischte Lillian ihre Tränen weg.

„Ja, es ist nur... ich kann das einfach nicht mehr. Alles erinnert mich hier an Miles. Ständig sehe ich ihn", schluchzte das Mädchen.

„Ich weiß, liebes. Aber glaub mir der Schmerz vergeht."

Luisa ist Lillian's Putzfrau, jedoch sah Lillian sie nie als ihre Angestellte. Für sie war Luisa ein Freund, der immer an ihrer Seite stand.

„Danke", flüsterte Lillian so leise, dass sie glaubte Louisa hätte sie nicht gehört, aber das tat sie.

Einige Zeit schwiegen beide. Dann hörten sie Schritte näher kommen.

„Morgen", sagte ihre Mutter und setzte sich zu ihnen. "Guten Morgen," sagten beide lächelnd.

„Ich habe eine große Verkündung. Für die nächsten Tage werde ich fort sein", sagte sie fröhlich. Sie strahlte übers ganze Gesicht.

Ein Lächeln breitete sich auf Lillian's Gesicht aus. Sie freut sich darauf das ihre Mutter fröhlich. Immerhin hat sie ihren Sohn verloren und leidet schließlich genauso wie Lillian.

„Du wirst solange hierbleiben. Luisa passt auf dich auf", erzählte sie mir.

„Ist gut, erzähl du mir auch wo du hin fährst?" fragt Lillian ihrer Mutter.

„Ein alter Freund von mir braucht meine Hilfe. Er hat sich schon lange nicht mehr bei mir gemeldet. Es freut mich also noch mehr das er es jetzt tut", strahlte sie.

Lillian stand auf. Sie wollte vor dem Frühstück noch ein Bad nehmen.

„Wenn ihr mich entschuldigt, nehme ich jetzt ein", teilte Lillian die beiden Frauen mit und verließ die Küche.

Sie ging ins Bad und ließ Wasser in die Badewanne. Schnell lief sie in ihr Zimmer und holte sich neue Anziehsachen. Zurück im Bad drehte sie das Wasser ab und stieg hinein. Das Wasser war angenehm warm.
Sie dachte wieder über Miles nach. Manchmal stellt sie sich vor, als wäre das niemals passiert. Als würde ihr Bruder noch leben. Sie vermisste ihn sehr. Egal an was sie gerade denkt, am Ende schweifen ihre Gedanken zu ihren älteren Bruder. Manchmal sind es schöne Erinnerungen an die sie denkt, manchmal sind es aber Vorstellungen, dass alle ihr die Schuld geben. Das sie jeder hasst und das sind die unschönen Dinge, welche sie nachts nicht einschlafen lassen. *Wieso habe ich mich versteckt? Ich hätte ihn helfen können.*, dachte sie.
Lillian seufzte und schloss die Augen. Sie blieb so noch ein bisschen liegen und wusch sich dann die Haare. Das Mädchen trocknete sich ab, kämmte ihre Haare und zog sich an.
Sie hört die Haustür klopfen. Keine zwei Sekunden später hörte sie Luisa mit einer Männer Stimme reden. *Vater!*, dachte sie. Sie hörten die beide reden, bis nach ihr gerufen wurde. Schnell zog sie ihr Kleid an und rannte runter, als sie in Sichtweite war, begann sie langsam und elegant zu gehen. Ihr Vater findet es unerhört sollte eine Lady sich nicht wie eine Lady verhalten und ärger wollte sie keine bekommen.

„Ah Lillian. Es freut mich dich zu sehen", begrüßt er sie.

„Die Freude ist ganz meinerseits, Vater", begrüßt sie ihn zurück und zwang sie ein lächeln.

Sie hasste ihren Vater. Er ist einfach abgehauen, als sie ihn am meisten gebraucht haben. Anders als sie es tat, verzieh ihre Mutter ihn direkt.

„Ich hoffe du wirst Luisa keine Schwierigkeiten zufügen, während ich mit deiner Mutter auf Reise bin", ermahnte er sie indirekt.

„Ich werde ihr keine Last zuleide tun", lächelte sie immer noch gezwungen.

„Das will ich hoffen", er verließ das Haus, gefolgt von Lillian's Mutter. Sie drehte sich schnell um und wank Lillian zum Abschied.

Luisa schloß die Tür und drehte sich zu Lillian: „Wenn du gehen möchtest, tu dir keinen Zwang. Sei vor ihrer Rückkehr wieder hier"

„Woher wusstest du das ich gehen wollte?", fragt das braunhaarige Mädchen überrascht.

„Intuition", lächelte Luisa sie an, daraufhin umarmte Lillian sie.

„Ich verspreche ich werde wiederkommen. Vor Mutter's und Vater's Rückkehr bin ich wieder hier."

Sie rannte schnell hoch und packte sich eine kleine Tasche mit allem nötigen drin. Dann ging sie zu deren Pferdestall und brachte ihr Pferd Molly raus.

„Auf wiedersehen, Lilly", verabschiedet Louisa sich.

„Auf wiedersehen, Luisa"

„Stell ja kein Unfug an und pass auf dich auf." Lillian nickte glücklich und ritt los.

Sie fühlte sich seit langem wieder frei. Sie würde einfach Reiten und alles erkunden und würde dann zurückkommen. Zu ihrer Mutter und Louisa.

You, Her and I     •The Trio against the World•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt